Frische, süße Kiwis reifen jetzt auf den Terrassen und in den Gärten der Insel. Und das genau zu dem Zeitpunkt, wenn die Obsttheken und Stände Mallorcas mit den exotischen Früchten gefüllt sind. Diese haben weite Wege hinter sich und kommen derzeit aus Neuseeland. Doch davon später mehr.

Wer Obst bevorzugt, das in der Nähe wächst, kann Kiwipflanzen selbst ziehen. Dabei ist zu bedenken, dass die meisten Zuchtsorten der Actinidia deliciosa zweigeschlechtlich sind. Die Zuchtform „Jenny" soll sich selbst bestäuben, doch auch sie trägt bessere Ernten, wenn eine männliche Pflanze in der Nähe gepflanzt wird. Dass den Gewächsen das Inselklima bekommt und sie sogar Kältegrade vertragen können, ist im Obstgarten von Ariant zu sehen, durch den die Biologin Evelyn Tewes führt.

Zwei weibliche Bäume wuchsen bereits hier im Spalier, als die von ihr geleitete Fundación Vida Silvestre de la Mediterranea (FVSM) vor fünf Jahren das 1.000 Hektar große Anwesen von Ariant übernahm. Zwei weitere wurden gepflanzt und da eine männliche Pflanze eingegangen war, spendierte ein Baumpate Ersatz. Die Blüten beider Geschlechter sind weiß, die der männlichen sind jedoch größer und mit üppigeren Samenständen ausgestattet. Die Bienen besorgen den Rest. Da ihnen auf Ariant ausschließlich Ökopflanzen geboten werden, liefern sie exzellenten Biohonig.

Manchmal sieht man die exotischen Früchte auch bei Wanderungen, bei denen sich die Gelegenheit bietet, über Zäune in die Gärten zu schauen. So wächst eine Kiwi-Pflanze beispielsweise in der Nähe des Waschhauses von Biniaraix. Oder in Dorfhäusern, wo es üblich ist, am Ausgang auf der Rückseite eine Schatten spendende Pergola zu begrünen. Traditionell werden hier Reben gepflanzt, doch auch die ovalen Blätter der Kiwi-Pflanze bieten im Sommer Schatten. Nach der Ernte schneidet man die Ranken zurück und hat das ganze Frühjahr Sonne auf der Terrasse. 60 Kilogramm Früchte - meldete eine Gärtnerin aus Maria de la Salut vor einiger Zeit der Presse - hingen reif vor ihrer Küchentür. Sie pflanzte eine männliche und vier weibliche Pflanzen, die sich als wuchsfreudig, resistent gegen Schädlinge und äußerst pflegeleicht erwiesen.

Der Pflanze sagt man nach, dass sie kalkhaltige Erde nicht so gut verträgt. Auf Ariant, so erklärt Tewes, befinde sich dort, wo die Kiwi-Pflanzen und die Kastanien wachsen, eine Wasserader mit niedrigem pH-Wert. Zudem werden alle Bäume im Obstgarten mit biologischem Kuhdung versorgt, was ihnen offensichtlich gut bekommt.

Wer die Pflanze in einem großen Pflanzgefäß ziehen will, sollte dieses mit einer Erde füllen, die für Rhododendren und Azaleen geeignet ist. Auch für die Nährstoffgabe empfiehlt sich Spezialdünger für sauere Böden.

Die Actinidia deliciosa zählt zur Familie der Strahlengriffelgewächse. Weil sie wild in China wächst, wird sie auch „Chinesische Stachelbeere" genannt. Von dort brachte eine Vorsteherin von Missionsschulen die ersten Samen nach Neuseeland. 1910 nahm sich der Gartenwissenschaftler Hayward Wright der Pflanze an und züchtete die heute am meisten geerntete Sorte, die er nach sich selbst „Hayward" nannte. Die Pflanzungen vergrößerten sich und in den 60er-Jahren benannte man die Frucht nach dem neuseeländischen Flugvogel „Kiwi", um so ein einheimisches Markenprodukt zu schaffen. Mit diesem Namen wird die Obstsorte heute ebenfalls aus Chile und aus Italien exportiert.

Die Früchte überstehen unbeschadet weite Transportwege, weil sie bis zu sechs Monate gelagert werden können. Sie zählen, wie auch Bananen oder Mangos, zu den sogenannten „klimakterischen" Pflanzen, die nach der Ernte noch nachreifen können. Wachsen sie am eigenen Baum, pflückt man sie, wenn sich ihre Haut leicht eindrücken lässt. Je gelber das Fruchtfleisch, desto süßer schmeckt die Frucht.