Wer glaubt, auf der 45,2 Kilometer langen Strecke zwischen Palma und Manacor unbeobachtet zu sein, der irrt. Von einem unscheinbaren Gebäude am Rande der im Dezember 2006 eröffneten Schnellstraße mit den vielen Kreisverkehren wird alles von emsigen Mitarbeitern der Straßen­betreiber-Firma Pamasa ­24 Stunden lang im Auge behalten. Das Kontrollzentrum befindet sich auf dem Gelände der possessió von Malesherbes zwischen Algaida und Montuïri, Schilder weisen darauf hin.

Zwischen dem Kreisverkehr von Agama und dem Gewerbepark von Manacor sind 31 Kameras angebracht, zum großen Teil auf 15 Meter hohen Pfosten. Überwacht werden sie heute von Sabastià Sansó, einem der 20 Mitarbeiter des Kontrollzentrums. Er kann die Kameras unter anderem drehen und die Bilder heranzoomen. Die Aufnahmen werden, wie es heißt, drei Tage lang aufbewahrt und den Behörden übergeben, wenn diese Zugriff auf sie haben wollen.

Der Chef des Beobachtungs- und Instandhaltungszentrums ist Miguel Bauzá. Die Nummernschilder der Autos, sagt er, könnten ebenso wie die Anzahl der ­Fahrzeuge mit einem speziellen System ermittelt werden - zwölf Detektoren, die kleine (unter 5,5 Metern) und große Fahrzeuge unterscheiden. Sie können auch die Geschwindigkeit der Autos messen. Wobei Pamasa keine Bußgelder für zu schnelles Fahren verhängt, weswegen diese Daten außer Acht gelassen werden. Zuständig dafür ist die Guardia Civil.

Vergangenes Jahr wurden durchschnittlich 20.699 Fahrzeuge pro Tag auf der Schnellstraße registriert. „Momentan liegen wir 27,8 Prozent unter der bei der Eröffnung erwarteten Verkehrsdichte", so Bauzá. Das sei zu wenig, um die gewaltige Investition von 144 Millionen Euro - dabei sollen auch gehörig Bestechungsgelder an korrupte Politiker geflossen sein - bis zum Ende der Konzession im September 2042 wieder reinzuholen. Für jeden Kilometer, den ein Fahrzeug auf der Ma-15 zurücklegt, muss der Inselrat Pamasa 0,026 Euro zahlen. Das sind 1,15 Euro für die gesamte Strecke pro Fahrzeug, seien es Motorräder, Lastwagen oder Pkw. Alle drei Monate werden die Daten dem Inselrat übermittelt.

Von dem Kontrollzentrum aus können auch Hinweise auf acht über der Straße angebrachten Tafeln den Wetterbedingungen oder Straßenverhältnissen angepasst werden. Mittels einer ferngesteuerten Wetterstation können der Zustand des Asphaltes, Lufttemperatur, Feuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, Windrichtung und Luftdruck gemessen werden.

Aus dem Kontrollzentrum rücken die Mitarbeiter aus, wenn etwa Straßenschilder ausgetauscht werden müssen, von denen es auf der Strecke immerhin 2.163 gibt. Oder wenn Zäune der Ausbesserung harren, mit denen verhindert werden soll, dass Tiere die Fahrbahn überqueren. Oder wenn Mittelstreifen mit frischer weißer Farbe übertüncht werden müssen.

Vor der Eröffnung der Ma-15, wo die Höchstgeschwindigkeit fast durchgehend 100 Stunden­kilometer beträgt, war es zwischen Palma, Vilafranca, Montuiri und Manacor zu so vielen Unfällen wie nirgendwo sonst auf Mallorcas Straßen gekommen. Überholmöglichkeiten gab es kaum. Die neue 23 Meter breite Schnellstraße gilt dagegen als sicher. Um 26 Prozent sind die Unfälle seit 2006 zurückgegangen. Dank der lückenlosen Überwachung weiß man, dass es zwischen 2006 und 2014 zu genau 253 Unfällen kam, also im Schnitt 31,6 pro Jahr, wobei diese vor allem von mallorquinischen Fahrern verursacht wurden und nicht von Touristen, die fast ausnahmslos erheblich vorsichtiger unterwegs sind - schließlich kennen sie die Straße nicht. Im Schnitt werden im Jahr 49 Verletzte gezählt, 67 wären es statistisch, wenn die Straße nicht ausgebaut worden wäre. Zwischen 2010 und 2014 gab es keinen einzigen tödlichen Unfall. Dieses Jahr allerdings wurde ein Fahrradfahrer von einem betrunkenen Autofahrer erfasst und getötet.

„Die Straße ist Vorbild für die, die man zwischen Campos und Llucmajor bauen will", sagt Kontrollzentrums-Chef Bauzá, wobei auf deren Mittelstreifen dann keine Oleanderbüsche gepflanzt werden. Die nämlich bereiten den Kontrolleuren viel Kopfzerbrechen. Die langen Oleanderwurzeln können die Fahrbahn unterwandern und wellig machen. In der Nähe des Kult-Restaurants Es Cruce mussten einige der inzwischen 3,5 Meter hohen Pflanzen bereits entfernt werden. Sie wurden durch Rosmarin-Büsche ersetzt, die Kosten der Fahrbahnerneuerung für Pamasa waren erheblich.

Nachts, wenn zwischen den Kreisverkehren nicht allzu viele Scheinwerfer zu sehen sind, wird es den Kontrolleuren nicht unbedingt langweilig. „Wir bekommen dann umso schneller mit, wenn es irgendein Problem gibt", sagt Sebastià Sansó. Und vielleicht darf man ja eines Tages auch mal wegen Schneefall ausrücken, weil Salz gestreut werden muss. In den Lagerräumen des Kontroll­zentrums befinden sich davon jede Menge Säcke. Sie mussten noch nie geöffnet werden.