Als Mitte Oktober das Nonnenkloster in Sineu schloss, war die Bestürzung in den religiösen Kreisen auf der Insel groß.

Aktuell gibt es vier kontemplative Nonnenklöster

Ich hatte bereits eine Arbeit zur Umnutzung von ehemaligen Klöstern geschrieben und festgestellt, dass diese Debatte auf Mallorca gar nicht geführt wurde. Das war vor vier Jahren.

Was hat sich seither getan?

Sehr wenig. In vielen anderen Teilen Spaniens werden schon seit Jahren die wichtigen Fragen gestellt: Wie kann man neue Orden in die Klöster locken? Welche anderen Formen der Nutzung sind möglich? Hier hat man, wenn überhaupt, erst damit begonnen, als im Mai 2014 das Hieronymitinnen-Kloster Sant Jeroni geschlossen wurde. Aber die Balearen hinken immer noch hinterher.

Woran liegt das?

Womöglich, weil die Gesellschaft hier in dieser Hinsicht noch tradi­tioneller ist. Man möchte nicht über die zukünftige Nutzung der Klöster sprechen. Es kann aber auch daran liegen, dass es zwar wenige Nonnen gibt, aber immer noch genug, um sich erst mal keine Gedanken machen zu müssen.

Ist es eigentlich schwierig, in ein kontemplatives Nonnenkloster zu kommen?

Am Anfang war es sehr kompliziert. Ich war auf die Hilfe sehr vieler Menschen angewiesen, um überhaupt in Kontakt treten zu können. In die Klöster selbst bin ich kaum reingekommen. Aber die Nonnen waren trotzdem sehr nett zu mir, haben mir ausführlich Auskunft gegeben und mir auch Einsicht in Dokumente gewährt. So habe ich mich ein bisschen in ihre Realität einleben können.

Was ist die Realität dieser Nonnen?

Sie machen eine tiefgehende Krise durch. Mit Ausnahme des Klosters Santa Magdalena sind es hauptsächlich alte Frauen, die dort leben. Die Gärten und Beete, die den Nonnen immer geholfen hatten, sich selbst zu versorgen, verkommen. In den Klöstern leben Menschen, die selbst Hilfe und Pflege brauchen. Dennoch betrachten sie ihre Situation nicht als dramatisch. Eher als gottgegebenes Schicksal. Zugleich sind sie sich bewusst, dass es Möglichkeiten gäbe, ihr Leben zu verbessern, etwa durch Verbände, die sich für ihre Interessen einsetzen könnten.

Wovon leben die Nonnen?

Zum großen Teil von den Renten der älteren Nonnen. Manche Klöster wie Santa Clara oder auch Santa Magdalena haben Grundstücke, die sie vermieten. Aber das sind eher Ausnahmen. Auch bei den anderen Klöstern kommt immer mal wieder was rein. Etwa durch einen Auftrag, um ein Kleid für eine Erstkommunion zu machen oder Ähnliches. Gleichzeitig haben die Nonnen keine besonders großen Ausgaben. Sie kommen schon zurecht. Aber so ein Leben ist sicher nichts für jeden etwas.

Die Klöster sind riesig, und es wohnen nicht mehr viele Nonnen dort. Könnte man nicht zumindest einen Teil anderweitig vermieten?

Die Klöster sind in der Tat sehr groß. Sie machen fünf Prozent der Fläche der Altstadt von Palma aus. Dort, wo früher vielleicht mal 60 Nonnen zusammengelebt haben, sind es jetzt vielleicht zehn oder zwölf. Im Kloster Santa Magdalena etwas mehr, bestenfalls knapp 20. Rechnerisch macht das im Schnitt 400 bis 500 Quadratmeter pro Person. Die Frage nach der Vermietung habe ich den Nonnen auch gestellt. Sie sagten mir, eine Vermietung würde ihrem Armutsgelübde widersprechen, denn damit würde viel Geld reinkommen. Das ist eine nachvollziehbare Posi­tion, allerdings muss arm ja auch nicht bettelarm heißen.

Welches Verhältnis haben die Klöster zu ihren direkten Nachbarn?

Es ist praktisch inexistent. Das ist nichts Neues. Aber früher gab es immerhin Spenden durch die reichen Familien, dadurch entstanden Kontakte. Heute sind es höchstens ältere Leute, die ihr ganzes Leben im Viertel gelebt haben, die den Kontakt aufrechterhalten oder auch Mal zu einem Feiertag in die Messe gehen. Und es gibt das Kloster Santa Magdalena, das Gebäck verkauft. Ansonsten aber herrscht eine totale Entfremdung von der Gesellschaft.

Welche Position vertritt der Vatikan in Bezug auf die kontemplativen Klöster?

Der Vatikan hat im Prinzip nicht viel zu sagen, was die Klöster angeht, da sie den jeweiligen Orden unterstehen. Dennoch betrachtet die Kirche die vielen Schließungen mit Sorge. Vor einigen Monaten hat der Papst Position bezogen: Die Klöster sollten Hilfe suchen, aber solche, die es ihnen ermöglicht, als religiöse Gemeinschaft weiter zu bestehen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Klöster in Palma?

Ich denke, eine gewisse Öffnung wäre nicht verkehrt. Die muss aber nicht gegenüber dem Tourismus sein. Dass jetzt ein Kreuzfahrtschiff nach Palma kommt und alle Touristen ins Kloster laufen, halte ich nicht für sinnvoll, da es mit dem kontemplativen Leben nicht vereinbar wäre. Langfristig wird es nötig sein, genau zu ermitteln, wie es um ein jedes Kloster steht, und daraus angepasste Vorschläge zu erarbeiten. Ob dann eine touristische, kulturelle oder eine anderweitige Nutzung das Beste ist, wird man sehen. Es kann sein, dass die Nonnen dann selbst das Projekt vorantreiben oder es an eine externe Firma geben. Für beide Wege gibt es erfolgreiche Beispiele. Auch eine Vernetzung der Klöster wäre ein richtiger und wichtiger Schritt.