Dass Palmas schickste Straße bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts eine enge Bucht war, an deren Ufern sich Adelige Turnierkämpfe auf Pferden lieferten und Schergen der Heiligen Inquisition Hinrichtungen ausführten, dürfte nicht allgemein bekannt sein. Wo heute Filialen von Edel-Labels stehen, spuckte ehedem der jetzt viel weiter westlich befindliche Riera-Sturzbach bei Regen sein braunes Wasser ins Mittelmeer.

Sein jetziges Aussehen mit schattigen Alleebäumen erhielt der Passeig del Born, Palmas Mini-Champs Elysées, erst nach 1822, als hier Akazien gepflanzt wurden. Kurios dabei war, dass die Straße damals - Spanien war ein Ständestaat erster Ordnung - aus drei Parallelwegen bestand, die durch Bäume getrennt waren. Der mittlere war nur Mitgliedern höherer sozialer Klassen vorbehalten, ein seitlicher den alten Leuten und ein weiterer der bettelarmen Mehrheit. Die allseits bekannten Löwen, erste Steinbänke und die beiden Springbrunnen wurden aufgebaut, als Königin Isabel II. 1833 - sie war drei Jahre jung - an die Macht kam und der Boulevard in „Salón de la Princesa" umbenannt wurde.

Mit der Zeit wurde die auf Spanisch Borne genannte Straße immer urbaner: 1859 platzierte man hier - was einer Revolution gleichkam - die ersten vier Gaslaternen. In den Folgejahren kamen einige Paläste hinzu, viele davon entworfen von der Creme de la Creme der Insel-Architekten: Pere Alomar, Antoni Sureda und Gaspar Bennàssar.

Bereits vor den meisten anderen Gebäuden hatte hier an der Nummer 27 der Palast Can Morell gestanden, der Oliven-Dynasten aus Alaró gehörte. 1975 ging er in die Hände der Stadt über, die ihn als Ausstellungshalle nutzt. Noch vier Jahre nach dem Tod des Diktators hieß der Borne im Übrigen noch offiziell nach dem im November 1975 verschiedenen Francisco Franco.

Auf dem feinen Boulevard haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt Edelmarken wie Vuitton, Tous, Escada oder Relojería Alemana niedergelassen. Hinzu kommt das 2014 eröffnete Fünf-Sterne-Boutique-Hotel Can Alomar. Längst nicht so luxuriös, aber dafür groß, sehr groß ist die erst unlängst in dem ehemaligen Born-Kino ausgebaute Filiale der Modekette Zara.

Zwischen den Baumreihen stehen Tische und Stühle der Cafés - sehr zum Ärger der Denkmalschützer, die dadurch historische Sichtachse und öffentlichen Raum ­beeinträchtigt sehen. Bei einer Volksbefragung im Dezember 2015 aber obsiegten die Befürworter. Und so ist der Borne gerade im Sommer wie eine Art Wohnzimmer, in welchem kein hässliches Staubkorn das gemütlich-gehobene Ambiente stören darf. Man kann sich auf einer Bank fläzen, darf dabei aber nicht allzu schlecht aussehen, zumal die vielen teuren Produkte hinter den glänzenden Schaufenstern einem immer wieder mitzuteilen scheinen: „Sitz bitte gerade!"