Joan Palmer muss selbst lachen, als er eine Plastikfolie mit dem farbig aufgezeichneten Wappen von Manacor in die Höhe hält: Es zeigt eine Hand, die ein Herz umgreift. „Nach der Eroberung von Mallorca durch Jaume I. haben die Einwohner einfach beschlossen, Manacor komme von mano und corazón." Doch in Wirklichkeit sei Manacor eine Abwandlung der arabischen Bezeichnung Manqur, die für den gesamten Inselosten galt.

Der Guide

Der 53-jährige Familienvater ist nicht Historiker oder Archäologe, sondern Fremdenverkehrswirt und lebt in Son Servera. Er leitet gelegentlich Gruppen durch das in einem Gemäuer aus dem 13. Jahrhundert untergebrachte gemeindeeigene Museu d´Historia de Manacor. Ansonsten ist er so eine Art Mann für alles. In Blickweite von Rafa Nadals blitzblankem neuen Sportzentrum wird in der schon 90 Jahre alten Einrichtung die Geschichte Mallorcas vor allem im Erdgeschoss begreifbar gemacht - unter anderem mit Exponaten aus der Römerzeit wie einer Büste des Weingottes Bacchus und mit auf der Insel gefundenen auffallend großen Mosaiken aus frühchrist­licher Zeit.

Die Gruppe

Mit einem locker-humorigen Mundwerk führt Joan Palmer am Freitag (12.8.) eine zwölfköpfige Gruppe von Archäologiestudenten durch das kleine Museum. Die jungen Leute befreien im Augenblick an der Burg von Alaró alte Zisternen aus arabischer Zeit vom Gestrüpp, damit dort ein größeres Ausgrabungsteam aktiv werden kann. „Wir kommen vor allem aus Andalusien und von den Kanaren und sind jetzt einige Wochen lang auf Mallorca", sagt Carlos, einer der geschichts-begeisterten.

Zur Freude des MZ-Teams findet die Führung denn auch nicht auf Katalanisch statt, sondern auf Spanisch. Sie dauert etwa eine Stunde und beinhaltet auch den zweiten Stock des Torre dels Enagistes genannten Gebäudes. Joan Palmer zeigt uns dort an Graffiti erinnernde Wandzeichnungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Auf einer ist ein Mann zu sehen, der einen Drachen steigen lässt.

Im Lagerraum des Museums weist der Guide auf Scherben von Gefäßen aus römischer Zeit hin, die erst vor Wochen von Archäologen aus einem Galeerenwrack bei Porto Cristo geborgen wurden und in mit Wasser gefüllten Bottichen liegen, damit sie nicht zerfallen. „Dieses Wrack ist wohlbekannt, ich kenne 70- bis 80-Jährige, die als Kinder dorthinab tauchten und den ersten Touristen - heute ist das verboten - für eine Handvoll Peseten ihre Fundstücke verkauften", sagt Joan Palmer.

Das nehmen wir mit

In Manacor wird noch mal eindrücklich in Erinnerung gerufen, dass Mallorca eine wechselvolle Geschichte hatte, bevor es zur Ferieninsel wurde. Joan Palmer weiß nebenbei auch das Rätsel der steinernen Kreuze zu lösen. Zwei davon liegen neben den römischen Scherben im Lagerraum. Sie sind etwas über einen Meter hoch, in den Ausstellungsräumen ist momentan kein Platz für sie da. „Das sind die Wegweiser des 18. Jahrhunderts", weiß Joan Palmer. „Auf Mallorca zeigten sie die Grenzen zwischen den Dörfern an." Wer suche, finde einige dieser Kreuze noch heute - „etwa an der Straße von Son Servera nach Artà, bei Pollença oder sogar im Umkreis von Palma."

Wann, wie, wo

Wer eine Führung im Museu d´Historia de Manacor wünscht, muss mit mindestens zehn Personen anrücken und sich unter Tel.: 971-84 30 65 anmelden. Joan Palmer spricht auch Englisch und etwas Deutsch. Die Öffnungszeiten bis zum 15. September: Mo.-Sa. 10-14 und 17-19.30 Uhr, So. 10.30-13 Uhr. Di. geschlossen. Der Eintritt ist frei.