Wer Inselgärten im Mai besichtigt, erlebt Blüten auf ihrem Höhepunkt. Bei einer achttägigen, von Wikinger Reisen veranstalteten Rundtour, konnte eine Reisegruppe das Blütenspektakel in öffentlichen und privaten Anwesen bewundern.

Andi Lechte, Diplomingenieurin für Landschaftsplanung, hatte die Idee, und sie führt durch die Gärten. Ursprünglich stammt sie aus Rendsburg, seit zwölf Jahren lebt die 48-Jährige auf der Insel. Der Entwurf für das Anwesen bei Santanyí, das heute auf dem Programm steht, stammt aus der Feder der Rendsburgerin in enger Zusammenarbeit mit dem Hausbesitzer, einem Mathematiker. Er wünschte sich viel Symmetrie und eine moderne Gestaltung.

Das ist ihr gelungen: Denn die Besucher sind entzückt, als sie die blühende Pracht der Kletterrosen des britischen Züchters David Austin sehen. Ausgewählt wurden duftende Sorten, die mehrfach und oft bis November blühen. „Wir haben alle Rosensträucher vor fünf Jahren wurzelnackt gesetzt", erklärt die Gartendesignerin, heute bedecken sie üppig die etwa zwei Meter hohe Mauer mit Blüten in Pastelltönen. Die Mauer bietet Zitrusgewächsen nach Osten hin Schutz vor Wind. Auf dem weiteren Rundgang wird sich zeigen, dass es nichts mehr gibt, was die Aussicht stört.

Noch ist die Reisegruppe damit beschäftigt, den Rosenduft zu genießen. Der Durchgang zwischen den gestutzten Myrtenhecken und den Kletterern ist eng, man ist mit den samtenen Blüten auf Tuchfühlung. Hinten wachsen Zitronenbäume, davor niedrigere Kumquats, dazwischen Sträucher alter Rosensorten und Minze. Der Ausgang der Küche ist nahe und auch die Frühstücks­terrasse, von der man der Sonne beim Aufgehen zuschauen kann.

Auf der Rückseite der mit Rosen berankten Mauer beginnen, von Mastixhecken eingefasst, die Beete mit Strauchrosen - auch sie überwiegend in zarten Farbtönen. „Die Rosen wässern wir tagsüber, das beugt der Pilzgefahr vor", erklärt Lechte der Gruppe. Gegen Mehltau setzen die Gärtner ökologische Mittel nach dem Winterschnitt ein, Chemie kommt erst dann gezielt zum Einsatz, wenn sich Insekten bemerkbar machen. Zwischen den Rosensträuchern streckt immer mal wieder eine Prachtkerze (Gaura lindheimeri) ihre purpurfarbenen Äste in die Höhe.

Den Hintergrund zu den malerisch wirkenden Rosenbeeten bilden Mandelbäume in einer gemähten Wiese, und hier erklärt sie, das Grundstück wäre insgesamt 25.000 Qua­dratmeter groß, knapp die Hälfte ist - rund um das Haus - gärtnerisch gestaltet. Den Rest bilden Felder mit Mandel-, Oliven- und Johannisbrotbäumen, die mallorquinische Gärtner in Schuss halten.

Von einer Terrasse im Süden ist zwischen Baumstämmen der Blick auf Cabrera zauberhaft. Nach einem Rasenstück beginnt ein Steingarten, auf dem sich die Findlinge des Grundstücks versammeln. Hier soll sich eine Teppichlandschaft aus trockenresistenten Bodendeckern ausbreiten, die nur zum Anwachsen bewässert werden.

All dies war eher ein Auftakt zum Höhepunkt des Gartens im Westen zwischen Abendterrasse und Poolgarten. Zwei Wege teilen das Areal in drei Zonen, in denen gestutzte Hecken quer verlaufen, dazwischen blühen ausschließlich auch noch nachts leuchtende weiß blühende Gewächse. „Der White Garden der britischen Nachtschwärmerin Vita Sackville-West stand hier Pate", erklärt die Expertin den Besuchern und nennt die Namen der weiß blühenden Sorten: Schwertlilien aus der Gräfin-von-Zeppelin-Zucht sowie die Sträucher „Snowflake" aus der Rosenschule Schultheis, auch hier wieder Prachtkerzen, Bleiwurz (Plumbago) oder der sternenblütige Sommerjasmin (Solanum jasminoides). Stauden und Büsche sind bewusst niedrig gehalten, damit man darüber hinweg schauen kann.

Beide Wege münden in Steintreppen, die durch mit Rosenblüten bedeckte Mauern eingegrenzt sind. Hier wachsen Pflanzen scheinbar wild nach dem Vorbild englischer Staudengärten und entwickeln ein wahres Feuerwerk der Blüten: tiefrote Prachtkerzen, prächtig blühende Hybrid-Lavendel (Lavandula intermedia) und wieder Rosensträucher sowie die graublättrige Westringia „smokey". Puristisch wirkt dagegen die Rasenfläche um den Pool, die von Prachtkerzen eingefasst ist.

Die Urlauber werden noch einen anderen Garten besichtigen und abends im Hotel Andi Lechtes Vortrag über Gartengestaltung hören. Was sie nicht sehen können: Wenn die Sonne hinter der 80 Kilometer entfernten Serra de Tramuntana untergeht, wirken die Gipfel im Gegenlicht wie ein Scherenschnitt. Etwas später beginnt das Leuchten der weißen Blüten in den Beeten.

Kontakt: andilechte@gmail.com