Größer soll es werden. Vielseitiger. Offener. So stellt sich Eva Frade das Sant Sebastià-Fest in Palma vor. Die Stadträtin für Bürgerbeteiligung und Raumordnung ist in diesem Jahr zum ersten Mal verantwortlich für die Organisation der Feiern für Palmas Schutzheiligen, die am Freitag (15.1) mit einem pregó durch die Schauspielerin Àssun Planas Guasp (20 Uhr) und einem Konzert des Mallorca Gay Men´s Chorus (20.30 Uhr) beginnen und bis zum 24.1. andauern. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der 19.1., der Vorabend des Ehrentages.

„In den vergangenen Jahren war Sant Sebastiá erstarrt", sagt Frade,die der neuen Linkspartei Podemos angehört und als Nachrückerin in den Stadtrat kam. „Die Feierlichkeiten waren von oben herab organisiert und wurden der weiten Bandbreite von Menschen unterschiedlicher Herkunft in dieser Stadt nicht gerecht."

Ein zentrales Element ihrer Feiern ist denn auch die Bürgerbeteiligung. Dieses Jahr drückt sie sich erstmalig dadurch aus, dass die Bewohner von Palma online über die Bands abstimmen konnten, die bei der revetlla, der Konzert- und Grillnacht am 19.1. spielen. 300 Bands hatten sich beworben. Gerade mal 2.100 Menschen stimmten ab, das waren nur 0,7 Prozent der Wahlberechtigten mit Bürgerkarte. „Natürlich bin ich mit so einem Ergebnis nicht zufrieden. Aber es war ein erster Schritt. Wir als Stadtverwaltung machen eine neue Politik, das kommt erst nach und nach bei den Menschen an. Wichtig ist, dass sie gute Erfahrungen mit dieser Politik machen, dass sie merken, dass ihre Stimme gehört wird."

Das Resultat der Abstimmung: ein Programm mit hauptsächlich mallorquinischen Künstlern und einigen spanischen Bands, die auf neun Bühnen in der Stadt auftreten ­werden. Zu den bekanntesten Künstlern zählen der Barde Tomeu Penya (Plaça de Cort, 22 Uhr), die katalanische Rockband Els Pets (Plaça d´Espanya, 0 Uhr) und die Heavy Metal-Band Mägo de Oz (Plaça de Joan Carles I, 1.15 Uhr) aus Madrid. Bevor die Musik beginnt, wird das große Lagerfeuer auf der Plaça Major vom „Drac de na Coca" entzündet. Bei dem Drachen handelt es sich um eine Legende der Stadt. Ein Ungeheuer, das im 17. Jahrhundert durch die Straßen Palmas zog und die Menschen terrorisierte, bis es vom Ritter Bartomeu Coc getötet wurde. In Wahrheit war es wohl eher ein Krokodil, das auf einem Handelsschiff nach Mallorca gekommen war. Das einbalsamierte „Original" kann man sich übrigens im Diozesanmuseum angucken.

Auch die traditionellen torradas, bei denen auf der Straße gegrillt wird, weisen in diesem Jahr eine Besonderheit auf: „Wir haben nicht nur die Anzahl der Grillstellen von 50 auf 70 erhöht, sondern auch dafür gesorgt, dass es auf jeder Plaza mindestens einen Grill geben wird, der für Vegetarier reserviert ist."

Ebenso verändert sich der Feuerlauf ­correfoc, bei dem die dimonis mit Fackeln und Feuerwerk durch die Straßen ziehen. „Wir haben ihn auf Samstag, den 23.1. verlegt. Zudem haben wir auch die Route verbessert. Jetzt geht es durch breitere Straßen, sodass sich mehr Menschen daran beteiligen und auch Menschen zusehen können, die Angst vor derm Feuer haben." Der Umzug beginnt um 22 Uhr an der Plaça Porta Santa Catalina. „Dieses Jahr sind 216 Teufel unterwegs", sagt Eva Frade.

Eine weitere Neuheit sei ein interkulturelles Programm, das am 22.1. auf der Plaça de l´Olivar mit Veranstaltungen zur Kultur der gitanos beginnt. Frade kann sich gut vorstellen, bei künftigen Ausgaben auch etwas zu deutscher Festkultur auf die Beine zu stellen, „um vom Klischee des Oktoberfestes wegzukommen".

Im Rahmenprogramm ist vieles ähnlich. Dazu gehören die Tiersegnungen vor der Sant Antoni-Kirche in der Carrer Sant Miquel am 17.1. (10 Uhr), Konzerte wie das am 18.1. auf der Plaça d´Espanya mit verschiedenen radiotauglichen Popkünstlern (21 Uhr), eine große Radtour durch die Stadt (20.1., 12 Uhr, ab Plaça de Cort) oder die 30. Ausgabe des Fotowettbewerbs Palma Fotográfica (24.1., 9.30 Uhr, Plaça Major).

Knapp 400.000 Euro beträgt das Budget für die Feier in diesem Jahr. „Das sind 12.000 Euro weniger als 2014", sagt Frade stolz. „Und das obwohl wir die Qualität und Quantität im Programm erhöht haben." Wie das? „Wir haben besser verhandelt, uns teilweise neue Partner geholt und deutlich gemacht, dass wir Sant Sebastà verändern wollen."

Dass nicht alle Ideen umgesetzt werden konnten, sieht Frade nicht als Problem. „Die Planung einer solchen Feier braucht viel Zeit. Wir haben erst im Sommer die Stadtverwaltung übernommen. Da waren viele Entscheidungen schon getroffen. Veränderungen durchzusetzen, ist mit hohem administrativen Aufwand verbunden." Aber nächstes Jahr ist ja auch noch ein Jahr.