Wer auf Mallorca Lehrer ist, kann sich nicht nur an Weihnachten freuen, sondern auch im Sommer. Denn zum Schuljahresende - dieses Jahr in den öffentlichen Schulen am 22. Juni - gibt´s häufig Geschenke. Inselweit legen Eltern dieser Tage Geld zusammen, um sich den Lehrern gegenüber erkenntlich zu zeigen. Angesichts üblicher Klassenstärken von über 25 Schülern kommt da schnell einiges zusammen: Geld für den teuersten Blumenstrauß mit den besten Pralinen, ein schönes Abendkleid oder ein Fahrrad für die nette Grundschullehrerin. Oder gar ein Musical­besuch in Madrid für die besonders verdiente Kindergärtnerin, die die lieben Kleinen drei Jahre lang zu bändigen wusste.

„Ich habe schon mehrfach Armbanduhren bekommen", bestätigt Hartmut Botsmann, ein deutscher Lehrer an der öffentlichen Sekundarschule IES ­Mossén Alcover.

Dass mit so viel Dankbarkeit Geld zu machen ist, hat längst auch die Geschäftswelt entdeckt. Websites wie calledelregalo.es oder regalooriginal.com haben spezielle Sektionen, die ganz den lieben Lehrern gewidmet sind. Da ­können Weinflaschen für 20 Euro mit dem Namensetikett des Beschenkten versehen werden. Teurer sind glänzende silbrige Armreifen für Frauen im Wert von 64 Euro. Etwas unpersönlich, aber praktisch ist ein Geschenke-Kit, das aus einem T-Shirt, einer Tasse, einem Behälter mit Süßigkeiten, einer kleinen Metallkiste samt Namensaufdruck und einem Magneten besteht (29 Euro). Auch große Kaufhäuser wie El Corte Inglés bieten zeitnah Präsente für Lehrer an.

Die Lehrerbeglückung ist in öffentlichen Schulen ebenso verbreitet wie in den privaten und besonders ausgeprägt im Kindergarten und in der Grundschule. Sind aus den süßen Kindern erst einmal pubertierende Quälgeister geworden, nimmt die Dankbarkeit ab und wird stärker an die Beliebtheit der Lehrer gekoppelt. Dann müssen sie sich auch mal mit T-Shirts mit ironischen Sprüchen begnügen.

Bis in die deutsche Privatschule Eurocampus Palma ist diese Sitte noch nicht vorgedrungen. „Hier bekommen Lehrer zum Schuljahresende keine Geschenke", stellt Leiterin Gabriele Fritsch klar. Wie auch in Deutschland nicht: Etwas Gebasteltes, ein schönes Bild der Kinder, vielleicht ein paar Blumen, sind dort schon das höchste der Gefühle. „Bei uns verbietet ein Gesetz die Annahme von Geschenken, die einen höheren Wert als 20 Euro haben", sagt Britta Stoppacher, die in Hessen als Lehrerin arbeitet.