Menorca im Herbst. Dies bedeutet: Weniger Lokale und Hotels sind geöffnet, aber die Insel ist ruhiger, die Mietwagenpreise sind günstig (teils nur 10-12 Euro pro Tag) und das Wetter kann sich sehen lassen. Im zweiten Teil widmen wir uns einem der besten Lokale der Insel, dem Pan y Vino, und empfehlen einen Gastro-Event Ende Oktober in Maó.

Von verspielt bis ganz klassisch

Patrick James vom Pan y Vino spielt gern - mit Produkten, mit Klischees, mit Vorstellungen, mit Erwartungen -, um seine Gäste zu überraschen. Wie man am Eclair sieht, der normalerweise süß gefüllt wird, diesmal aber mit Ziegenkäse-Creme begeistert. Obenauf Entenschinken. Oder bei den dunklen Kroketten aus Muschelfleisch, gewürzt mit der orientalischen Mischung Ras el-Hanout, die er, angepasst an die Muschelschalen-Optik, in dunklen Brotkrümeln ausbackt und mit Sellerieraspeln krönt. Köstlich!

Gleichzeitig mag er es durchaus auch traditionell, wenn er einen Coq au vin so zubereitet, wie es nur ein Franzose klassischerweise vermag. „Daran gibt es nichts zu verändern, es ist gut so, wie es ist", so James. Französisch ist auch die knusprige Ente, die mit Austern-Seitlingen (girgolas), Feige und einer intensiven Sauce serviert wird.

Der Normanne, gebürtig aus einem Dorf nahe Mont-Saint-Michel, lernte das Kochen in Frankreich, arbeitete auf der Guernsey Insel und Korsika und lebt seit 20 Jahren auf Menorca. Die letzten zehn Jahre mit eigenem Restaurant in Torret, einem kleinen Dorf nahe Sant Lluís im Süden der Insel. „Es war schon jahrelang zuvor ein Restaurant, aber nicht wirklich mit gutem Ruf, da mussten wir ein wenig kämpfen, bis man uns akzeptierte", so James. Das mehr als 200 Jahre alte Haus ist hübsch verwinkelt, sodass man romantische Plätzchen findet, und es verfügt natürlich auch über eine große Terrasse. Stets an seiner Seite und charmante Chefin im Service ist Ehefrau Noelia Zardoya, eine Katalanin.

Hausgemachtes Brot

Gekocht wird, was dem internationalen Publikum mundet, wobei seine Heimat die Basis bildet, aber der viel Gereiste lässt auch Inspirationen aus anderen Ländern einfließen. Das darf dann auch mal eine Thaisuppe sein oder ein italienisches Risotto (mit gebratener Wachtel als Beilage und Foie-Sauce), dann aber mit menorquinischem Käse, wobei sein Käseteller wiederum ausschließlich mit französischem Käse bestückt ist, dazu gibt es hausgemachte Ingwer-Marmelade und Minz-Butter. Das typisch spanische secreto vom iberischen Schwein hingegen kombiniert er mit einer Apfel-Tarte tatin. Alles sehr spielerisch und perfekt passend. Apropos: Nicht verpassen dürfen Sie sein hausgemachtes Brot (mit Haselnüssen, Sobrassada oder Sellerie-Zwiebel-Mix) und die Weinkarte mit spanischen und vielen französischen, gut ausgewählten Kreszenzen - immerhin heißt das Lokal schließlich „Pan y Vino" - sowie seine Nachspeisen, denn James ist ein „Süßer" mit großer Leidenschaft für die Patisserie wie sein Schoko-Cheesecake mit karamellisierten Birnen oder sein Apfelkuchen mit Eis beweisen.

Dabei ist die Preisgestaltung ausgesprochen fair. Man kann ein wöchentlich wechselndes Drei-Gänge-Menü mit zusätzlichen Amuse-Gueules und Petit Fours für 38 Euro wählen und dabei auch wechseln, sprich Gerichte aus dem monatlich neuen À-la-carte-Angebot mit Menü-Gerichten austauschen (À-la-carte: Vorspeisen 13-15 Euro, Hauptspeisen 20-22 Euro, Desserts 7,50-9 Euro). Zusätzlich gibt es ein jährliches, rein französisches sechsgängiges Menü, das stets einer anderen Provinz gewidmet ist.

Nach Normandie, Bretagne, Korsika und Elsass ist in diesem Jahr die Provençe an der Reihe mit Gerichten wie der Bouillabaisse mit Rouille oder dem Nugateis mit Lavendelhonig und konfierten Früchten (50 Euro). Apropos: Das Paar gönnt sich und seinem Team eine Pause im Dezember und Januar.

Camí Coixá, 3, Sant Lluís. www.panyvinomenorca.com, Tel.: 971-15 02 01.