Mit dem Elektroauto von Norddeutschland bis nach Mallorca - geht das wirklich? Ja, und zwar überaus bequem, sagt Matthias David. Der Unternehmer aus Reppenstedt bei Lüneburg hat es mit zwei seiner vier Töchter Mitte März getestet und für die MZ einen Reisebericht verfasst - für Nachahmer. Freilich müssen diese das nötige Kleingeld für den fahrbaren Untersatz erst einmal mitbringen. David reiste mit einem Tesla S, dem Edelelektroauto aus Kalifornien, das in der Anschaffung ab 70.000 Euro aufwärts kostet.

Wir, meine Töchter Leoni (13), Mia (7), unser kleiner Hund und ich, sind am 16. März um 12.15 Uhr in Reppenstedt in das kleine Abenteuer gestartet. Mit voller Akkuladung kamen wir ohne Zwischenstopp um 16 Uhr zum Supercharger in Kamen. An diesen Ladestellen, die Tesla quer über Deutschland und viele andere europäische Länder verteilt hat, lässt sich der Wagen gratis innerhalb einer halben Stunde fast komplett wieder aufladen. Eine Ladung reicht für etwa 400 Kilometer.

Der Tesla zeigt über den Bordcomputer alle Ladestationen auf dem Weg an. Da die Supercharger, die ausschließlich mit Ökostrom gespeist werden, meist an Raststätten oder Autohöfen stehen, nutzten wir die Zeit für eine Stärkung. Wir übernachteten in einem Hotel nahe Trier mit „langsamer" Lademöglichkeit über eine Schuko-Steckdose. Ich hatte vorher den Hotelbesitzer angerufen und ihn um eine Lademöglichkeit gebeten.

Am nächsten Morgen ging es um 8.30 Uhr weiter. In Frankreich luden wir am Supercharger in Metz unseren Akku innerhalb von 25 Minuten wieder auf. Das nächste Etappenziel war der Supercharger in Nancy. Nach 35 Minuten Ladezeit setzten wir die Reise um 11.50 Uhr fort. Um 14.30 Uhr erreichten wir Beaune und luden während der einstündigen Mittagspause den Tesla wieder auf. Jetzt trennten uns noch 335 Kilometer von Aubenas, dem Tagesziel. Wir verließen die Autobahn und genossen eine Landstraßenfahrt in eine noch teilweise verschneite Berglandschaft (Auvergne-Rhône-Alpes). Um 20 Uhr erreichten wir das Hotel Villa Elisa M. Es verfügt über einen abgeschlossenen und sicheren Hof mit Lademöglichkeit.

Tags drauf fuhren wir zum nächsten Ladestopp nach Narbonne. Um 15.25 Uhr passierten wir die spanische Grenze und nutzten den letzten Supercharger vor Barcelona in Girona. In Spanien gibt es derzeit nur zwischen Barcelona und Valencia eine weitere Schnell-Ladestation. Doch in den kommenden Jahren soll das Netz hier stark ausgebaut werden. Unsere Fähre nach Mallorca sollte in Barcelona um 22.30 Uhr ablegen, wir hatten somit noch über fünf Stunden Zeit. Am Fähranleger befindet sich zentral gelegen die Abfertigungshalle von Baleària. Nachdem wir auf dem Schiffsdeck die Parkposition gefunden hatten und der Hund sich im sehr sauberen Hundezwinger befand, suchten wir die Schlafkabine auf. Um 4.30 Uhr wurden wir geweckt und erreichten fast ausgeschlafen mit unserem Elektroauto Mallorca.

Unsere gemietete Finca nahe Santa Margalida verfügte über eine einphasige Ladestation Typ2. Der Sohn des Besitzers ist ein führender Mitarbeiter des Energieversorgers Endesa und entwickelt die Lade­infrastruktur auf den Balearen. Zwei Autovermieter auf der Insel bieten bereits jeweils zehn Nissan Leaf mit Endesa-Ladekarte an. Der Energieversorger hat auf Mallorca sechs Schnell-Ladestationen installiert.

Stromkosten fielen während der Anreise nicht an, die Ausgaben beschränkten sich also auf die Autobahngebühren (circa 73 Euro), die Kosten der Fähre (Hin- und Rückfahrt mit drei Personen und Hund circa 450 Euro) sowie die Hotelübernachtungen. Insgesamt dauerte die Anreise zweieinhalb Tage. Aufgrund der Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Autobahnen in Frankreich und Spanien ist mein Durchschnittsverbrauch auf unter 21 kWh/100 km gesunken. Die Supercharger in Frankreich und Spanien waren nicht zugeparkt, und es standen immer ausreichend Ladesäulen zur Verfügung. In Palma gibt es im Parkhaus am Parc de la Mar kostenlose Ladestationen.

Unsere Rückfahrt starteten wir am 1. April um 14.30 Uhr mit der Fähre in Alcúdia. Gegen 21.30 Uhr verließen wir in Barcelona das Schiff. Ohne Stau ging es voran. Ich nutzte die kurzen Ladezeiten an den Superchargern für Schlafpausen. Die meiste Zeit überließ ich dem Tesla-Autopiloten das Fahren. Klingt unvernünftig und ein wenig verrückt, ist es aber nicht. Der Tesla fährt bei eingeschaltetem Autopilot weitgehend selbst. Das Autofahren ist somit weniger anstrengend. Nach 1.887 km erreichten wir schon am 2. April um 21.15 Uhr unser Zuhause.

Ich werde beim nächsten Mallorca-Besuch wieder das Elektroauto nutzen. Hat man es sich einmal angeschafft, fallen deutlich weniger Kosten als bei einem herkömmlichen Wagen an. Die ersten zehn Jahre beispielsweise fährt man steuerfrei. Es gibt kaum Verschleiß, es fällt kein Ölwechsel an, es gibt keine Schäden am Motor und keine Erneuerung der Bremsen, da der Tesla durch den Elektromotor bremst. Außerdem gibt der Hersteller acht Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung.

Auf der Insel sprachen uns viele Urlauber und Einwohner auf den Wagen an, und wir mussten feststellen, dass noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Das Feedback war überaus positiv. Das nahezu geräuschlose und emissionsfreie Fahren gefällt vielen Menschen. Und Sonnenenergie zum Laden bietet Mallorca ja das ganze Jahr über reichlich.

Kontakt für weitere Auskünfte: m.david@david-comm.de