Es mag sein, dass zu dunkle Gasträume nicht jedermanns Sache sind. Aber das Café Barroco ist nun einmal sparsam beleuchtet und verfügt nur über kleine, mit grünen Läden verschließbare Fenster. Auf den sichtlich verbrauchten Holzstühlen - das gehört hier offenbar zum Chic - fühlt man sich wie in einem etwas größeren mediterranen Wohnzimmer von früher. Es fehlt nur eine strickende Großmutter in einem Ohrensessel.

Wenn man den Laden überhaupt findet: Denn außer einem unscheinbaren hölzernen Schild deutet nichts darauf hin, dass hier im Carrer Margalida Caimari, 17 in einem stillen Viertel jenseits des Innenstadtrings Avenidas in Palma de Mallorca seit bereits einem Vierteljahrhundert dieser Winkel fortbesteht - ungewöhnlich für eine Stadt, wo Bars schnell sterben und entstehen.

Doch viele Palmesaner kennen und rühmen dieses Lokal, das jeden Tag außer Sonntag von 19 bis 1 Uhr nachts geöffnet hat. Sie sind vor allem voll des Lobes wegen der pa amb olis, die den Besuchern hier zu durchaus erschwinglichen Preisen kredenzt werden. Die mallorca­typische Brotzeit gibt es in drei Größen, wobei die Preise zwischen 4,25 und 11,40 Euro rangieren. Die Ingredienzen - Schinken, Käse, Sobrassada, Paté aus Felanitx, Pfeffer-Paté, Thunfisch oder Anchovis - kann man sich nach Lust und Laune zusammenstellen. Dazu gibt es vier auf Mallorca gebraute Biere, die unter dem Namen „Cerveza del Barroco" verkauft werden.

Ansonsten sind neben Crêpes (mit Nutella kosten sie 5 Euro) und bunten Torten aller Art Salate das Markenzeichen des Café Barroco. Für einen Birnen- oder einen „Tropical"-Salat verlangen die Betreiber Martín und Eva 6,30 Euro, ein Lachssalat schlägt mit 9 Euro zu Buche, ein spezieller mallorquinischer Salat mit Sobrassada und menorquinischem Käse kostet 7,90 Euro.

Beim MZ-Ortstermin sind Laura und ein paar Freunde zugegen: „Wir kommen hierhin, weil es hier so gemütlich ist", sagt sie. „Man fühlt sich geborgen wie zu Hause." Laura versucht gerade, mit rechteckigen hölzernen Steinchen einen etwa 70 Zentimeter hohen Turm hinzubekommen, ihre Freunde feixen. Typisch für das Café ­Barroco sind auch die Brettspiele, die man sich hier gratis ausleihen kann - die spanische Mensch-ärgere-dich-nicht-Variante Parchís, Backgammon, Monopoly oder sogar das Strategiespiel Risiko. Auch an den Wänden hängen Spielebretter. Sie verleihen dem authentisch-urigen, aber dennoch so gar nicht muffigen Touch des Etablissements eine schräge Note. Dazu singt aus dem Off Tina Turner einige ihrer Songs aus den 80er-Jahren.

Nicht nur wegen der pa amb olis, auch wegen humoriger Magier-Einlagen montags um 21.30 Uhr und - seit acht Jahren schon - der Show des uruguayisch-stämmigen Hypnotiseurs Germán Rehérmann, die immer dienstags zur gleichen Zeit stattfindet, rennen die Leute den Betreibern die Bude ein. Die beiden stellen dann die Miniaturbühne auf, die so auch in einem Varieté-Theater in einem hippen Pariser Studentenviertel stehen könnte. „Bei der Hypnose-Show sind es meist an die 50 Zuschauer", erzählt Martín. Dann werde es etwas stickig in dem Etablissement, aber das gehöre nun einmal zum Selbstverständnis des Barroco. Es ist denn auch mitunter schwierig, an den beiden Tagen in dem kleinen Geviert selbst bei telefonischer Voranmeldung (Tel.: 629-02 82 23, 871-95 26 19) einen Tisch zu ergattern.

Ebenso gemütlich wie geerdet und ein wenig alternativ angehaucht ist das Café Barroco ein Ort, an dem man ein Stück authen­tisches Palma aufsaugen kann. Wer hierhin findet, geht garantiert mit neuen Erkenntnissen wieder heraus.

Café Barroco, Carrer Margalida Caimari, 17, Palma. Mo.-Sa. 21 bis 1 Uhr.