David Navarro (67) muss ein paar mal auf den Kickstarter steigen, bis die Colomet aus dem Jahr 1954 zum Leben erwacht. Mit einem kurzen Husten spuckt der Motor eine blaue Wolke aus dem Auspuff, dann nagelt der Einzylinder-Motor in einer Regelmäßigkeit los, als sei er das taktgebende Metronom eines klassischen Klavierspielers. Für David Navarro und seinen Freund Gregorio Cuellar (73) ist das Musik in ihren Ohren.

Auf die Frage, wie viele Stunden sie wohl in die Restauration der alten Maschine aus Bunyola investiert hätten, lachen sie auf und schauen einen belustigt an, als hätte man keine ahnungslosere Frage stellen können. „Das kann man genauso wenig aufrechnen wie den wahren Preis der Maschine", sagt David Navarro. Allein nach Arbeitsstunden sei die Colomet unbezahlbar. Dennoch würde er sie für 10.000 Euro verkaufen. Sie soll schließlich raus aus der Werkstatt, zurück auf die Straße.

David Navarro ist seit zwei Jahren Rentner. Er hat in Palma die Reparaturwerkstatt Motos David aufgebaut, die heute von seinem Sohn weitergeführt wird. Auch Gregorio Cuellar ist im Ruhestand, er war Schmied und hat diesen Beruf auch an einer Berufsschule gelehrt. Die beiden Mallorquiner sind seit ihrer Jugend Motorrad gefahren, mit Vorliebe mallorquinische Maschinen. Denn die wurden in den 50er-Jahren auf der Insel gebaut.

Drei Motorräder wurden auf Mallorca gebaut

Mallorca

„Es gab die BMS, die Coronat und natürlich die Colomet", sagt David Navarro. Alle drei wurden in Handarbeit gefertigt. Als Erster entwickelte der Mechaniker Jaume Colomet Abraham ab 1949 seine Colomet. Die Zulassung erfolgte vier Jahre später, 1953. Rund 500 Maschinen schraubte Colomet in einer Manufaktur im Carreres Hondures in Palma zusammen. Um die 200 davon soll es noch geben. „Das Besondere an diesen Motorrädern ist ihre hohe Qualität", sagt der Mechaniker David Navarro.

Sein Freund Gregorio Cuellar mag besonders die BMS. Mit 250 Kubikzentimetern als Rennmaschine in Santa Margalida gebaut, brachte sie es auf 120 Stundenkilometer. Zum Vergleich: Die Colomet hat 150 Kubikzentimeter und fährt gemütliche 80 km/h. „Sie ist halt bequem", so David Navarro.

Viel schneller war auch die Coronat nicht unterwegs. Ihre Besonderheit war, dass die Maschine aus Inca keine Kette hatte und dadurch deutlich weniger wartungsintensiv war. Heute fahren die meisten Motorräder von BMW mit kettenlosem Kardan­antrieb, Harley Davidson setzt seit jeher auf Zahnriemen.

Alle mussten aufgeben

Doch trotz all der Liebe zum Detail und technischer Innovation, hat keine der Mallorca-Motorrad-Hersteller den Schritt in die Serienproduktion geschafft. „Die Banken gaben kein Geld mehr und die Motorräder verschwanden nach wenigen Jahren vom Markt", sagt David Navarro.

Seine letzte Colomet hat er vor 5 bis 6 Jahren erstanden. „Früher bin ich viel herumgefahren, habe gesucht und nachgefragt, ob irgendwo noch Maschinen stehen." Heute macht er das nicht mehr. Die beiden haben noch genügend anderer antiker Motorräder in ihren Schuppen stehen, an denen sie arbeiten können. „Zu meinen Hochzeiten hatte ich 25 Motorräder", sagt David Navarro. Seine Frau habe nichts dagegen, er habe ja sonst keine schlechten Angewohnheiten wie Spielen oder Trinken.

Ein Projekt haben sich die beiden noch vorgenommen: Sie wollen eine BMS restaurieren. Dabei werden sie sich viel an alten Fotos orientieren müssen, denn eine BMS ist eine Seltenheit. „Sie wurde nur in einer Projektphase hergestellt", sagt David Navarro. „Manche nennen uns Verrückte, weil wir diese Motorräder retten wollen. Aber wir machen das aus reiner Liebe, ohne daran etwas verdienen zu wollen. Und wir hoffen, dass uns eines Tages jemand ersetzen kann, um die alten Motorräder vor dem Verschwinden zu bewahren", sagt Gregorio Cuellar.