Manchmal werden bedrohten Tieren ausgerechnet die Artenschutzmaßnahmen zum Verhängnis. Um den Bestand der mallorquinischen ferrerets zu sichern, wurden die Froschlurche im Miniformat - sie werden maximal vier Zentimeter groß - jahrelang in Gefangenschaft gezüchtet. Anschließend wurden sie in freier Natur ausgesetzt. Doch im Rahmen dieses Erhaltungsprogramms, das von sehr erfolgreichen Zuchtstationen in Großbritannien durchgeführt wurde, infizierten sich die Balearischen Geburtshelferkröten - so ihr deutscher Name - mit der tödlichen Pilzkrankheit Chytridiomykose.

Diese Krankheit, die ursprünglich aus Südafrika stammt, wird neben Faktoren wie Umweltverschmutzung und zunehmender Landschaftszersiedelung mittlerweile für ein weltweites Amphibiensterben verantwortlich gemacht. Schuld am Tod von Kröte, Frosch und Molch ist der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis, der bisher in 87 Ländern entdeckt wurde, von Australien über Zentralamerika bis hin Europa, darunter auch Mallorca.

"Der erste Pilzbefall bei unseren ferrerets wurde im Jahr 2005 festgestellt", sagt Juan Antonio Oliver, Leiter der Abteilung Artenschutz im balearischen Umweltschutzministerium. "Wir gehen aber davon aus, dass der Pilz bereits seit Anfang der 1990er Jahre auf der Insel existiert, denn seit dieser Zeit wurden Tiere in England gezüchtet." Mittlerweile wurden die Zucht- und Freilassungsprojekte eingestellt.

Ferrerets zählen auf den Inseln zu den endemischen Arten, sie kommen nur auf den Balearen vor. Zehn Prozent des Bestands sind nach Schätzungen Olivers von der Pilzepidemie betroffen. Die Minis sind Bergbewohner, leben in etwa 30 Populationen in der Serra de Tramuntana, in Höhen zwischen 300 und 400 Metern. "Vier Populationen sind von dem Pilz befallen, in einer geht der Bestand zurück", sagt der Naturschutzexperte.

Wie sich der Pilz in freier Natur ausbreitet und wodurch die Tiere letztlich getötet werden, darüber rätseln die Wissenschaftler noch. Offenbar ist der Pilz in der Lage, die Haut der Amphibien zu durchbohren, so dass sie Körperflüssigkeit verlieren. Ob dabei möglicherweise auch Toxine, also Giftstoffe, in den Körper gelangen, ist ungewiss. Die Pilze bilden äußerst widerstandsfähige Sporen, die über weite Distanzen transportiert werden und in einem infizierten Gebiet mehrere Jahre lang überleben können.

Allerdings werden nicht alle Amphibien befallen. So scheint es offenbar Gruppen zu geben, die gegen den Pilz immun sind. Um die Froschlurche auf Mallorca zu schützen, wurde im Plan de Recuperación de las Especies gleich ein ganzes Maßnahmenpaket geschnürt. So werden u.a. ihre größten Fressfeinde, die Vipernattern, in der Tramuntana gefangen und fernab der ferrerets im Feuchtgebiet s´Albufera wieder ausgesetzt. Zudem werden natürliche Felsbecken im Gebirge von Ästen, Blattwerk und Geröll gesäubert, um neue attraktive Ansiedlungsplätze für die Froschlurche zu schaffen.

Auf die chemische Keule wird vorerst verzichtet. "Der Einsatz von Fungiziden, die bei Tieren in Gefangenschaft erfolgreich eingesetzt wurden, verbietet sich in freier Natur", sagt Oliver. Man kennt die Konsequenzen nicht.

Auf Mallorca leben derzeit rund 3.000 erwachsene Geburtshelferkröten. Genauere Angaben existieren nicht. Der Grund: Ferrerets sind Nachttiere, die, klein wie sie sind, im felsigen Gelände der Tramuntana nur äußerst schwierig zu zählen sind. Ihren eigenartigen Namen verdanken sie übrigens der Tatsache, dass die Herren dieser Schöpfung die befruchteten Eier mehrere Wochen lang mit sich herumtragen - bevor sie die Kaulquappen ins Wasser entlassen. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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