Vier Tage fachsimpeln über Steine: An dem am Sonntag (29.10.) in Palma zu Ende gegangenen Med Stone Congress nahmen neben mallorquinischen Steinmetzen und Experten auch internationale Referenten teil. Sogenannter Keynote Speaker war der US-amerikanische Anthropologe Michael Atwood Mason vom Smithsonian Center for Folklife and Cultural Heritage in Washington. Bevor der Kongress begann, hatte Mason zudem an einem Workshop teilgenommen, bei dem auf einer Finca in Deià die Technik des Bauens mit Trockenstein vermittelt wurde.

Herr Mason, Sie haben erstmals eine Trockensteinmauer selbst gebaut. Was haben Sie dabei gelernt?

Dass man viel Geduld braucht, und dass die technischen Aspekte sehr wichtig sind. Es geht ja nicht nur darum, Steine aufeinanderzulegen. Sondern man muss den richtigen Stein aussuchen, man muss ihm die richtige Form geben und ihn in die Mauer einfügen. Es ist eine Arbeit, die sehr viel Wissen voraussetzt.

Wie ist Ihr Interesse am Thema Trockensteinmauern entstanden?

Eigentlich habe ich mich schon als Kind für die ursprüngliche Architektur verschiedener Kulturen interessiert. Vor zehn Jahren hörte ich davon, dass auf Mallorca der bis dato letzte Kongress zum Thema Trockensteinmauern abgehalten wurde - allerdings drei Wochen zu spät. Seither habe ich davon geträumt, dass ich einmal die Gelegenheit bekomme, an so einem Treffen teilzunehmen.

Hat sich auch Ihre Forschung in diese Richtung entwickelt?

Nein, mein Hauptarbeitsfeld sind eher religiöse Bräuche und Sitten, vor allem in den kubanischen Kulturen. Das Thema mit der Architektur habe ich eher als persönliches Interesse, als Hobby verfolgt.

Nun sind Sie hier. Worüber redet man vier Tage lang, wenn es um Trockenmauern geht?

Oh, es gibt einiges zu besprechen. Ein Aspekt ist etwa die Bestandsaufnahme, wie viel Arbeit zu dem Thema in den vergangenen Jahren geleistet wurde. Zum Beispiel die ganze Katalogisierung von Trockensteinmauern. Da ist unheimlich viel geschehen. Zum anderen diskutieren wir über die Ausbildung der margers, den Trockensteinmauerbauern. Auch dass es eine Art Titel oder einen Abschluss für diesen Beruf gibt.

Welchen Nutzen haben Trockensteinmauern heute?

Darüber reden wir natürlich auch. Ein Thema, auf das ich nie gekommen wäre, ist etwa der Einsatz von Trockensteinmauern in öffentlichen Bauten, etwa um Straßen zu befestigen. Da wird unglaublich viel unter Ingenieuren recherchiert. Bei dem Kongress wurden einige erfolgreiche Praxisbeispiele für so einen Einsatz vorgestellt. Trockensteinmauern werden weltweit eingesetzt, da gibt es eine ganze Bandbreite an Verwendungsmöglichkeiten. Nicht nur, um die Grenzen eines Hofes zu bestimmen.

Wie steht es um den Trockensteinmauerbau auf Mallorca?

Es ist ein äußerst spannender Moment. Den margers wird langsam klar, dass ihr Handwerk durchaus einen kulturellen und wirtschaftlichen Wert hat. Dass sie ein gremi, eine Zunft, gegründet haben, ist ein sehr wichtiger Schritt. Jeder für sich kann etwa nur schwer einen Kongress einberufen. Zurzeit wird zudem angestrebt, dass die Trockensteinmauern zum Weltkulturerbe ernannt werden. Auch das kann man nur gemeinsam schaffen.

Dennoch kämpfen die margers hier wie auch woanders in der Welt damit, dass immer weniger Leute den Beruf ausüben.

Ja, die Urbanisierung macht sich natürlich bemerkbar. Deshalb ist es meines Erachtens wichtig, dass die Trockensteinmauern zum

Weltkulturerbe erklärt werden.

Was würde das ändern?

Die Einstellung der Gesellschaft, aber auch der Mauerbauer selbst gegenüber dem Handwerk. Ihnen würde noch mehr klar sein, wie wertvoll ihre Kenntnisse und ihre Arbeit wirklich sind. Man darf die Bedeutung des Prestiges, das so eine Auszeichnung mit sich bringt, nicht unterschätzen. Dem Erhalt eines solchen Kulturguts kann das viel Rückenwind geben.