Serie: Hideaways auf Mallorca - Kaum zu glauben, dass Helmut Schmidt kein Wort mit dem Personal gewechselt haben soll. Der für seine Redseligkeit bekannte Altkanzler kam mehrmals nach Can Simoneta, zuletzt vor rund fünf Jahren, um im Nordosten Mallorcas unbeobachtet von der Öffentlichkeit Urlaub zu machen.

In dem Fünf-Sterne-Haus am Meer (adults only) fand er die nötige Ruhe zum Schreiben und genoss den Blick gen Horizont. So berichten es zumindest Hotelangestellte, die dem schweigsamen „Señor Schmidt" täglich das Frühstück, Mittag- und Abendessen aufs Zimmer brachten. Seine Suite verließ er praktisch nie, nur abends machte er ab und zu einen kleinen Spaziergang um das Haus herum. Bis zum Pool kam er dabei nicht. Der Staatsmann reiste stets in Begleitung zweier Bodyguards und betrat das Hotel statt über den Haupteingang lieber durch ein altes, schmiedeeisernes Tor, das vom Parkplatz in den mit Kiefern, wilden Pistazien- und Olivenbäumen bewachsenen Garten des Hotels führt.

Von hier sind es nur ein paar Schritte bis zu Helmut Schmidts Stamm-Suite Nummer 25. Sie befindet sich zusammen mit sechs weiteren Zimmern im ältesten Teil des Hotels, dem 140 Jahre alten Wächter­haus. Einer der ehemaligen Aufseher, die kontrollierten, dass keine Schmuggler an Land gingen, war ein gewisser Simonet. Nach ihm wurde das 2005 eröffnete Hotel benannt.

Später bewohnte ein Pfarrer das Wäch­terhaus. Für seine Gesundheit empfahl ihm sein Arzt tägliche Bäder im Meerwasser. So ließ der Geistliche eine Wendeltreppe in die Klippen bauen, über die Hotelgäste noch immer zur Privatbucht hinuntersteigen können. In den Felsen eingelassen entdeckt man dort ein großes natürliches Steinbecken, das von Meerwasser durchspült wird - hier muss der Pfarrer abgetaucht sein. Badenixen und Schwimmliebhaber laufen über die ebenen Steine lieber gleich ins Meer, um Anfang Juni die ersten Runden durch die türkisblauen Wellen zu kraulen.

Die meisten Gäste trifft man allerdings oberhalb der Bucht an, rund um die weitläufige Rasenfläche. In Can Simoneta findet jeder seine eigene kleine Urlaubsinsel: auf einem Balkon hoch über dem Meer mit Platz für zwei Liegestühle und Sonnenschirm. Einem Holzdeck im Garten mit Daybed und Jacuzzi. Oder in einer der Hängematten zwischen schattigen Kiefern. Und in den Postkartenblick auf endloses Blau schiebt sich höchstens mal der Blütenstängel einer Agave.

Dass auf der Finca früher Kühe friedlich grasten, lässt sich höchstens noch an einer alten Steinmauer erahnen, die das Anwesen umgibt. Den ehemaligen Kuhstall ließ die Besitzerfamilie Morey zu einem modernen Gebäudeensemble umbauen, in dem sich jetzt die Rezeption, ein Salon mit Bibliothek und Kamin, das Res­taurant sowie elf Zimmer und Suiten mit eigener Dachterrasse und Jacuzzi befinden (Preis zwischen 400 und 1.550 Euro pro Nacht inklusive Frühstück).

Die Inneneinrichtung stammt von dem mallorquinischen Architekten Antoni Esteva, dessen Handschrift - weiß und puristisch - auch das Hotel Convent de la Missió in Palma oder das Landhotel Son Gener in Son Severa tragen. Die Hotelbesitzer sind begeisterte Kunstliebhaber, ihnen gehört auch der alte Turm von Canyamel nahe des Hotels, in dem sich eine Galerie befindet. Das Haus von Can Simoneta schmücken zum Beispiel Werke von Miguel Sara­sarte, den Garten Skulpturen von Joan Bennàssar.

Noch meisterhafter dürfte für viele Gäste aber die sie umgebende Natur sein. Rosmarin säumt die Wege, die über das riesige Gelände führen, vorbei an einem Saunahaus im Garten und dem gläsernen Fitnessraum. Für Gäste, die kein Publikum wünschen, gibt es eine große Suite mit Privatpool und eigenem Garten, die fast unsichtbar in einem lichten Wäldchen liegt. Ebenfalls abseits des Hauptgebäudes befinden sich der Seaside Pool sowie das Beachhaus Can Cruia. In dem Strandhaus direkt am Meer sind noch mal sechs Zimmer und Suiten mit privater Terrasse untergebracht.

„Vor allem Singles und Paare ohne Kinder aus der Schweiz, aus Deutschland und aus den USA besuchen uns", so Joana Mascaró, eine von 30 Mitarbeitern des Hotels. Viele Gäste erzählten ihr bei der Abreise, dass sie etwas Ungewöhnliches im Hotel gespürt hätten: „Eine besondere, fast spirituelle Atmosphäre, die man nicht sieht und kaum in Worte fassen kann." Vielleicht ist das ja eine Erklärung, warum Helmut Schmidt in Can Simoneta stets so schweigsam war.