Sie ist einzigartig. Wie eine Insel auf der Insel, ein abgegrenzter Natur- und Kulturraum, ragt sie aus dem Meer und der Ebene. Sie hat eine lange Geschichte, bis heute sind dort die Spuren der Vergangenheit zu bewundern: jahrhundertealte Köhlerplätze etwa oder Terrassen aus der Zeit der Araber. Sie ist ganz anders als ähnliche Bergregionen im Mittelmeerraum. Ab 2011 soll Mallorcas Serra de Tramuntana von der Unesco zum Welterbe erklärt werden.

Dafür sorgen will vor allem Maria Luïsa Dubon. Die Raumordnungsdezernentin beim Inselrat treibt das Projekt seit zwei Jahren mit vollem Einsatz voran. „Die wichtigste Voraussetzung für diese Auszeichnung ist die Außergewöhnlichkeit eines Orts", erklärt sie. Nachdem Spanien Anfang Februar die aus vier Bänden bestehende und rund zehn Zentimeter dicke Bewerbungsschrift aus Mallorca als einzige des ganzen Landes in dieser Kategorie bei der Unesco eingereicht hat, ist die Tramuntana bereits offiziell als Kandidatin akzeptiert worden.

Nun geht der Bewerbungsmarathon in die heiße Phase. Inspektoren der Unesco werden inkognito nach Mallorca reisen und die Beschreibungen vor Ort überprüfen, indessen läuft auf der Insel die Öffentlichkeitsarbeit auf Hochtouren. Eine umfassende Internetseite mit spektakulären Bildern und allen Einzelheiten zu dem Projekt, eine täglich wachsende Fan-Gemeinde auf Facebook, Vorträge, Workshops in Schulen und Anzeigen sollen das Thema zur Herzensangelegenheit der Insel-Bewohner machen. „Die Unterstützung durch die Bevölkerung hat ebenfalls großen Einfluss auf die Entscheidung der Unesco", sagt Dubon.

Einen Makel allerdings kann sie nicht auswetzen. Spanien hat schon sehr viele ­Unesco-Titel, im Vergleich zu anderen Ländern nach Italien die meisten. Dies könnte der Tramuntana zum Nachteil gereichen, denn eigentlich sollen jetzt Staaten zum Zug kommen, die bisher noch weniger von Welterbe-Ehren profitieren. Entschieden wird von einem internationalen Komitee im Juni 2011 in Bahrein.

Falls sich die Tramuntana durchsetzt, würde das mit mehr Kultur- und Wandertouristen die oftmals als zu schwach beklagte Nebensaison beleben, glaubt Dubon. Und das Selbstwertgefühl der Einheimischen heben. „Wir Mallorquiner glauben ja oft, wir haben hier mit der Bebauung der Küste und dem Massentourismus alles falsch gemacht. So einen Schatz wie ein Unesco-Welterbe zu besitzen, würde die Leute stolz machen und sie auch dazu bewegen, diesen Ort zu schützen."

Mit dem Welterbe-Status würde zudem die Bewahrung der Kulturlandschaft gefördert werden. Denn viele der weitläufigen Ländereien (possessions) – 70 Prozent der Fläche, die ausgezeichnet werden soll, ist Privatbesitz – sind unrentabel und verwahrlosen. Ohne aktive Pflege verfallen die Trockensteinmauern, verwildern die Olivenhaine. Gleichzeitig ärgern sich die Wanderer über die vielen von Privatleuten versperrten Wege in der imposanten Landschaft. Manche sind tatsächlich privat, andere verschlossen, obwohl sie öffentlich sind. „Wir wollen eindeutig klären, welcher Weg benutzt werden kann und welcher nicht und zum Beispiel Abkommen mit Eigentümern treffen, so dass diese ihre Wege oder Häuser zur Besichtigung öffnen. Dafür bekommen sie dann Hilfen zur Erhaltung ihres Landguts."

Gleichzeitig sollen die erwarteten Besucherströme in dem Gebirge auf verschiedene Themen-Routen – zum Beispiel auf Spuren des Erzherzogs Ludwig Salvator oder entlang alter Bewässerungssysteme – gelenkt werden, um die Belastung für die Landschaft gering zu halten. „Wanderwege sollen auch mit dem Zug oder mit Kleinbussen erreichbar sein, um möglichst wenig Autos und vor allem keine Reisebusse im Gebirge zu haben. Einen Massentourismus wollen wir dort nicht", sagt Dubon. Dann wäre es ja auch nicht mehr die Tramuntana.

Die Tramuntana-Bewerbung in allen Details im Internet (spanisch, katalanisch, englisch).

Fan der Tramuntana-Bewerbung bei facebook werden.

In der Printausgabe vom 1. April (Nummer 517) lesen Sie außerdem:

– Selbstversuch: Die Fahrt mit dem Elektro-Rad

– Schön hier: Mallorcas beste Picknickplätze

Diese Artikel finden Sie auch hier.