Von Holger Weber

Anders als in den zurückliegenden Jahren kann Hauptmann diesmal nicht darauf vertrauen, dass er im kommenden April, wenn die neue Urlaubssaison startet, wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann. Denn wenn es nach dem neuen Besitzer geht, soll das Hotel in eine Luxus-Apartmentanlage umgewandelt werden.

Obwohl die Angestellten offiziell noch keine Benachrichtigung über die Schließung des Hotels erhalten haben, werden die luxuriösen Wohnungen bereits auf der Homepage eines großen Immobilienunternehmens auf Mallorca zum Verkauf angeboten. Die 100 Apartments mit einer Größe zwischen 79 und 188 Quadratmeter sollen bereits 2009 fertig sein und nach Angaben des Immobilienunternehmens zwischen 364.000 und 495.000 Euro kosten.

Das Hotel Port Vell gehörte früher drei Mallorquinern und war erst im Februar dieses Jahres an einen Bauunternehmer aus Valencia verkauft worden. Damals regierte in der Gemeinde Son Servera noch die konservative Volkspartei (PP). Seit Mai ist jedoch eine Koalition aus Sozialisten, Kommunisten und Nationalisten am Ruder. Und diese will eine Umwidmung des Hotels nicht so einfach mittragen. „Wir werden für den Umbau keinesfalls eine Genehmigung erteilen", gibt sich Son Serveras Bürgermeister Josep Barrientos im Gespräch mit der Mallorca Zeitung bestimmt. Ungeachtet der Offerte des neuen Besitzers, alle 23 Festangestellten als Pool- und Gartenpfleger übernehmen zu wollen, werde das Gemeindeparlament den Antrag ablehnen, so Barrientos. Er will dafür auch bei der Balearenregierung in Palma, die gleicher politischer Couleur ist, seinen Einfluss geltend machen. Das Tourismusministerium dürfe dem Antrag auf eine Bestimmungsänderung des Hotels unter keinen Umständen zustimmen, so Barrientos. Ein ähnlicher Antrag des Hotels Don Jaime in Cala Millor sei aus gleichem Grund abgelehnt worden. „Wir wollen in Son Servera keinen Residentialtourismus", so der Bürgermeister.

Geteilter Meinung ist derweil die Betreiberin einer Kaffeebar neben dem Hotel Port Vell. Ihr täten die Angestellten leid, sagt sie. Doch seit der Reiseveranstalter Tui im Port Vell vor fünf Jahren ein All-inclusive-

Angebot eingeführt habe, sei der Umsatz durch Hotelgäste quasi auf null gesunken. Auch Guillermo Nadal, Besitzer eines Restaurants am Strand, würde dem Hotel keine Träne nachweinen. Gäste seien von dort so gut wie nie gekommen. Zudem habe die laute Animation seinen Restaurantbetrieb gestört. Von einer Apartmentanlage mit zahlungskräftigen Bewohnern erhofft er sich dagegen kräftigen Aufwind für sein Geschäft.

Am Montagmorgen reisten derweil die letzten deutschen Urlauber ab. Es sei schade, wenn das Hotel schließen würde, meinte Angelika Bredfeld, die mit ihrer Familie einige Tage im Port Vell verbrachte, „denn die Lage des Hotels, 20 Meter vom Strand und fernab der touristischen Zentren von Cala Millor und Cala Bona, ist wirklich einmalig". Das sieht der neue Besitzer und Investor der Luxus-Apartments zweifellos genauso.

* Name von der Redaktion geändert In der Druckausgebe lesen Sie außerdem: Worüber Inselratspräsidentin Armengol sich Sorgen machtEngpass beim ReisepassDietrich Bonhoeffer, bewegtes Leben im WiderstandNeue Hoffnung für Cala LlampAndratx: Gericht verlangt Abriss zweier Häuser