Von Holger Weber

Handy-Telefonate über den Wolken waren lange Zeit grundsätzlich verboten. Es ging dabei darum, die Funktionstüchtigkeit der Bordinstrumente im Cockpit nicht zu beeinträchtigen und die terrestrischen Netze nicht übermäßig zu strapazieren. Das Bundesverkehrsministerium hatte bereits Anfang März die rechtlichen Voraussetzungen für die Nutzung von Handys in Flugzeugen geschaffen. Ohne eine europaweit einheitliche Regelung hätten die Fluggesellschaften den neuen Service jedoch nur bei Inlandsflügen anbieten können. Jetzt dürfen die Airlines den Service in allen zur EU gehörenden Ländern bereitstellen. Die Frequenz, auf der Gespräche sowie Wort- und Bildnachrichten abgewickelt werden, erlaubt es neun von zehn Handybesitzern, den Service zu nutzen, heißt es in Brüssel.

Allenfalls SMS und E-Mail

Für Fluggesellschaften wie Air Berlin ist dies jedoch kein Anlass, die bisherigen Grundsätze über den Haufen zu werfen. ýWir stehen dem Telefonieren an Bord ablehnend gegenüber", sagt Pressesprecherin Alexandra Müller. Die Fluggesellschaft ist mit mehr als 360 wöchentlichen Mallorca-Flügen die größte Airline auf Palmas Flughafen Son Sant Joan. Viele Reisende empfänden Telefongespräche anderer Passagiere eher als störend. Allerdings möchte Air Berlin prüfen, ob in Zukunft das Versenden von SMS-Nachrichten oder E-Mails gestattet werden soll. Einen konkreten Zeitplan gebe es aber noch nicht. Denn um diesen Service anbieten zu können, müsste erst die Flotte der Airline technisch nachgerüstet werden.

Tuifly will zunächst durch eine Kundenbefragung den Bedarf feststellen. Sollte das Interesse groß sein, werde man die Machbarkeit und die Kosten prüfen, so ein Sprecher. Doch handele es sich bei den meisten Passagieren der wöchentlich rund 130 Tuifly-Verbindungen auf die Insel um Urlauber. Diese wollten auf dem durchschnittlich zwei Stunden langen Flug nicht unbedingt zum Telefon greifen, sondern suchten eher Entspannung.

Bei Germanwings ist das Telefonieren an Bord ýüberhaupt kein Thema. Das Gebimmel an Bord dürfen wir unseren Gästen nun wirklich nicht zumuten", so Unternehmenssprecher Heinz-Joachim Schoettes. Im Zug könne ein vom telefonierenden Nachbarn genervter Fahrgast aufstehen und sich einen anderen Platz suchen. ýIm Flugzeug ist dies dagegen kaum möglich." Vor allem Geschäftsreisende fühlten sich bei der Arbeit gestört und könnten das Telefon selbst kaum nutzen: ýNiemand wird über Geschäftliches sprechen, wenn die Konkurrenz möglicherweise nebenan sitzt", so Schoettes.

Die Lufthansa, die die Zahl der Mallorca-Flüge zuletzt aufgestockt hatte und nun von sechs deutschen Städten auf die Insel fliegt, verweist auf Kundenbefragungen. Danach lehne der überwiegende Teil der Passagiere Mobiltelefonate an Bord ab. Der Kranichflieger setzt weiterhin auf Breitband-Internetzugang während des Fluges. Dies sei bereits zwischen 2004 bis 2006 erfolgreich angeboten worden. Derzeit suche das Unternehmen nach einem Partner für die technische Umsetzung. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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