Was hat es wohl mit Can Picafort auf sich? „Wir fahren nirgends anders mehr hin", sagt Nicole Neises, die mit ihrem Begleiter Bernhard Brinskelle gerade wieder einmal zwei Wochen Urlaub in dem Küstenort verbringt. Der Duisburger ist nach eigenen Angaben seit etwa 20 Jahren dreimal im Jahr hier. Can Picafort ist seine zweite Heimat. Neises kommt seit sieben Jahren regelmäßig mit. Eigentlich könnte man sich langsam mal eine Wohnung hier kaufen, sagt sie, aber wirklich ernsthaft hätten sie das bisher nicht überlegt. Vielleicht, wenn sie dann mal im Ruhestand sei. „Can Picafort hat einfach ein ganz besonderes Flair", sagt ­Bernhard Brinskelle.

An diesem heißen Donnerstag (30.6.) schieben Familienväter schwitzend Kinderwagen über die gepflegte Promenade. Jede Menge Rentner flanieren am Meer entlang oder sitzen bereits um 12 Uhr in einem der vielen Restaurants bei Paella und albóndigas. Neben Deutsch ist auch Englisch, Russisch, Spanisch und sogar Arabisch zu hören. Am Strand ist gut was los, aber die Badegäste liegen sich nicht gegenseitig auf den Handtüchern, wie teilweise andernorts auf Mallorca.

Viele der Urlauber, mit denen die MZ vor Ort spricht, sind seit Jahren Stammgäste. So wie das Ehepaar Christians aus dem ostfriesischen Aurich. Sie seien „bestimmt zum 15. Mal auf der Insel, davon zum zehnten Mal in Can Picafort". Diesmal ist auch Sohn Denis mit Frau und dreijährigem Sohn mitgekommen. „Wir waren vor Jahren zunächst in Port d´Alcúdia, dann in Cala Ratjada und Cales de Mallorca, und sind dann hier gelandet. Hier gefällt uns der Strand mit Abstand am besten", erzählt Heiko Christians.

Das Ehepaar ist im Hotel Gran Bahía abgestiegen, das keine 20 Meter Luftlinie entfernt direkt an der Strandpromenade liegt. Das Haus wurde vor Kurzem renoviert und hat jetzt vier Sterne. „Die Preise sind aber seit Jahren nicht gestiegen", sagt Renate Chris­tians -

auch das ein wichtiger Aspekt bei der Wahl des Urlaubsortes. Die Niedersachsen buchen gerne Halbpension, weil sie so das gastro­nomische Angebot des Ortes besser nutzen können. „Und wir ­wollen ein bisschen Ruhe im Urlaub, deshalb ist Can Picafort genau das Richtige."

Can Picafort, sagen die Can-Picafort-Fans, habe Suchtpotenzial. Das findet auch Angelika Gabler aus Bremen, die mit ihrem Mann seit Jahren hierherkommt. „Wie oft genau wir schon da waren, weiß ich gar nicht mehr", erzählt sie und schaut unter ihrem Sonnenschirm hervor. Die Gablers kennen von früheren Urlauben beinahe jede Urlauberhochburg auf Mallorca, doch Can Picafort „ist der Favorit". Auch, weil sich der Ort gemacht habe in den vergangenen Jahren. Die Strandpromenade, die ausnahmslos von allen Urlaubern, die die MZ angesprochen hat, gelobt wird, habe viel dazu beigetragen. „Bei unserem ersten Besuch hier vor 20 Jahren gab es die nicht."

Heute wird sie gerne von Kindern mit den verschiedensten Fahrzeugen als Rennstrecke genutzt. Fahrrad, Dreirad, Tretroller - alles ist vertreten. Und so ersetzt das Kindergeschrei die dröhnende Musik, die etwa an der Playa de Palma oder in Magaluf allenthalben aus den Lautsprechern quillt. Folglich sind angesichts dieser friedlichen Stimmung auch diejenigen, die das erste Mal da sind, ganz beglückt. Peter Görk etwa verbringt gleich vier Wochen hier und ist von Strand, Hotel und Servicepersonal hellauf begeistert. „Wir kommen bestimmt wieder", sagt er mit norddeutschem Akzent.

Can Picafort biete eben alles, was man sich nur wünschen könne, finden auch die Duisburger Nicole Neises und Bernhard Brinskelle. „Hier abends direkt am Ufer zu sitzen und noch etwas zu trinken, das ist schon ein Traum." Ein wenig Spanisch können sie inzwischen, und ihr Obst kaufen sie in der spanischen frutería an der Ecke.

Als treue Can-Picafort-Fans ist ihnen nicht entgangen, dass die Gemeindeverwaltung von Santa Margalida viel dafür tut, dass sich die Touristen wohlfühlen. Der Ort sei sauber, in diesem Jahr sind neue Strohsonnenschirme am Strand aufgestellt worden, und Neises will erfahren haben, dass demnächst noch neue rote Liegen dazukommen. „Und dann dieser tolle, unverbaute Blick aufs Meer und über die ganze Bucht, die von den Bergen eingerahmt wird", schwärmt sie.

Unwillkürlich zuckt man leicht zusammen und stellt fest, wie sich an der Strandpromenade Hotels und Bars lückenlos aneinander­reihen. Unverbaut ist hier wenig. Doch das ist alles eine Frage des Standpunkts: Von der Strand­promenade schaut man nur in eine Richtung. Aufs Meer.