Johannisbrot-Produkte sind stark im Kommen. Endlich sollte man sagen, denn angesichts der vielen Johannisbrotbäume auf der Insel war es eine Schande, dass man daraus kaum Nutzen zog und die wertvollen und auch sehr gesunden Schoten teils gar nicht oder nur als Futtermittel verwendete. Den Anfang machte die Firma Es Garrover in Llucmajor, die sich schon seit Jahren mit Johannisbrot beschäftigt, aber erst im vergangenen Jahr damit begann, Johannisbrotmehl auf den Markt zu bringen und bekannt zu machen. Dazu veranstaltet Es Garrover publikumswirksame Showcookings und holt renommierte Köche mit ins Boot, die aus dem Mehl köstliche Dinge schaffen (www.esgarroverdemallorca.com).

Zwei neue Produkte basieren ebenfalls hauptsächlich auf den Schoten beziehungsweise dem Fruchtmark, der Pulpa: Quirat, eine Art Schokolade, und Tragus, ein Likörschnaps. Wir stellen sie vor.

Quirat

Zwei junge Frauen in Campos, Freundinnen. Die eine Schweizerin und gelernte Hotelfachfrau: Stephanie Fernando Krähenmann. Sie arbeitet mittlerweile in dem Familien­betrieb Cruz 20, eine Kreuzung aus Bistro und Boutique. Die andere eine mallorquinische Künstlerin, die auch international ausstellt: Mònica Fuster Julia. Bei der Suche nach einem gemeinsamen Projekt kamen sie auf die algarrobos. Zum einen, weil sie über eine drohende Schokoladenkrise gelesen hatten und die entstehende Lücke füllen wollten, zum anderen, weil sie ein mallorquinisches Produkt integ­rieren möchten, das es auf der Insel zuhauf gibt. „Es war ein langer Prozess, bis wir nach vielem Experimentieren schließlich den jetzigen Geschmack erreicht haben", erzählt Krähenmann. Schließlich sollte das Resultat besser schmecken als andere Johannisbrot-Produkte, die sie zuvor probiert und als etwas langweilig befunden hatten. „Das motivierte uns, etwas Besseres, Feineres zu kreieren." Gesagt, getan.

Nun ist „Quirat - Dolç de Garrofa" auf dem Markt, eine schokoladenähnliche Süßigkeit ganz ohne Kakao. Bislang gibt es sie nur im Cruz 20 zu kaufen. „Wir sind noch in Gesprächen mit anderen exklusiven Delikatessen­geschäften", so Krähenmann. Da es ein reines Naturprodukt ohne Konservierungs- oder andere Zusatzstoffe sei, wäre es aus Haltbarkeitsgründen sowieso eher für die kältere Jahreszeit geeignet.

Es gibt nicht nur die pure und eine zuckerlose Version, sondern auch Varianten mit Mandeln, getrockneten Feigen (von der Finca Son Mut) und Aprikosen (aus Porreres), Orangen- und Zitronenschalen, Flor de Sal (das Original von Es Trenc) oder Rosmarinblüten (aus dem eigenen Garten). Quirat gibt es als gebrochene Tafeln oder auch in Form einer Johannisbrot-Schote, für die sie selbst gefertigte Silikonformen gebastelt haben.

Angestrebt ist nicht nur die Akzeptanz als ein neues, feines mallorquinisches Produkt, sondern verkauft wird gleichzeitig auch Kunst, denn Mònica Fuster kreiert für die Schoten Verpackungs-Unikate. „Wir denken, das ist eine interessante Geschenk­idee für Firmen, die ihren Kunden damit einen speziellen Mix aus Mallorca und Kunst gönnen." Fuster ist auf dem Kunstmarkt etabliert, insofern könnten sie mit ihrer Idee der signierten und nur in limitierter Stückzahl erhältlichen Schoten-Packungen recht behalten (25 Euro). Es sei ihnen wirklich

vergönnt, denn ihr Quirat schmeckt köstlich.

Tragus

Da fehlen eigentlich vorne noch drei Buchstaben: Myo. Dann hätte man den Namen Myotragus, eine Höhlenziege, die vor 7.000 Jahren auf den Balearen lebte, einige Tausend Jahre später ausstarb und nur durch Skelettfunde bekannt wurde. Die meisten fand der Künstler und Archäologe Bill Waldren 1962 in einer Höhle zwischen Deià und Sóller auf dem Landgut Son Muleta. Und eben dies gehört der Familie Ball. Dort lebt Sarah Ball, Tochter des legendären deutschen Deià-Unternehmers Axel Ball (er baute die Hotels Es Molí und La Residencia), halb Deutsche und halb Engländerin, aber geboren auf Mallorca. Sie ist Architektin, Immobilienunternehmerin, eine typisch kreative Deiànerin und immer auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern. So kam sie auf die Idee die „schönen magischen Bäume zu einem Likör-Schnaps zu verarbeiten", den sie Tragus nannte. Wegen dem Myotragus, aber auch, weil beber un trago übersetzt etwa „einen Schluck trinken" bedeutet, quasi ein Schnapsglas voll.

Zunächst als Geschenk für Freunde gedacht, waren die ersten Proben, die man gemeinsam mit der Firma Dos Perellons erstellte, so vielversprechend, dass man den Likör in den Handel brachte (ab 25 Euro). Aber in kleinen Schritten. „Es gibt keinen Zeitdruck, Geld verdienen wir mit anderen Geschäften", so Sara Ball, deren Immobilienbüro-Mitarbeiter Biel Pau Bibiloni sich aktuell nur um Tragus kümmert.

Wichtig ist den beiden auch die Präsentation. Dafür hat man eine schicke und kompakte Flasche in Italien gefunden. Der Schädel prangt auf dem Logo, und als kleines Geschenk erhält man mit jedem Flaschenkauf einen metallenen Doppelanhänger: den Myotragus-Kopf und ein Amulett mit Bild- und Schriftzeichen, die an einer alten Steinwand auf der Finca eingeritzt sind.

Bibiloni und Ball präsentieren den Likör auch auf Veranstaltungen. Dafür haben sie extra einen urzeitlichen Stand kreiert. Die Mitarbeiter tragen Steinzeit-Kostüme, und die Keramikkünstlerin Dora Good aus Deià hat passende kleine Steingut-Becher kreiert. Es hat ein wenig von einer Theater­inszenierung, aber Marketing kann viel bewirken, und das Branding der Marke ist einzigartig und spektakulär. Das kann man auch auf der Homepage bewundern, die viele Bilder der „Steinzeitmenschen" zeigt - drei davon sind Sara Balls Kinder, die ebenfalls vom Tragus-Fieber infiziert sind. Den süffigen, leicht süßen dunklen Likör, der neben Johannisbrot auch verschiedene Kräuter und Gewürze beinhaltet und vor allem als Digestif getrunken wird, schenken bislang etwa die Bars Flexas und La Golondrina in Palma oder Sa Fonda in Deià aus.

Quirat, Mònica Fuster und Stephanie Krähenmann, Tel.: 634-50 80 18 oder Cruz 20, C/. Cruz 20, Campos, quiratmallorca@gmail.com

Likör Tragus, Kontakt: C/. Arxiduc Luis Salvador, 9, Deià. Tel.: 971-63 64 51, www.tragusdeia.com