Bei aller Sorge um den historischen Einzelhandel: Das Geschäftsleben in Palma de Mallorca steht nicht still. Vier kleine Läden, die es noch nicht lange gibt und die auf jeden Fall einen Besuch lohnenMaricastaña: Kein 08/15-Krimskrams

„Wir haben es einfach gewagt", sagt Sergio Gamisans und lächelt. Gemeinsam mit seiner Freundin Vicky Pinar (31) hat der 26-Jährige im Sommer 2016 den Laden Maricastaña übernommen und ihm neues Leben eingehaucht. Hier ist alles ein bisschen gewagt, verspielt und sehr farbenfroh - sowohl die Kleidungsstücke als auch die Geschenkartikel. Es lohnt sich, genau hinzuschauen: Da gibt es Socken im Wassermelonen-Design, Kaktuslampen im Blumentopf, Pizzaschneider in Fahrrad-Form oder Notizzettel in Salami-Look. Auf Instagram hat Maricastaña bereits 12.000 Follower, in dem antiken ­Ladenlokal mit den bunten Fliesenböden fühlen sich nicht nur die Inhaber wohl. „Wir sind gerne hier und betrachten das kaum als Arbeit", so Sergio. Nichts wird verkauft, was die beiden nicht selbst anprobiert haben, nichts ausgewählt, was ihnen nicht gefällt. Kein 08/15-Krimskams, und das zahlt sich aus: Mittlerweile können der studierte Inneneinrichter und die Modedesignerin von dem Laden leben. In Zukunft wollen sie weniger auf Geschenkartikel und mehr auf Dekoration setzen. Und vielleicht auch Kleidung selbst nähen.

Maricastaña, Plaça de la Mercè, 4

Robin Wood: Upcycling zum kleinen Preis

Pau Guitelzon ist Musiker - und Tüftler. Im März 2016 beendete er seine Rockerzeit in Barcelona, kam auf seine

Heimatinsel zurück und eröffnete in Santa Catalina seinen Laden Robin Wood. Es ist eine Mischung aus Schreinerei, Möbelhaus und Erfinderwerkstatt. So gut wie alles, was zum Verkauf steht, hat Pau Guitelzon selbst gemacht. Die Lampe, zusammengesetzt aus einem Holzklotz und einer alten Polaroidkamera, die stylischen Palettenmöbel, die fein aufgearbeiteten alten Eichenmöbel, die jetzt in modernem Vintage-Look daherkommen. „Renovieren und Upcycling war die Idee", so der 34-Jährige. „Und das zu sehr günstigen Preisen." Obwohl seine Produkte erstklassig sind, ging das Konzept nur bedingt auf. „Online verkaufe ich ganz gut, aber den Laden kann ich nicht halten, die Miete in Santa Catalina ist einfach zu hoch." Und bei Auftragsarbeiten, die ihn über Wasser hielten, ging die Kreativität verloren. „Vier, fünf Monate werde ich hier noch aufhaben, danach gibt's nur noch den Onlineshop", so Guitelzon. Also nichts wie hin.

Robin Wood, Calle de la Fábrica 52 oder www.robinwoodpalma.com

Melicotó: Design für Mallorca-Kenner

Javi Torrado, Roberto Campillo und Jauem Vich waren schon zu Schulzeiten in Marratxí unzertrennlich. „Wir haben immer zusammen gemalt", berichten die heute Anfang 30-Jährigen. Kein Wunder, dass sie alle künstlerische Studiengänge wählten. „Vor fünf Jahren, inmitten der Krise, standen wir alle plötzlich ohne Job da. Und so haben wir uns zusammengetan", berichten sie. Mit Melicotó fanden sie eine Marktlücke. Statt Souvenirs für Touristen zu entwerfen, spezialisierten sie sich auf Mallorca-Merchandise für Mallorquiner - „oder zumindest für Menschen, die eine Zeit lang hier gelebt haben und die Kultur kennen", so Jaume Vich. Tassen, Broschen, Handtücher, T-Shirts - die meisten mit Öko-Textilien - und andere Gebrauchsgegenstände lassen die drei mit ihren eigenen, farbenfrohen und teils verspielt-kindlichen, teils politisch gefärbten Designs bedrucken. Ob Mallorca-Gebäck, mallorquinische Sprichwörter oder lokale dimonis - alles spiegelt ein Stück Insel-Kultur wider. Online schlug die Idee ein und sichert den Freunden ihr Einkommen. Seit zwei Monaten ist nun der Offlineverkauf nahe dem Mercat de l'Olivar eröffnet.

Melicotó, Passatge Guillem de Torrella, 2

En mi maleta: Hasen aus der Garage

Bis vor wenigen Monaten war schräg gegenüber vom beliebten Café Antiquari in Palma noch eine schäbige Garage untergebracht. Seit September sind die alten Holzverschläge in Türkis gestrichen, stehen meist offen und gewähren Einblick in einen gemütlichen Laden im Vintage-Stil. „Da gab es einiges zu renovieren, aber ich glaube, es ist ganz nett geworden", sagt Paloma, die Betreiberin. Die Madrilenin wohnt seit Jahren auf Mallorca, ist aber gerne auf Reisen. Daher auch der Name ihres Lädchens: En mi maleta - in meinem Koffer. Ob die hochwertige Kinder- und Babykleidung für besondere Anlässe, die stylischen -Blumenbroschen oder die über den ganzen Laden verteilten Stoffmäuse und -hasen - alle Marken hat Paloma auf ihren Reisen entdeckt. Und jeder Artikel passt in einen Koffer. „Ich bin ein bisschen verrückt, aber den Geschmack scheine ich zu treffen", sagt sie. Vor allem die Maileg-Mouse-Stofftiere aus Dänemark hätten sich zu einem richtigen Trend unter Palmas Kids entwickelt - obwohl (oder gerade weil) ihr Retro-Stil wenig mit modernem Spielzeug gemein hat. „Aber es gefällt. Und beim Kleiderkauf lassen sich vor allem die Mütter begeistern."

En mi maleta, Cofradia de Sant Miquel, 10