Durch eine breite Fensterfront fällt der Blick auf eine großflächige Mandelplantage. Sie ist 33 Hektar groß und gehört der landwirtschaftlichen Kooperative Campmallorquí in Consell. Vor dem Fenster sitzt Gonzalo Rodríguez, Leiter der Kooperative, an seinem Schreibtisch. „Wir reagieren auf das Feuerbakterium, die Xylella-Epidemie, mit neuen Sorten", erklärt er. Den Mitgliedern der Kooperative empfiehlt er Vario, Marinada, Soleta und Marta anzupflanzen.

Die neuen Mandelbäume eignen sich ausschließlich für den Anbau mit Bewässerung. Bei den Pflanzungen sind die Abstände geringer, als dies bisher auf den Inselfeldern üblich war, weil die Wurzeln Platz benötigten, um in niederschlagsfreien Zeiten an Feuchtigkeit zu gelangen. Die neuen Bäumchen sind durch Rohre verbunden, durch sie kann Gießwasser, aber auch Düngemittel und Insektizide zu den Wurzeln gelangen. „Wir beobachten, wie sich die Bäume bei intensiver Bewässerung sowie sparsamer Wasservergabe und bei Trockenheit entwickeln", sagt Gonzalo Rodríguez.

Die Mitteilung der Landesregierung, dass achtzehn Mandelsorten ab 2019 nicht mehr verkauft werden dürfen (siehe Kasten), bereiten ihm keine schlaflosen Nächte. Es handelt sich um alte Sorten, die sich früher im traditionellen Trockenanbau bewährten und jetzt als anfällig für den Befall des Feuerbakteriums gelten.

Von den neuen Sorten ist Miquel Àngel Llabrés, der einzige Obstbaumzüchter auf der Insel, nicht sonderlich begeistert. Sie werfen Fragen auf wie diese: Woher soll das viele Gießwasser kommen, und wird sich der Mandelanbau für Landwirte künftig noch lohnen, wenn sie in chemische Düngemittel und Insektizide investieren müssen? Zweifel an den Neuzüchtungen kamen dem Mallorquiner auch, nachdem er sich im Januar mit Mandelzüchtern aus Valencia getroffen hatte. Diese berichteten, dass die neuen Sorten sich zwar auf bewässerten Plantagen in ­Höhen über 800 Metern bewährt hätten. Mit Küstennähe kamen sie jedoch weniger zurecht und müssen zehn Jahre nach der Pflanzung auf der alten Unterlage neu veredelt werden.

Die Schwarze Liste der Landesregierung birgt auch für den Manacorí keine Überraschungen. „Seit sieben Jahren züchte ich die 'Vivot' auf der Liste nicht mehr", sagt er. Es habe sich schon lange vor dem Xylellabefall abgezeichnet, dass für viele der insgesamt 500 bis 600 alten Mandelsorten die Zeit abgelaufen war.

Denn Bäume, die nur spärlich Früchte trugen, wurden von ihren Besitzern häufig aufgegeben. Man beschnitt sie nicht, ließ die Schafe nicht mehr zu ihren Füßen weiden, sodass auch noch die durch den Dung gelieferten Nährstoffe fehlten. Oftmals breitete sich Unkraut zwischen den Bäumen aus. So konnte sich ein ideales Habitat für Zikaden entwickeln, von denen man vermutet, dass sie das Bakterium übertragen. Dieses blockiert den Wasser- und Nährstoffhaushalt der Pflanze und sie stirbt ab. So wundert es nicht, dass vor allem Proben der ohnehin aufgegebenen Bäume vermehrt im Labor und danach auf der Liste der besonders gefährdeten Mandelsorten landeten.

Den Besitzern von Mandelplantagen wird bei der Entsorgung ihrer kranken Bäume nun geholfen: Die Landesregierung hat im Haushalt für 2018 und 2019 insgesamt 1,6 Millionen Euro vorgesehen und mit dem Abtransport und der Verbrennung der Bäume das öffentliche Unternehmen Tragsa beauftragt.

Doch als Ersatz für die gefällten Bäume stehen nicht nur die Wasser liebenden Sorten, die von der Kooperative empfohlen werden, zur Auswahl. Auch auf der Insel gezogene Mandelbäume wie beispielsweise Masboveda, Guarin, Pons Costa, Pons oder Perexina haben sich als standhaft gegen den Xylella-Befall gezeigt. Miquel Àngel Llabrés plädiert für Sortenvielfalt auf den Feldern.

Denn Mandelbäume wachsen in Küstennähe unter völlig anderen Bedingungen als die auf der Ebene oder an den Hängen der Serra de Tramuntana. Bisher waren die Sorten den jeweiligen Klimabedingungen angepasst. Das machte die Qualität der Inselmandel aus, die Konkurrenten auf den Märkten überlegen war. Hoffentlich kommt es auf der Insel nicht eines Tages zur Einheitsmandel nach kalifornischem Vorbild.