Es riecht eigentümlich in den Räumlichkeiten des Centre Melis Cursach in Capdepera. Nach Kräutern? Nach chemischen Mitteln? „Das sind die Medikamente", sagt Maria Massanet. „Die ehemalige Bewohnerin Antònia Melis Cursach hat sie alle aufbewahrt, rund 690 Substanzen."

Es war das Jahr 2010, als Melis Cursach ihren letzten Atemzug tat - und ihr prachtvolles Wohnhaus im Herzen des Ortes samt Inventar an die Gemeinde Capdepera vermachte. „Sie stellte nur eine Bedingung: Das Gebäude solle kulturell genutzt werden", so Massanet, Leiterin des Centre Melis Cursach. Eröffnet hat es als Museum und Ausstellungshalle im Jahr 2011.

„Wir mussten nicht einmal die Wände streichen, das Haus war top in Schuss." Man merkt Massanet die Begeisterung an, wenn sie durch das alte Gemäuer führt. Seit jeher habe die Familie Melis hier gewohnt. Im Laufe der Jahrhunderte sei sie zu einer der reichsten Familien im Nordosten der Insel geworden, so Massanet. Im Jahr 1915 eröffnete Antònias Vater Miquel Melis Sancho die Apotheke. „Antònia selbst arbeitete im Laden mit, ihr Pharmazie-Studium konnte sie wegen des Bürgerkriegs aber nie abschließen."

Die Apotheke schloss im Jahr 1973, und Antònia, die nie heiratete oder Kinder bekam, bewohnte das Haus in den letzten ­Jahrzehnten ihres Lebens allein. „Noch kurz bevor sie mit 94 Jahren starb, sah sie klasse aus: Medikamente und Kosmetik mischte sie sich selbst", erinnert sich Massanet. „Und bis zum Ende fuhr sie allein mit dem Auto den weiten Weg nach Palma und zurück, um sich Kunstausstellungen anzusehen." Massanet nickt nachdrücklich. „Sie war eine unglaublich kultivierte Frau."

Das merkt man sofort, wenn man das erste und zweite Stockwerk betritt. Wo heute der Museums­bereich weitergeführt wird, lagen einst die Schlaf- und Wohnräume von Antònia Melis. Art-déco-Möbel aus den 30er-Jahren bieten einen Kon­trast zu rustikalen mallorquinischen Truhen und Betten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Im Bibliotheksraum lagern Hunderte von Büchern verschiedenster Epochen, eingerahmte Fotos von Hunden und Katzen deuten auf die Tierliebe der Alleinstehenden hin. Zudem galt Melis als Meisterin im Rosenzüchten, sprach zahlreiche Sprachen fließend und war eine der ersten Frauen aus der Gegend, die ein Auto fuhr.

Vor allem stechen aber die Kunstwerke ins Auge, die die hell verputzten Wände zieren. Antònia Melis hatte in jungen Jahren selbst gemalt, es dann aber aufgegeben, weil sie der Meinung war, andere könnten es besser. Stattdessen sammelte sie fortan Kunstwerke.

Melis' Liebe zur Malerei und Fotografie wird bis heute in ihrem Elternhaus gelebt - ganz so, wie sie es auf dem Sterbebett verlangte. Regelmäßig organisiert Capdeperas Rathaus Ausstellungen in einem Teil der Räume, und regelmäßig kommen die Besucher in Scharen. „Bei einer Fotoausstellung des verstorbenen Hoteliers Gabriel Flaquer haben wir gerade erst 8.000 Euro an verkauften Bildern verdient. Das Geld geht an ein Hilfsprojekt in Indien", so Massanet. Sie ist sich sicher, dass Melis das gefallen hätte. „Sie hatte privat zwar wenig mit der Dorfbevölkerung zu tun und schottete sich ab, aber gleichzeitig war sie zu Lebzeiten bereits eine Mäzenin, die der Gemeinde Gutes tun wollte."

Als nächste Ausstellung steht ab Freitag (29.9.) „Freskoaffresco" mit Werken des Italieners Massimo Zonari an. „Die Künstler stellen hier kostenlos aus", so Massanet. Nur eines ihrer Werke müssen sie am Ende der Einrichtung schenken. Sie alle hängen im Treppenhaus. So wird auch die jüngste Geschichte des Hauses dokumentiert - und das Gebäude Stück für Stück um neue Kunst bereichert -, ganz im Sinne von Antònia Melis.

Centre Melis Cursach, Carrer des Centre, 9, geführte Touren durch Apotheke sind mit Anmeldung (Tel.: 971-55 64 79) mittwochs und freitags vormittags möglich. Die Ausstellungen sind dienstags bis sonntags von 19 bis 21 Uhr, mittwochs von 10 bis 13 Uhr geöffnet.