Entspannt im Strandclub sitzen und am Strohhalm saugen - unten plätschert das Mikroplastik. Die Umweltschutzgruppen OceanCare und Asociación Ondine haben am Mittwoch diesen Kontrast gesucht. Mit einer morgendlichen Müllsammel­aktion am Strand Can Pere Antoni, zu Füßen des Anima Beachclubs, machten sie auf die enorme Plastikverschmutzung des Mittelmeers aufmerksam. „Das Schlimmste sind Ohrstäbchen und Strohhalme", sagt Fabienne McLellan von der Schweizer NGO OceanCare. Unterstützung bekommen sie und ihre Mitstreiter von der örtlichen Meereschutzorganisation Asociación Ondine, die mehrmals im Jahr Müllsammeln am Strand organisiert und sich über Unterstützer freut. „Mallorca steht für Konsumgesellschaft und ist im Sommer rappelvoll", sagt McLellan, „der ideale Ort, um Aufmerksamkeit zu bekommen."

Die Aktion am Stadtstrand von Palma ist der Auftakt der Kampagne „I Care" gegen Plastikmüll, die die NGO im Mittelmeer startet. Besonders nördlich der Balearen habe sich ein regelrechter Plastikteppich angesammelt, Strömungen tragen den Müll dorthin. Dazu kommen unsichtbare, pulverisierte Mikro­partikel, die schon seit Jahrzehnten im Meer sind.

Alle können einen Beitrag leisten

Das Szenario sollte aber nicht entmutigen, fordert McLellan, sondern motivieren. „Alle können einen Beitrag leisten", sagt sie und rät, auf Strohhalme, Tüten, bestimmte Hygieneartikel, Duschgel mit Plastikpartikeln, Verpackung, plastifizierte Pappbecher für Kaffee und generell auf alle Einweg­plastikdinge zu verzichten. „Plastik ist grundsätzlich ein gutes, lange haltbares Material", sagt die Umweltaktivistin, „zum Wegwerfen ist es viel zu schade."

Diese Botschaft tragen auch die Musiker der deutschen Punkrock-Band Itchy weiter, die vor allem junge Leute sensibilisieren will. Das Video zur Single „The Sea" wird in diesen Tagen auf Mallorca gedreht.

Auch die Musiker haben im Sand gegraben, wie auch eine Handvoll Freiwilliger von der Insel. Susana Martín aus Galilea zum Beispiel, die beobachtet, dass jedes Jahr mehr Plastikmüll vor Mallorca treibt. „In Camp de Mar kommen richtige Plastikwellen an, und die Playa de Palma ist auch schrecklich schmutzig", erzählt die Hobbytaucherin, „auch vor Can Picafort häuft sich der Müll."24 später sieht es genauso aus wie vorher

Grant Rotgers ist auch dabei. Der Schotte lebt seit einem Jahr auf der Insel und sammelt mit Ondine regelmäßig Müll am Strand. „Das Traurige ist, dass man einen Strand säubert, und 24 Stunden später sieht er genauso aus wie vorher", sagt er. Rotgers wundert sich über die Menge an Ohrstäbchen, die er gefunden hat. „Die Leute werfen sie einfach in die Toilette und bedenken nicht, dass sie direkt im Meer landen", sagt er, „unglaublich!"

Zwei Stunden haben die Aktivisten vor den Augen der Kaffeetrinker und ersten Badegäste mit Handschuhen im Sand gegraben. Dabei gehe es nicht nur um das Aufklauben des Mülls, den Strandbesucher hinterlassen, oder den das Meer von nah und fern anschwemmt (viele Verpackungen haben arabische Aufschriften, stammen offenbar aus Nordafrika). Es gehe auch um das Sichtbarmachen eines Missstandes, wie Brad Robertson von Ondine sagt.

Ihre „Beute" legen die Freiwilligen direkt neben den Holzsteg, der zur Bar führt. Der Haufen ist beeindruckend groß, wo doch in den frühen Morgenstunden schon die städtischen Reinigungswagen da waren. „Saubermachen ist eben nicht gleich Saubermachen", sagt Brad Robertson. „Was wir finden, rutscht durch die Siebe der Wagen", sagt der Australier, „vom Mikroplastik ganz zu schweigen." Plastikreste seien mittlerweile in allen Meeresfrüchten nachgewiesen, sagt Robertson. „Jeder, der gerne Fisch isst, sollte hier mithelfen."

Strandreinigung mit Ondine: www.asociacionondine.org, www.oceancare.org