Galaktischer Empfang im neu gestalteten Kurslokal für den elfjährigen Imran, den siebenjährigen Jaber und den zehnjährigen José. Der Trainer Nadal Mota steht schon bereit und verteilt allen, auch der fünfjährigen Carla und den sechsjährigen Llucia und Unai, die Ausrüstung für die zwei anstehenden Stunden. Es sind Umhänge und Augenmasken, wie sie Spiderman und Batman tragen.

Etwas außerirdisch kommt man sich da schon vor. Was geschieht hier? Wir befinden uns in dem einem Raumschiff nachempfundenen Empfang des Trainingszentrums „Abacus Learning of Higher Arithmetic", kurz Aloha. Wer schon länger auf Mallorca lebt und Kinder hat, dem sagt das wahrscheinlich etwas. Das Rechen- und Aufmerksamkeitstraining für Kinder erfreut sich schon seit Jahren großer Beliebtheit auf der Insel.

Nun also zünden die Anbieter der patentierten Lernmethode eine neue Stufe. Der Designer Daniel García hat das Aloha-Hauptquartier neu gestaltet. Alles passt nun zusammen, um in den Kleinen „superpoderes", Superkräfte, zu wecken.

„Superhelfer!", ruft Nadal Mota. Damit sind die Kinder gemeint. „Wir haben ein Problem, lasst uns gemeinsam den Türcode knacken." Er rüttelt vergebens und theatralisch an der Zimmertür. Schon sind wir mitten im Training. Die Kinder stürmen zur Garderobe, wo sie mithilfe eines Abakus, das ist eine Art Rechenschieber mit Kugeln, den Code 232 plus 78 = 310, errechnen.

Trotz neuer Aufmachung ist der japanische Abakus (Soroban) weiter Herzstück des Trainings. Der Malaysier Loh Mun Sung erfand damit 1993 diese Lernmethode. Seither expandiert Aloha als eine Art Franchise-Kette auch über Asien hinaus. Mittlerweile gibt es in über 35 Ländern Lizenznehmer - in Deutschland soll demnächst einer hinzukommen. Die Niederlassung in Palma gibt es seit 2009, mittlerweile sei man Ansprechpartner für ganz Europa, sagt die dafür verantwortliche Rocío Martínez.

Die Kinder üben jetzt die Bedienung des Abakus. „Schau, Carla, der Like-Daumen schiebt nach oben, der Schimpfefinger schiebt nach unten", erklärt der Trainer. Diese Bewegungen müssen genauestens eingehalten werden, um später auch ohne den physischen Abakus wiederholt werden zu können.

Nach genügend Übung kann das Rechnen dann ganz im Kopf stattfinden. Kinder wie der neunjährige Dani Mesón werden so zu leibhaftigen Rechenmaschinen, „calculator" nennt ihn seine Mutter Ludmila. „Am Anfang war es mühsam, jetzt macht es Spaß", sagt Dani.

Dabei geht es nicht nur ums Rechnen. Die Kinder setzen sich im Kreis und versuchen einen Zungenbrecher zu wiederholen. Auch Rollen werden verteilt. Imran ist diese Stunde als „Superhelfer Pantomimus" mitverantwortlich, dass alle still sind. Mit der Geste „Finger vor dem Mund" darf er seine Gruppe zurechtweisen. Allen virtuell bekannt ist auch die gemeine Mücke „Dr. Distracción", die die Kinder immer wieder ablenken will und die es zu bezwingen gilt. So wird die „Superkraft" Konzentration gestärkt. Weitere Leitfiguren wie „Rebeka Eureka" und „John Neurón" animieren zum Mitdenken und führen die Kinder in den Lernheften durch die Aufgaben.

Aloha arbeitet auch direkt mit Schulen zusammen, bietet die Methode als Unterrichtsergänzung an spanienweit über 500 Schulen an. So soll das brachliegende, kognitive Potenzial der Kinder gehoben werden. Das ist auch ein Zeitphänomen: „Ja, das Bewusstsein der Gesellschaft hat sich geändert", meint Rocío Martínez. „Die Erwachsenen legen selbst mehr Wert auf die Gesundheit, machen Sport, Yoga und achten auf eine ausgewogene Ernährung. Genauso suchen Eltern für ihre Kinder Optimierungsmöglichkeiten. Das mentale Potenzial voll auszuschöpfen erschließt bessere Ausbildungschancen." Aufmerksamkeit, Konzentration, fotografisches Gedächtnis, Rechenfähigkeit, räumliche Orientierung, logisches Denken und Kreativität - Aloha verspricht viel und nicht zuletzt akademische Leistungsfähigkeit. Ja, wer will das nicht ?

Die Kinder arbeiten individuell ihrem Lernstand entsprechend. Als Leistungsnachweis erhalten die kleinen Superlerner farbige Kleber für die erworbenen Fertigkeiten. „Gelb ist die erste Karte, die achte und letzte Karte ist schwarz, wie im Karate", erläutert Nadal Mota. In einem Jahr sind zwei Karten zu schaffen - wenn Kinder und Eltern auch zu Hause dranbleiben. „Fünf bis zehn Minuten täglich sollten es schon sein", sagt Rocío Martínez.

Ins Raumschiff kommen die Kinder für zwei Stunden die Woche. „Es ist wichtig, dass sie sich hier wohlfühlen", sagt Alicia Catalá, eine weitere Mitarbeiterin. „Ja, es soll ein anregender Ort sein, wo es etwas zu entdecken gibt", ergänzt Rocío. Selbst die Beleuchtung der Kleiderhaken kann in der Farbe wechseln. Die geheimnisvollste Tür ist der Eingang in das Großraumbüro der Aloha-Zentrale. Etwa 25 Mitarbeiter sind dahinter beschäftigt. Eintritt streng verboten - für die Kinder. Neben der Tür gibt es jedoch ein Guckloch für die Neugierigen.

Die Kurse beginnen jeweils September und Januar und kosten 58 Euro im Monat plus einer Einschreibegebühr von 44,90 Euro inklusive Material. Kontakt: Aloha. Paseo Mallorca, 11, Bajos, 07011 Palma, Tel.: 971-22 09 70, www.alohaspain.com