Auf der Insel sind ökologische Setzlinge Mangelware. Meist wird der Pflanzennachwuchs mit chemischen Nährstoffen aufgezogen. Aber es gibt sie: Wer dem Schild nach Port Vell bei Son Servera folgt, trifft linker Hand auf den Golfplatz Pula, ein paar Meter weiter rechts auf eine Natursteinmauer mit Tor und einem Schild mit der Aufschrift „Can Roseta Planters ecològics". Dieses weist darauf hin, dass hier Setzlinge planteles (span.) oder planters (kat.) ökologisch gezogen werden.

In einem Verkaufsstand direkt beim Eingang empfängt Biel Sureda die Besucher. „Bei meinen Eltern lernte ich, aus Samen Pflanzen zu ziehen", sagt der 33-Jährige. Damals hätte es die Registrierung ökologischen Anbaus beim Consell Balear de la Producció Agrària Ecològica (CBPAE) in Verbindung mit der Vergabe eines Ökozertifikats noch nicht gegeben. Er besitzt es seit gut zwölf Monaten. Vor zwei Jahren zog er von Manacor nach Can Roseta bei Son Servera um, dazwischen lag die Übergangszeit, die für biologischen Anbau erforderlich ist.

Beim Rundgang durch die Gärtnerei führt der Manacorí zu einem Gewächshaus - hier herrscht eine beständige Temperatur von 23 Grad. Die Türen stehen offen, damit Frischluft zirkulieren kann. Auf langen Tischen wachsen die noch winzigen Pflänzchen der edelsüßen Gewürzpaprika tap de cortí. Etwa die Hälfte von ihnen ist für den Gewürzhersteller Crespí, der Rest für Kunden bestimmt.

In etwa zwei Monaten werden sie abgeholt und danach auf Ökofincas ausgepflanzt. Doch noch wachsen sie in einem Substrat aus Torf und Kompost in Aufzuchttöpfchen aus Kunststoff, der als schwer abbaubar gilt. Deshalb bekommen Kunden einen Rabatt auf die planteles (25 Cent), wenn sie die Paletten zur Wiederverwendung zurückbringen.

In den sonnenbeschienenen Beeten, die man auf dem Weg zum zweiten Gewächshaus passiert, sind jetzt Kohl, Mangold und ­kälteresistente Blattsalate groß genug, um in die Biofelder ausgepflanzt zu werden. Auch zwei Sorten Pflanzzwiebeln: die ceba blanca mallorquina, eine süße weiße einheimische Zwiebel, und die ceba borda, eine gelbliche pikante Sorte. Die Beete im Freien sind arbeitsintensiver als die in den Gewächshäusern. Zwischen den Pflänzchen macht sich Unkraut breit, das täglich gejätet werden will. Auch gefräßige Schnecken sind zahlreich unterwegs. Sureda sammelt sie abends ein und bringt sie zu einem unbebauten Grundstück in der Nähe.

Das zweite Gewächshaus ist noch zur Hälfte leer, hier wird noch spätes Sommergemüse gezogen werden. An den Beschriftungen der Aufzuchtpaletten ist zu erkennen, dass hier lokale Tomatensorten gedeihen: die Rosada, Rio Grande (zum Einwecken), Negra, Bombilla roja und eine weiße Tomate, die sich vergangenen Sommer großer Beliebtheit erfreute. Daneben Strauchtomaten, die ohne Kletterhilfe wachsen, und natürlich fünf verschiedene Sorten Ramallet-Tomaten. Eine von ihnen ist - so Sureda - ein ganzes Jahr haltbar. Und auch hier wieder verschiedene Paprika-Sorten wie beispielsweise Pimiento de Patrón, scharf und süß, Paprika zum Rösten sowie die grüne Sorte für das Sommergericht trampó und die gestreifte Insel-Aubergine.

Alle Sorten wachsen außerdem in einem dritten Gewächshaus direkt in der Erde. „Vor allem Ruheständler schwören darauf, dass diese Setzlinge schneller kräftigere Wurzeln bilden", sagt Sureda. Pflegeanleitungen für die lokalen Sorten gibt er seinen Kunden gratis mit.

Ende April, Anfang Mai sind die Tomaten-, Paprika- und Auberginensetzlinge groß genug, um ins Freie gesetzt zu werden. Dann wird auf Can Roseta Hochbetrieb herrschen.