Dieses Jahr war den Inselpflanzen ein „Winterschlaf“ bei niedrigen Temperaturen mit viel Niederschlägen vergönnt. Jetzt sehen die aus den Tropen stammenden und im Sommer blühenden trepadoras, wie die Kletterpflanzen im Spanischen genannt werden, meist wüst aus. Im März ist der richtige Zeitpunkt für einen kräftigen Rückschnitt.

Der Klassiker unter den Inselkletterern, die Bougainvillea glabra (bouganvilia span., buguenvíl·lea kat.) ist jetzt kurz davor neu auszutreiben. Wenn die Pflanze jetzt nicht im Zaum gehalten wird, kann sie Schaden anrichten. Denn häufig liegen ihre Zweige auf Dächern auf, schieben ihre biegsamen Äste unter die Ziegel und verrücken diese.

Eine Faustregel besagt, dass etwa ein Drittel des Volumens entfernt werden muss. „Das verhindert das Vergreisen und fördert den buschigen, mehrtriebigen Wuchs“, sagt Bodo Drechsler, der jetzt im März in den Inselgärten Pflanzen vieler Spezies stutzt. Er empfiehlt für Bougainvilleen den Einsatz einer Zugschere, die Motorsäge ist für das biegsame Holz nicht geeignet.

Die meist violett blühende Bougainvillea sanderiana wirft weniger Blätter ab als die Glabra-Sorte. Deshalb wird sie häufig zu Pyramiden oder Kugeln gestutzt. Die Formschnitte werden regelmäßig ausgeführt. Im März kann kräftiger geschnitten werden, der Wuchs wird dann dichter.

Der eigentlich als immergrün geltende Bleiwurz (Plumbago auriculata bot., jazmín celeste span., jaramí blau kat.) hat während der Kälte Blätter verloren, nicht selten ist auch ein Teil des Geästs erfroren. Dann gilt es herauszufinden, welche von den Zweigen Frostschäden aufweisen. Das geht so: Man nimmt mit einem ­scharfen Messer vorsichtig ein Stück Rinde ab. Kommt darunter Grün zum Vorschein, hat der Trieb den Frost unbeschadet überstanden und wird nur leicht gekürzt. Alle abgestorbenen Pflanzenteile ­werden ­dagegen gänzlich abgetrennt. Auch beim Bleiwurz sind Formschnitte möglich, die Mitte März kräftiger ausfallen können. Beim kletternden Bleiwurz kann ebenfalls ein Drittel des Gesamtvolumens geschnitten werden.

Wird den Trompetenblumen (Campsis radicans bot., enredadera de trompeta span., trompeta xinesa kat.) aus der Familie der Bi­gnonien jetzt nicht Einhalt geboten, wachsen sie weit über eine Mauer, eine Pergola oder andere Kletterhilfen hinaus. Die Blüten bilden sich bei den Campsis-Kletterern an neuen Trieben. Deshalb schneidet man alle von den Hauptästen abgehenden Zweige auf etwa 15 Zentimeter zurück. Dabei ist darauf zu achten, dass der verbleibende Zapfen etwa drei bis vier Augen (Knospen) aufweist.

Wenn der Echte Jasmin (Jasminum officinale bot., jazmín span. und kat.) an einem für ihn günstigen Standort wächst, ist er so leicht nicht mehr aufzuhalten. „Hier kann schon mal eine motorbetriebene Heckenschere zum Einsatz kommen“, rät Drechsler. Denn nach einem drastischen Rückschnitt bildet der Kletterer seine duftenden weißen Blüten weitaus zahlreicher.

Die verschiedenen Zuchtformen der Passionsblume (Passiflora bot., passiflora span., passionera kat.) klettern über Mauern und Zäune und bilden mit den Jahren ein dichtes Geflecht, das nie geschnitten werden muss. Wenn sich der wuchsfreudigen Pflanze jedoch eine Möglichkeit bietet, ein höheres Ziel zu erreichen, macht sie auch vor dem Nachbargarten nicht halt und kann dort meterlange Triebe bilden. Das Gewächs verschwendet an diese dann seine ganze Kraft, zur Blütenbildung kommt es nur vereinzelt. Die langen Lianen können auf zwei Meter Höhe zurückgestutzt werden.

Nach dem Schnitt jeder Pflanze empfiehlt sich, Schneidemesser von Scheren oder von Zug- oder Astscheren mit Alkohol zu desinfizieren, um eine eventuelle Ansteckung der Kletterer durch Bakterien oder Krankheitskeime zu vermeiden.