Es ist November, und die Sonne hüllt Mallorca in ein auffallend liebliches und gar nicht mehr grelles Licht. Um jetzt ein besonders beeindruckendes Foto hinzubekommen, empfiehlt es sich, Photopills zu bemühen. Dabei handelt es sich um eine App, die bislang nur auf ein I-Phone oder ein I-Pad heruntergeladen werden kann.

Mit Photopills kann ein Fotograf planen, wann er sich zu welcher Uhrzeit an welcher Stelle befinden muss, um beispielsweise die untergehende Sonne zwischen zwei bestimmten Bergen so optimal wie möglich aufnehmen zu können. Er kann sich auch ausrechnen lassen, wann etwa der Vollmond oder die Milchstraße direkt über einem bestimmten Bauwerk aufscheinen soll. Und mit 3-D-Suchern können Sternenbahnen sichtbar gemacht werden, um einen guten Standort für Timelapse-Fotos zu finden.

Die App brachten 2013 nicht Tüftler im kalifornischen Silicon Valley auf den Markt, sondern vier Menorquiner. Sie kostet zehn Euro und wurde bislang in mehr als 90 Ländern über 80.000-mal heruntergeladen, darunter allein in Deutschland knapp 11.000-mal. Die Erfinder wurden 2015 auf ihrer Heimatinsel mit einem Innovationspreis geehrt.

„Photopills ist eine Art Assistent, der den Fotografen viel Zeit erspart, die sie normalerweise für komplizierte Berechnungen benötigen", so Rafael Pons, einer der Gründer des Start-ups, zur MZ. Bei der vorausgeplanten Fotografie handelt es sich um eine eigene künstlerische Form. „Es ist, als würde man ein Gemälde malen." Das klappe unter anderem im besonders lieblichen ­Novemberlicht bei den vielen dramatischen Wolkenformationen besonders gut.

Pons selbst, sein Bruder Joan, Germán Marquès und Antoni Cladera hatten mit den Planungen für die App schon 2010 begonnen und sie zunächst nur als eine Art Hobby betrachtet. Inzwischen haben die App-Erfinder von der Nachbarinsel auf Facebook und Instagram Seiten eingerichtet, auf denen sich die Fotografen austauschen. Die Kommentatoren ergehen sich vor dort allem auf Spanisch und Englisch in Lobeshymnen. „Great app! Great attitude", schreibt bei Facebook etwa ein Bill Clark.

Auch Tester wie José Juan González von der Fotofreunde-Plattform Xatakafoto.com loben Photopills. Die Menge an Informationen, die die App bereitstelle, sei enorm. Zwar habe er mehr als eine Stunde gebraucht, um hineinzufinden, doch das anfängliche Gefühl von Überforderung sei schnell großem Interesse gewichen. Die Handhabung von Photopills sei, sobald man sich damit vertraut gemacht hat, kein Buch mit sieben Siegeln. Besonders das Herz der App - der ­Planer, der einem Zeit und Standort für das optimale Foto errechnet - funktioniere gut. Beeindruckend sei auch eine Vorrichtung, mit der man sich die Größe des Schattens von einem Objekt, das fotografiert werden soll, je nach Tageszeit ausrechnen lassen kann.

Da es schon so viele Photopills-Fans gibt, bieten die Macher mittlerweile in unregelmäßigen Abständen auch Reisen zu besonders fotogenen Zielen in aller Welt an. Im vergangenen August flogen die Jungunternehmer mit zehn Photopills-Usern in die bizarre Vulkan- und Gletscherlandschaft Islands. Kommendes Jahr will man eine Reise in den afrikanischen Wüstenstaat Namibia anbieten. „Und wir wollen vom 28. Mai und 4. Juni 2017 erstmals Photopills-Fans aus aller Welt zu einem Camp nach Menorca einladen", verspricht Rafael Pons.

Die Zahl der Nutzer der App dürfte noch deutlich größer werden, wenn endlich eine Android-Version auf den Markt kommt. „Wir dachten zuerst, diese bis Weihnachten 2016 fertigzubekommen, aber kriegen das leider nicht hin", sagt Rafael Pons. „In der ersten Hälfte 2017 wird es so weit sein."