Eine honigsüße Duftwolke liegt in der Luft, als der Traktor den Berg zum Biohof Sa Teulera hochtuckert. Der Anhänger ist voll beladen mit Honigmelonen. Mehrere Männer eilen zur Laderampe, um die Kisten abzuladen.

Auf dem Gut zwischen Petra und Manacor im Inselinneren von Mallorca baut Joan Adrover seit 25 Jahren unter anderem Melonen biodynamisch an. In den 90er-Jahren war es der erste Hof Mallorcas, der das Ökozertifikat erhielt, das damals noch von der Zentralregierung in Madrid ausgestellt wurde. Heute arbeiten Sohn und Tochter sowie 19 Angestellte in dem Betrieb.

Es dauert, bis die Kisten abgeladen sind. Solange berichtet der 54-Jährige, dass er jährlich die Biomärkte mit zwölf Tonnen Wassermelonen (Citrullus lanatus bot., sandía span., síndria kat.) beliefert. Von der goldgelben Marina-Sorte, die in den Kisten so betörend duften, erntet er acht Tonnen. Sie zählt botanisch zu den Honigmelonen (Cucumis melo bot., melón span., meló kat.). Auch die Piel-de-Sapo-Melone, von denen er jährlich sieben Tonnen pflückt, zählt dazu. Weil ihre Haut runzlig und tiefgrün ist, nennt man sie im Spanischen „Krötenhaut". Alle drei zählen zur Familie der Kürbisgewächse.

Er habe viel mit den Melonenpflanzen experimentiert, sagt der Ökolandwirt. Die alten mallorquinischen Sorten hätten sich nicht bewährt, weil sie sich anfällig gegen Krankheiten zeigten und der biodynamische Anbau nur wenig

Behandlungsmöglichkeiten bietet. Deshalb baut er seit einiger Zeit ausschließlich widerstandsfähigere Hybridsorten an.

Diese werden jedes Jahr im Januar im Gewächshaus ausgesät. Anfang Mai kommen dann 6.500 Setzlinge in Abständen von vier Wochen auf das Feld. Gewässert wird im Sommer alle zwei Tage eineinhalb Stunden lang mit einer Bewässerungsanlage, deren Rohre sich unter schwarzer Folie verbergen. Adrover hebt sie hoch und erklärt. „Gestern haben wir nicht gegossen, die Folie schützt vor Verdunstung." Weiter unten zeigt sich die Erde dunkel und feucht.

Doch das Wasser allein macht noch keine schmackhafte Melone. „Nur gute Böden liefern gesunde Pflanzen", so der Petrer. Und die Gesundheit der Pflanzen ist ausschlaggebend für die Qualität der Melonen. Wenn auf Sa Teulera auf einem Feld ein Mitglied der Kürbisfamilie eine Saison lang Früchte getragen hat, lässt man dem Boden fünf Jahre Zeit, sich zu erholen. Erst dann können wieder Gurken und Kürbisse gepflanzt werden oder von Juni bis September reife sandías oder melones geerntet werden.

Die Kisten sind abgeladen, der Duft wird schwächer und Adrover erklärt weiter, dass nur diejenigen Melonen süß schmecken, die reif geerntet werden. Während der Lagerung verändern sie ihr Geschmack nicht mehr. „Der Reifegrad ist am besten an der Pflanze zu erkennen", so der

Biolandwirt.

Denn die Einjährigen blühen bis zu drei Mal. Wenn sich aus der ersten Blüte Früchte bilden, sind die Gewächse noch gut im Schuss, bei der zweiten geht es ihnen noch einigermaßen, doch sie haben schon viel Kraft an die Frucht abgegeben und werden nach und nach immer schlapper, aber auch anfälliger für Mehltau und andere Krankheiten. Wachsen aus der dritten Blüte noch süße Melonen, dann sind es auf Sa Teulara Gewächse, die auf beste Erde gepflanzt wurden. Am ­längsten sind Pflanzen gesund, die auf Böden wachsen, die mit Humus

angereichert worden sind.

Kann auch an der Obst­theke geprüft werden, ob die Wassermelone reif ist? Ja, sagt Adrover. und trommelt wie auf ein Schlagzeug leicht mit der flachen Hand auf zwei nebeneinanderliegende sandías. Eine gibt deutlich den helleren Ton, die andere einen dunklen von sich. Die mit dem tiefsatten Ton sei reifer, meint der Mallorquiner.

Bei der Piel de Sapo erkennt man, dass sie reif ist, an der ovalen gelben Stelle, wo sie auf dem Feld aufgelegen hat. Und die Marina-Sorte müsse intensiv gelb sein und genauso intensiv duften.

Der Traktor ist abgefahren und der Biolandwirt holt aus seinem Lager drei Melonen zum Verkosten. Von der Marina-Sorte schneidet er oben und unten die Enden ab, danach teilt er sie bis zur Mitte durch, trennt einen Schnitz ab und entfernt die Samen. Danach schneidet er die Schale ab und mit ihr einen guten Zentimeter Fruchtfleisch, das nicht süß genug ist. Bisher war ja nur der Duft verführerisch, jetzt schmeckt auch das Fruchtfleisch honigsüß, und es ist so weich, dass der Saft nach allen Seiten auf den Boden tropft. Mit der Piel de Sapo verfährt er ebenso, sie ist etwas weniger süß, aber umso aromatischer.

Die Wassermelone schneidet er in der Mitte durch, anschließend einen Schnitz und kleine handgerechte Stücke mit Schale. Die Konsistenz des Fruchtfleischs erinnert fast schon an Speiseeis und ist bei der Hitze ein idealer Durstlöscher.