Die Herstellung von azulejos blickt auf eine über 500 Jahre alte Tradition in Portugal und Spanien zurück. Es waren die Mauren, die bei der Eroberung der Iberischen Halbinsel die Kunst der gemalten Kacheln mitbrachten. Der Name azulejo ist abgeleitet aus dem arabischen al zulaich, was so viel wie „kleiner polierter Stein" bedeutet. Noch heute sind die überwiegend ornamental verzierten Fliesen in maurischen Bauwerken wie der Alhambra in Granada oder der Mezquita in Córdoba zu bewundern.

Im Laufe der Jahrhunderte durchlief die Fliesenkunst verschiedene Stile, von der arabischen Relieffliese über glatte, handgemalte Kacheln bis hin zu großen figürlichen Wandbildern und Friesen. Ende des 17. Jahrhunderts entstanden schließlich in Portugal die berühmten blau-weißen azulejos als Reaktion auf die Delfter Fayence.

Der Name Majólica geht übrigens auf das Keramik-­Exportzentrum Mallorca zurück. Dieses gab der damals neuen italienischen Keramik mit ihrer verfeinerten Maltechnik den Namen. Dank der neuen Technik konnten Muster und Motive frei von der Hand auf den glasierten, ungebrannten Träger gemalt werden.

Obwohl die Industriefertigung immer weiter überhand genommen hat, gibt es in Spanien und Portugal noch heute eine ganze Reihe Betriebe mit traditionell überlieferter Herstellungsweise. Auf die vorgebrannte Scherbe wird bei dieser Arbeitsweise eine altweiße Grundglasur aufgetragen. Diese wird nach dem Trocknen mit Metalloxydfarben bemalt. Da die eigentlichen Farbtöne aber erst nach dem Endbrand bei circa 1.200 Grad Celsius zum Vorschein kommen, erfordert die Komposition der Dekore neben zeichnerischem Talent auch viel Erfahrung – schließlich wird jede Fliese handbemalt zu einem Unikat.

Auf Mallorca gibt es mehrere Spezialgeschäfte, die die handgearbeiteten Fliesen und nach individuellen Wünschen hergestellte Fliesenbilder im Sortiment haben. „Teulera can Benito" zum Beispiel, ein Fachgeschäft in Campos, hat zahllose Motive vorrätig, die auch auf der Webseite angesehen werden können. Blumen, Muscheln, Ranken, Blätter oder Tiere – die Bandbreite der Muster ist groß.

Am beliebtesten sind die klassischen Varianten mit Blau- und Erdtönen auf weißem Grund. Die Kunden statten mit den Kacheln sogar Schwimmbäder und Saunen, Wellnessbereiche, Hotels und Restaurants aus. Eine nette Idee für die Duschtasse sind sonnenförmige, sternförmige oder blumenartige Einsätze, in deren Mitte ein Loch für den Abfluss ausgespart ist. Auch fertige Waschschränke mit azulejos sind hier zu haben – dabei setzen sich die Fliesen des Schränkchens an der Wand dahinter fort.

Ebenfalls eine gute Auswahl führt der Fachhandel „Azulejos Bauza" in Palma. „Unsere rustikalen Kacheln stammen alle aus der Provinz Castellón in Valencia", sagt die etwas resolute Inhaberin. Die halbmaschinell gefertigten, sehr stabilen Fliesen (das Standardmaß beträgt 14 cm x 28 cm) kosten pro Quadratmeter um die 20 Euro. Es gibt sie auch mit zurückhaltenden weiß-blauen Mustern. Zudem werden hier rechteckige Bordüren in vielen verschiedenen Mustern angeboten, wobei eine Bordürenkachel mit rund vier Euro zu Buche schlägt. Verspielter sind die geschwungenen Bordüren, die auch mit Relief zu haben sind und etwas mehr kosten. Zu allen Wandfliesen gibt es natürlich auch die passenden Bodenfliesen, die etwas stabiler und meist größer sind.

„Die Bordürenfliesen wirken zwar wie handbemalt, sind aber maschinell gefertigt", klärt die Inhaberin auf. „Sonst wären sie zu diesen Preisen gar nicht zu haben." Natürlich kann man die Bordüren auch an vorhandene Fliesen in Küche oder Bad als krönenden Abschluss nachträglich ansetzen. Dabei muss man aber sehr genau auf die Farbe achten, denn zu rein weißen Fliesen, wie sie in vielen Standardbädern zu finden sind, passen die farbigen Bordüren nur selten.

„Im Grunde sind die azulejos genauso gut zu verfliesen wie industriell hergestellte Massenware", sagt Fliesenleger René Körber. „Das einzige Problem, das auftreten kann, sind Risse in der Verfugung, weil das Cotto-Material, aus dem die Kacheln bestehen, extrem Feuchtigkeit anzieht und so das Verfugungsmaterial austrocknet." Normalerweise arbeitet Körber immer mit Festpreisen für die Fliesenverlegung, „das ist besser für beide Seiten". Bei schwierigen Untergründen muss sich der Handwerker die Baustelle jedoch vorher persönlich angucken.

Keine traditionell gefertigten azulejos, aber dennoch sehr schöne handgemalte Fliesen verkauft in Artà seit 2001 „Terra Unikat". Der gelernte deutsche Bühnenbildner Jürgen Kötter hat hier rund 400 Varianten im Angebot, gemalt und zweifach gebrannt werden die Fliesen im rheinischen Euskirchen (www.terrakoetter.de). Von November bis Februar wird pausiert.

Ein Hingucker neben der Haustür sind die „spanischen Hausnummern", die Fliesen mit Zahlen also, die es überall auf der Insel in Souvenirläden zu kaufen gibt. Hier muss man pro Stück mit rund fünf bis acht Euro rechnen. Fertige Fliesentische mit einem gußeisernen Gestell und einer gefliesten Tischplatte, die mediterranes Flair auf die Terrasse zaubern, sind mittlerweile bei vielen Möbelhändlern und Baumärkten erhältlich, dabei sollte man rund 100 bis 200 Euro kalkulieren.

Adressen

Ca´n Benito

Carretera del Palmer, s/n

07630 Campos

Tel.: 971-65 09 06

www.canbenito.com

Azulejos Bauza

C/. de la Concordia, 45

07004 Palma

Tel.: 971-75 37 28

Fliesengalerie Terra Unikat

C/. Antonio Blanes, 14

07570 Artà

Tel.: 971-83 60 08

www.terrakoetter.de

René Körber

Fliesenleger

Tel.: 971-52 03 45