Indien jenseits von Basmati, Curry und Masala

Von außen sieht Niranjan Singhs kleiner Laden an der Straße Manacor aus wie ein Internetcafé mit dem üblichen Zusatz­angebot an Getränken und Süßigkeiten. Im Inneren tut sich unerwartet die würzige Welt des indischen Subkontinents auf: süßer, frittierter weißer Kürbis, granatroter Blütenblattsirup, ein nicht näher zu definierendes „Panjab-Gemüse" in Dosen, sauer eingelegtes Gemüse mit grüner Mango und der indische Butterschmalz Ghee im Zwei-Kilo-Kübel. Deutsche Kunden zeigen sich Singh zufolge wenig experimentierfreudig: Sie kaufen vor allem Reis und Gewürze. Letztere kommen zwar mit orientalischem Antlitz daher, hinter dem Label versteckt sich jedoch das Unternehmen Global Food Trading, mit Sitz in Biebesheim südlich von Frankfurt.

New Indian Shop, Ctra. Manacor, 57

Marokkanische Teezeit auf dem Silbertablett

Marjan - Supermarkt mit lateinamerikanischen Produkten steht auf dem Schild. Stimmt auch, aber nicht nur. Ein verlässliches Highlight hier ist Betreiber Abderrahim Bellias mit seiner unverwüstlich guten Laune. Die Produkte seiner marokkanischen Heimat präsentiert er auf dem Silbertablett: Couscous, Gewürze und Regalbretter voller Tee gehören zum Standardsortiment - das orientalisch-stilvolle Ensemble aus Tablett, Kanne und gold-bunten Teegläsern gibt es gleich dazu. Wer etwas genauer hinschaut, entdeckt auch die scharfe Gewürzpaste Harrissa und in Salz eingelegte Zitronen. „Damit würzen wir Hühnchen", sagt ­Bellias, dessen Kunden aus aller Herren Länder kommen: „Russen, viele Latinos, Bulgaren, Rumänen", sagt der fröhliche Marokkaner.

Marjan, C/. Francesc Barceló i Combis, 6-8

Kulinarisches Roulette im chinesischen Supermarkt

Asialäden sind berühmt-berüchtigt für ihre teils rätselhafte Produktpalette. Langweiler beschränken sich auf den Kauf von Reis, Sojasauce und Thai-Curry-Pasten. Wer wahren Wagemut beweisen möchte, hat aber Gelegenheit, die gastronomische Katze im Sack zu kaufen: Fremdländische Schriftzeichen verwehren dem gemeinen Mitteleuropäer die korrekte Identifizierung so mancher Produkte. Auch in der direkten Kommunikation mit den chinesischen Inhabern treten massive Verständigungsprobleme auf: Wahlweise versteht der Besitzer die Frage nicht, oder die MZ-Redakteurin die Antwort. Das Geheimnis der Inhaltsstoffe bleibt so in den Tetrapaks, Flaschen und Beuteln verborgen, mögliche Rezeptideen auch.

Alimentos de China, Carrer Nicolau de Pacs, 10

Mit König Afrika auf die Palme kommen

Kistenweise Maniok aus Ghana, Erdnussbutter und Palmöl von „Mother Africa" oder „King Africa" verkauft Noelia Gadea im Oriundo an der Straße Manacor. Neben Zentnerladungen verschiedener Reissorten und mannigfaltiger Mehlsorten gibt es hier leuchtend orangefarbene Palmnuss-Creme, die in der afrikanischen Küche als Grundlage für Saucen und Suppen verwendet wird, oder zerstoßene Hibiskusblüten. „Damit kann man ein sehr erfrischendes Getränk zubereiten, oder man isst die Blätter mit Reis", sagt Gadea. Ihre Kundschaft sei sehr international. Die Afrikaner kämen aber vor allem, um bei ihr geräucherten und getrockneten Wels und Eidechsenfisch zu kaufen.

Oriundo - African and Indian Foods, Ctra. Manacor, 75

Scharfe Schoten und runzlige Knöllchen aus den Anden

Hijazy Yaseen hat seine Tarnung perfektioniert: Sortiment und Bachata-klänge im Hintergrund lassen selbst Experten glauben, er sei Latino. Doch der Mann kommt aus Sri Lanka. Sein Sortiment an Ají-Pasten lässt Anhänger der peruanische Küche die Spucke im Mund zusammenlaufen. Die scharfen Chili-Schoten werden auch gefroren angeboten. Genauso wie Bananenblätter für tamales oder fertige humitas, beides Wickel mit einer Masse aus Mais. Auch chuños gibt es. Die sehen zwar aus wie eine Art runzlige Nuss, sind aber Kartoffeln. Schon in präkolumbianischen Zeiten trockneten Andenvölker die Knolle, um sie haltbarer zu machen. Deutsche Kunden ­haben es in dem Laden aber auf anderes abgesehen, sagt Yaseen: „Sie kaufen vor allem Stachelannonen-Püree und Aloe-vera-Getränke."

Productos latinos Ad@ms, C/. Capitán Vila, 15

Rolmopsy, Klopski und polnische Würste

Augen auf beim Wurstkauf! Denn neben den Kühltruhen einer mallorquinischen Metzgerei in der C/. Manacor stehen Regale voller polnischer Spezialitäten, und da fühlt sich die deutsche Karnivorenseele doch wieder ein wenig heimisch: Fleischklöße in der Dose, Rollmops, Letscho und Meerrettich im Glas, geräucherter Käse, Bier, Würste und jede Menge Senf - das kennen wir doch! Zustande kam das ungewöhnliche Sortiment dank Wojciech Krzyzyk: Seine Frau Maria arbeitet seit vier Jahren in der Fleischerei, er vertreibt Produkte aus seiner Heimat. Also bot er Marias Chef eine strategische Kooperation an. „Ich ­bringe jede Woche ein paar neue Lebensmittel", sagt Wojciech Krzyzyk.

Carniceria sa Granja mallorquina, Ctra. Manacor, 49