Wenn Luxus selbstverständlich ist, bekommen einfache Dinge einen besonderen Stellenwert. Für Louise Davis, PR-Managerin im Belmond-Hotel La Residencia, sind es die „authentischen Erfahrungen", die weit gereiste und vermögende Gäste besonders zu schätzen wissen. Etwa eine Wanderung mit dem Esel über die zwölf Hektar große Finca zu einem Aussichtsbalkon oder die hoteleigene Hütte in den Bergen. Ein Champagner-Picknick zwischen jahrhundertealten Olivenbäumen oder ein Malkurs bei einem einheimischen Künstler.

In dem Fünf-Sterne-Hotel der Orient-Express-Kette, ehemals Besitz des Virgin-Magnaten Richard Branson, steigt niemand zufällig ab. Wer kommt, der hofft, einen Hauch von Deiàs authentischem Künstlerambiente zu atmen, noch etwas vom prickelnden Flair der 60er-Jahre zu spüren, als Maler tagsüber mit ihren Staffeleien im Dorf unterwegs waren und abends in einer der Bars die Nacht durchfeierten.

Dass La Residencia die ideale Absteige für Luxus-Romantiker und Prominente wurde, die sich gerne mit Kreativen umgeben, dafür legte das deutsche Ehepaar Axel und Kristen Ball 1984 den Grundstein. Es verwandelte die zwei ehemaligen Bauernhäuser Son Canals und Son Moragues und die alte Ölmühle in ein Landhotel mit 15 Zimmern, übrigens das erste Agroturismo der Insel. Jedes dieser Zimmer ist noch heute individuell und mit alten mallorquinischen Möbeln eingerichtet - damals ein Novum. Mit ihrem Freund, dem Künstler Georges Sheridan, dekorierten die Balls das Hotel mit Werken von Künstlern der Nordküste.

Rund 500 Bilder und Objekte sind heute über die Räumlichkeiten des Hotels verteilt, zudem gibt es eine eigene öffentliche Kunstgalerie (vom 15.8.-15.9. sind hier Werke von Antoni Tàpies ausgestellt), zwei Hauskünstler mit Atelier (der Maler Alan Hydes und der Bildhauer Joan Waelder) sowie einen Skulpturenpark im Garten mit rund 50 Werken - im La Residencia wird der Kunst-Mythos der Costa Nord erfolgreich am Leben erhalten.

Da Jahr für Jahr mehr Gäste aus England, Amerika, Deutschland und der Schweiz kamen, wurde das Anwesen, das sich bis hoch in die Tramuntana erstreckt, um mehrere Neubauten erweitert. Die Anzahl der Zimmer und Suiten kletterte auf 67, in diesem Winter kommt ein weiterer Neubau mit sechs Einheiten dazu (Übernachtung 490 Euro bis 4.000 Euro inkl. Frühstück).

Da fragt man sich schon, wie die erlesenen Gäste, darunter Musikgrößen wie Bob Geldof und Bruce Springsteen, U2-Sänger Bono, Schauspielerin Kirsten Dunst oder Model Kate Moss, in einem Hotel dieser Größenordnung noch Privatsphäre genießen können.

Louise Davis führt uns zum Fahrstuhl, sie möchte den Rundgang von oben beginnen. Im Adults-only-Bereich Tramuntana, auf Höhe von Deiàs Dorfkirche, befinden sich acht Zimmer, sechs mit eigener Terrasse und Privatpool. Unter uns fügen sich mehrere Sonnenterrassen, zwei Pools und die Hotelgebäude aus Marès-Stein malerisch in die terrassierte Landschaft ein. Dank Landschaftsschutz ist das Verhältnis zwischen Natur und Architektur in Deià noch immer perfekt proportioniert und auch das La Residencia hält sich an diese ästhetischen Spielregeln. Louise zeigt auf den ehemaligen Wachturm - heute beherbergt er eine De-luxe-Suite mit Dachterrasse: „Das ist der älteste und ursprünglichste Teil von Son Canals aus dem 14. Jahrhundert."

Auf dem Weg dorthin begegnen wir treppab immer wieder versteckten Terrassen mit Liegestühlen, passieren kleine üppig bepflanzte Gärten, kommen an dem luxu­riösen Spa mit Indoor-Pool vorbei und begegnen schließlich Blumenmädchen Marlene, die mit einem Korb voller Lilien und Rosen an uns vorbei­eilt, um die prachtvollen Sträuße unbeschadet durch die 30-Grad-Mittagshitze in die Privatvilla zu bringen - eine exklusive Residenz auf drei Ebenen, mit drei Schlafzimmern und Pool.

Luxus bedeute, mehr zu bekommen, als man erwarte, findet Louise Davis, die 1977 von Liverpool auf die Insel kam und im Nachbarort Valldemossa wohnt. Große, bequeme Zimmer, qualitativ hochwertigste Betten sowie ein exzellenter Service seien selbstverständlich. 160 Mitarbeiter, viele von ihnen arbeiten seit der Eröffnung im Hotel, kümmern sich um das Wohl der Gäste - darunter zahlreiche Paare mit Kindern, die ihren Nachwuchs tagsüber im hoteleigenen Kids Club abgeben können.

Ebenfalls wichtig sei das kulinarische Angebot, so Louise Davis. Tagsüber tafelt man mit Dorfblick auf der großen Terrasse des Café Miró mit spanisch-mediterraner Küche und Tapas-Angeboten. Abends lässt man sich im Ambiente der alten Ölmühle von Chefkoch Guillermo Méndez im Lokal El Olivo verwöhnen. Neben ausgeklügelten Gourmet-Menüs ordern die Gäste gerne Lamm von der Insel, Gambas aus Sóller und möchten vom hauseigenen Olivenöl probieren. „Da sind sie wieder, die einfachen, authentischen Dinge, die Mallorcas Reichtum noch immer ausmachen", so Louise Davis.