In den engen Gassen riecht es nach frisch gebrannten Mandeln, Nutella-Crêpes und deftigem Fleisch. Ab und an ist Musik zu vernehmen, etwa von der Percussion-Gruppe "Bèsties Negres" (Schwarze Bestien): Knapp 20 Personen schlagen mit ihren Stöcken so fest auf ihre Instrumente ein, dass man sich fast die Ohren zuhalten muss. "Der Dijous Bo ist ein echtes Highlight im Jahr. Die Menschen kommen auch von den Nachbarinseln zu uns", sagen die Trommlerin Rafi Gutierres (39) und ihre Tochter Noelia Obrador (17). Für sie war es nicht der erste Auftritt bei dem großen Markt, spielen sie doch jedes Jahr in ihrer Heimatstadt.

Der "gute Donnerstag" in Inca, wie der größte Markt von Mallorca heißt, ist auch in diesem Jahr Anziehungspunkt für riesige Menschenmassen. Am Donnerstag (13.11.) strömten sie bei strahlendem Sonnenschein etwa mit einem der zahlreichen Sonderzüge in den 31.000-Einwohner-Ort im Inselinneren. Es ist ein alljährliches Ritual, wobei in diesem Jahr auch der 100. Geburtstag von Incas Teatre Principal gefeiert wird. Schon am Ausgang der Metro gibt es Schlangen. Die Menschen drängen sich vor die zahlreichen Stände. Man kommt nur langsam voran, es ist eher ein Schieben als Gehen. Wenig später im Stadtzentrum kollabiert das Handynetz. Auch das freizugängliche WIFI auf dem Rathausplatz funktioniert nicht. Die Leute schauen deshalb verdutzt auf ihre Handys. Es ist Dijous Bo.

In der Carrer del Pare im Herzen der Stadt dreht sich alles um einheimische Köstlichkeiten: An fast jedem Stand finden sich mallorquinische Produkte. So verkaufen Antoni und Miguel Morey aus Inca Ziegenkäse aus eigener Produktion. Das Paar ist zum ersten Mal auf dem Dijous Bo als Verkäufer vertreten. Direkt nebenan, an einem weiteren der insgesamt 500 Stände, fließt jede Menge Rotwein aus Santa Maria. Auch stehen große Körbe mit Oliven aufgereiht an einem gut 20 Meter langen Stand. "Vier von 20 Sorten kommen von Mallorca", informiert die Verkäuferin.

Ein Stückchen weiter verkauft José Covas Fleisch. Auf die Frage, welches Produkt er empfehlen könne, zeigt er stolz auf eine mallorquinische Sobrassada, eine luftgetrocknete Paprikastreichwurst. Covas kommt aus Pollença und ist mit seinem Stand oft auf Märkten präsent. Auch Produkte aus Katalonien hat er im Angebot. Aber wo kommen nun die besten Wurstspezialitäten Spaniens her? „Jede Region hat ihre eigene Art, Würste zu produzieren. Es hängt auch immer viel vom Wetter ab, wie lecker sie letztendlich ist", sagt er. Die Sobrassada wird aus dem "cerdo negro mallorquín", dem mallorquinischen schwarzen Schwein, hergestellt. Auf dem Platz El Bestiar haben an diesem Donnerstag mehrere Exemplare dieser Rasse bei einer Tierschau ihren großen Auftritt.

Nicht spurlos vorübergegangen ist der Dijous Bo an Luis Suárez. Der Barbesitzer hat am Nachmittag keine Stimme mehr. "Ich musste gestern Abend so laut mit den Kunden reden, dass ich heute eine Piepstimme habe. Es waren unfassbar viele Leute hier." Bis tief in die Nacht gab es Konzerte und Aufführungen, ehe der eigentliche "gute Donnerstag" so richtig losging.