Umwelt schädigen kann, dürfte vielen nicht klar sein. Dabei sind bei Dreharbeiten zuweilen 300 bis 400 Leute involviert. „Der Strom wird in der Regel mit Generatoren generiert, die mit Schiffsdiesel betrieben werden", sagt Birgit Heidsiek. „Das sind reinste Dreckschleudern." Dabei könne man mit mobilen Solar­einrichtungen den gleichen Strom umweltfreundlich und dazu billiger zum Fließen bringen.

Die Hamburger Medienforscherin ist Herausgeberin von „Green Film Shooting", einem deutsch- und englischsprachigen Magazin für Nachhaltigkeit im Medienbereich. Pedro Barbadillo, Chef der Mallorca Film Commission, hatte sie und Christiane Dopp von der Filmförderung Hamburg und Schleswig-Holstein während der Berlinale im Februar kennengelernt und sie spontan eingeladen, zu Informations­gesprächen kurz auf die Insel zu kommen. Bekanntlich ist Mallorca als Drehort seit jeher beliebt.

„Auch die vielen Transporte zwischen Hotels und Drehorten tragen zu einem hohen CO2-Ausstoß bei", zählt Birgit Heidsiek weiter auf. „Es reicht doch aus, sämtliche Mitarbeiter im Bus zu fahren, statt für die Schauspieler große Limousinen einzusetzen." Und statt massenweise billige Klamotten zur Einkleidung der Schauspieler zu kaufen und diese dann wieder wegzuwerfen, könne man diese auch mieten. Auch fleischloses Essen als Zeichen gegen CO2-intensive Massentierhaltung wäre wünschenswert.

Der Trend zum umweltfreundlichen Filmemachen begann laut Birgit Heidsiek und Christiane Dopp in Hollywood. „Beim Dreh von ´Spiderman II´ 2013 in New York wurden etwa Essensreste zu Dünger weiterverarbeitet und 198.000 Plastikflaschen eingespart", sagt Christiane Dopp. „Der große Gatsby" mit Leonardo DiCaprio ist in Australien ebenfalls durch und durch grün gedreht worden. Die Macher nutzten dabei auch Computer-Abwärme zum Heizen von Drehorten.

In Deutschland fasst der grüne Trend nur nach und nach Fuß. Als Hamburg 2011 europäische Umwelthauptstadt war, wurde das Thema zwar erstmals öffentlich angesprochen. „Allzu viel Bereitschaft für Veränderungen gibt es in der Branche aber nicht", sagt Birgit Heidsiek. Dabei existieren inzwischen öffentliche finanzielle Anreize: Wer etwa bei Drehs Elektromüll reduziert, regionale Produkte fürs Catering verwendet, Elektroautos einsetzt oder Ökopapier benutzt, bekommt von der Filmförderung Hamburg und Schleswig-Holstein Geld und einen sogenannten „grünen Drehpass". „80 dieser Bescheinigungen sind bisher ausgestellt worden", so Christiane Dopp.

Was große Namen anbelangt, so sei insbesondere Star-Komiker Bully Herbig („Der Schuh des Manitu") vom grünen Virus infiziert. Das gilt auch für die Schauspieler Hannes Jaenicke und Christiane Paul. Viel mehr interessierten sich aber noch nicht für das Thema. Hoffnungen setzen Birgit Heidsiek und Christiane Dopp aber auf junge nachwachsende Filmleute wie die 35-jährige Hamburger Schauspielerin Pheline Roggan. Und jenseits von Deutschland tun sich die französische Schauspielerin Audrey Dana und ihre US-amerikanische Kollegin Natalie Portman („Thor") in grüner Hinsicht hervor.

Nicht nur seitens der Filmschaffenden, auch von beliebten Drehorten gibt es Initiativen in die Richtung „Green Film Shooting". Die Stadt Paris etwa stellt den Crews am Eiffelturm Anschlüsse mit Strom aus Steckdosen zur Verfügung, auf dass die leidigen Dieselgeneratoren dort bloß nicht zum Einsatz kommen.