Ende Oktober beginnt die Tomatensaison in den Gewächshäusern. Ihre Glasdächer wurden im Sommer zum Schutz vor Sonne mit weißer Farbe bestrichen. Der erste Regen wäscht diese ab, sodass die Herbstsonne die Stauden erreichen kann. „Das Klima begünstigt auch die Reife außerhalb der eigentlichen Saison", sagt Caty Maura (29). Die Agraringenieurin arbeitet für die Kooperative Agroilla und ist verantwortlich für die Vergabe von Nährstoffen und Wasser. Diese kommen durch Rohre zu den Stauden, die in Kokosfasern wurzeln.

Auf der Plantage bei Manacor wird zwei Mal im Jahr geerntet, die erste cosecha findet zwischen Mai und Juni statt, die zweite von Oktober bis Dezember. Danach werden aus Murcia etwa fünfzehn Zentimeter hohe Setzlinge geliefert und neu ausgepflanzt. „Es sind nur wenige Sorten, die im ­invernadero Süße erreichen", sagt die Mallorquinerin.

Die Schwarze Tomate hat eine dunkelgrüne, feste Haut, zwischen den aromatisch schmeckenden Kammern einen würzigen, fast schwarzen Saft und wenig Kerne. Dass sie reif ist, erkennt man an einem roten Stern auf der dem Stiel gegenüberliegenden Seite. „Diese Sorte ist relativ neu auf dem Markt, wir bauen sie seit vier Jahren an", sagt Mateo Pasqual (49), der Besitzer der Plantage. Er und seine drei Geschwister sind Mitglieder der Kooperative Agroilla, dem Hauptlieferant für Obst und Gemüse auf der Insel. Für ihn ist die Schwarze Tomate der Star unter denen, die im Gewächshaus wachsen, denn die Sorte schmeckt nicht nur gut, sie ist auch sehr produktiv: 3.000 Pflanzen liefern pro Jahr etwa 24.000 Kilogramm.

Die Raf-Tomate wird im Gewächshaus bereits seit 18 Jahren angebaut. Doch Pasqual hält sie für sehr sensibel und nicht sehr produktiv, denn 14.000 Pflanzen liefern pro Jahr nur rund 40.000 Kilogramm. Die Sorte stammt ursprünglich aus Almería, wo sie den Ruf hat, auch auf salzigen Böden zu gedeihen. In der Plantage bei Manacor wird jedoch kein Salz verabreicht, wohl aber sales, die im Spanischen für Mineralien, also für Nährstoffe, stehen. Da die Staude große Mengen Mineralien verträgt, kann die Frucht hohe Zuckerwerte erreichen. Raf ist die Abkürzung für Resistente al Fusarium, dies wiederum bedeutet, dass die Pflanzen resistent sind gegen die Fusarium-Welke, eine Pilzkrankheit, die weltweit Pflanzen in Gewächshäusern befällt und ihnen die Wasser- und Nährstoffzufuhr abschnürt. Diese Tomatensorte - so ist zu erfahren - muss geerntet werden, bevor sich die Haut gänzlich rot verfärbt. Zu erkennen ist sie an der Öffnung gegenüber der breiten Seite mit dem Stielansatz. Pasqual bedauert, dass die Schwarze- und die Raf-Tomate in den Supermärkten häufig unter der Bezeichnung tomate sabroso angeboten werden und der Kunde so keine Möglichkeit hat, die beiden zu unterscheiden.

Die Cor de Bou, das Ochsenherz wird im Herbst angebaut, weil Mallorquiner sie lieben. Diese Sorte verfügt über ein ähnliches Kammersystem wie die Raf und die tomate negra, enthält jedoch weniger Saft und Kerne als diese. Die Stauden der Tomàtigues de cor de bou sind auch im Gewächshaus sehr produktiv, die 1.000 Pflanzen hier liefern 15.000 Kilogramm. Die Sorte Rosada ist groß und fleischig, sie ist der katalanischen Montserrat-Tomate sehr ähnlich, die zu den alten Sorten zählt, die lange in Vergessenheit geraten sind und heute zu den beliebten Delikatess-Sorten der Küchenchefs zählen. „Die Rosada ist die Montserrat-Tomate Mallorcas", erklärt Maura. Sie heißt nicht nur der rosa Hautfarbe wegen Rosada, ihre Form erinnert außerdem an die einer Rose. Diese Tomatensorte ist ein Liebhaberprojekt der Plantagenbesitzer. 300 Pflanzen liefern 1.500 Kilogramm pro Jahr.

Für die MZ schneidet Pasqual ein Exemplar von jeder Sorte quer auf, nicht nur, damit die Kammern zu sehen sind, sondern weil die Tomaten so ihren besten Geschmack entwickeln. Er isst die Hälften mit Öl allein. „Sie schmecken so aromatisch, sie brauchen nicht einmal Salz", meint er.

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