Von Frank Feldmeier

Der Vorwurf: Illegale Ausflüge, auf denen Urlauber verführt würden, überteuerte und minderwertige Produkte zu kaufen, statt die Schönheiten der Insel gezeigt zu bekommen. ?Die wenigen Touristen, die wir zu dieser Jahreszeit haben, werden auch noch Opfer von Betrügereien", sagt Tirado, der mit seinen Anzeigen die Aktion ins Rollen gebracht hatte. Zuvor hatte er ausgiebig recherchiert. So zählte Tirado in seinem Brief an die Rathäuser von Calvià und Palma sowie an vier Landesministerien 43 Hotels auf, die mit den Organisatoren der Butterfahrten zusammenarbeiteten. Die vorwiegend älteren Touristen würden schon in den Hotels zu den Verkaufsfahrten verlockt.

Die Liste der Verstöße ist lang. Das beginne schon mit der fehlenden Transportgenehmigung, sagt Antoni Verger, zuständiger Abteilungsleiter im balearischen Transportministerium, das mit sechs Inspektoren bei der Razzia vertreten war. Verkaufsfirmen seien schließlich nicht berechtigt, Touristen zu transportieren - ein Verstoß, der mit bis zu 4.600 Euro geahndet werden kann. Weitere Mängel: kein gültiger Fahrschein, kein ausreichendes Besichtigungsprogramm, keine qualifizierten Reiseführer.

Das balearische Transportministerium verhängte am vergangenen Freitag trotzdem keine Geldbuße: Der Zugriff erfolgte schon vor Fahrtantritt, der Verstoß war noch nicht begangen. ?Wir müssen mit sehr viel Taktgefühl vorgehen", erklärt Verger. ?Schließlich wollen wir verhindern, dass sich die Urlauber aufregen und ein schlechtes Bild von Mallorca mitnehmen." Das Tourismusministerium hat dagegen ein Verfahren gegen die nicht autorisierten Reiseführer eröffnet.

Die Gemeinde zieht zudem ein Unternehmen wegen unerlaubter Werbung zur Verantwortung. Denn in Calvià ist das Verteilen von Werbematerial durch die sogenannten tiqueteros verboten, Bürgermeister Carlos Delgado (Volkspartei, PP) hat saftige Geldstrafen für Verstöße durchgesetzt. Nicht belangt werden konnten die Unternehmen für die Verkaufsveranstaltungen. ?Sie finden außerhalb des Gemeindegebiets statt", sagt Bartolomé Bonafé, Gemeinderat für Sicherheit in Calvià.

Tirado von Acotur beklagt, dass an der Playa de Palma die Organisatoren von Butterfahrten bislang unbehelligt blieben. Dabei sei die rechtliche Situation eindeutig. So ist es generell verboten, Tickets für Ausflüge auf offener Straße zu verkaufen. Touristen sollten von solchen Angeboten von vorneherein die Finger lassen.

Der Abteilungsleiter im Verkehrsministerium kündigt auch für die Touristenorte außerhalb von Calvià eine Politik der harten Hand an: ?Ich habe bereits veranlasst, dass die Kontrollen auch an der Playa de Palma ausgeweitet werden." In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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