Von Frank Feldmeier

Vorläufiges Ergebnis: Javier Rodrigo de Santos, einer der profiliertesten konservativen Politiker auf der Insel, bis vor einem Jahr Stadtrat für Bauwesen der Volkspartei (PP), soll zwischen November 2005 und Juni 2007 mehr als 50.000 Euro an städtischen Mitteln in Bordells der Schwulen-Szene ausgegeben haben. Der fünffache Familienvater ist offenbar schwer kokainsüchtig.

Die Beträge wurden mit einer Visa-Karte des städtischen Bauamts bezahlt. Über diese konnte der in der Öffentlichkeit stets als militanter Katholik auftretende De Santos verfügen, bis die PP-geführte Stadtregierung unter Catalina Cirer von der sozialistischen unter Aina Calvo abgelöst wurde.

Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen des Verdachts der Untreue eröffnet. De Santos wurde für den 11. April vorgeladen. Einem Ausschlussverfahren seiner Partei kam der Politiker durch einen Austritt zuvor. Das Geld hat er am Freitag vergangener Woche an die Stadtverwaltung zurücküberwiesen. Es habe sich um einen „Irrtum" gehandelt.

Anschließend flog De Santos nach Madrid, um einen Aufenthalt in einer Entziehungsklinik anzutreten. Bei seiner Ankunft in Barajas bat er gegenüber einer Reporterin um Entschuldigung. Und: „Es muss mehr gegen die Drogen unternommen werden."

Anwälte des Politikers haben bereits auf die „gesundheitlichen Probleme" ihres Mandanten verwiesen. Unklar ist jedoch, ob die Staatsanwaltschaft dem 42-Jährigen verminderte Schuldfähigkeit zugesteht. De Santos drohen mehrere Jahre Haft.

Die kaschierten Bordell-­Ausgaben waren bei der internen Kontrolle im Rathaus offenbar nicht aufgefallen. Noch die konservative Vorgängerregierung hatte eine externe Buchprüfung in Auftrag gegeben. Die jetzige Bürgermeisterin von Palma, die Sozialistin Aina Calvo, informierte schließlich die Staatsanwaltschaft. Wie „El Mundo" berichtet, habe sie mit der Weitergabe der Information jedoch gewartet, um den Wahlkampf für die Wahlen am 9. März nicht zu „vergiften".

Die Stadtverwaltung entließ am Dienstag De Santos´ frühere Sekretärin sowie zwei weitere Mitarbeiter der städtischen Baufirma Emop - wegen „Vertrauensverlusts", wie es hieß. Ihren Stuhl räumen musste außerdem Gloria Penalva im balearischen Wirtschaftsministerium. Sie war unter De Santos Geschäftsführerin von Emop gewesen. Weitere Maßnahme: Die Kreditkarten der Stadträte werden einkassiert.

Den Skandal hatte die Zeitung „Última Hora" publik gemacht. Das Blatt berichtet ausführlich über die Exzesse des „unersättlichen" Politikers und druckte auch Bilder aus einem Video ab, das De Santos beim Sex und Kokainkonsum zeigt. Offenbar war er bei einigen Bordellbesuchen nicht allein, sondern in Begleitung von anderen Politikern und Beamten. Allein in einer Nacht wurden in einem Etablissement 1.450 Euro gezahlt. Im Bordell „Casa Alfredo" im Stadtviertel El Terreno wurden bis zu drei Besuche pro Woche registriert. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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