Von Frank Feldmeier

„Mallorca sieht sich heute einer anderen Konkurrenz gegenüber", sagt Wachowiak. Inzwischen rüsteten sich Länder zum Wettbewerb mit der Mittelmeerinsel, die vor fünf Jahren als Urlaubsdestination irrelevant gewesen seien. Der Tourismus-Experte verweist auf die Länder Ost- und Südosteuropas. Ihr Anteil am deutschen Urlauberaufkommen sei zwar noch vergleichsweise gering. Doch diese Destinationen holen voraussichtlich schnell auf, und mit jedem neuen Konkurrenzziel bleibe für Mallorca weniger vom Kuchen übrig. Die Türkei etwa, einer von Mallorcas Hauptkonkurrenten, erholt sich nach der Vogelgrippe-Krise in großen Schritten.

Weitere Probleme sieht Wachowiak in Deutschland selbst. Durch die demographische Entwicklung in der Bundesrepublik gehe die Zahl junger Reiselustiger sowie von Familien - eine wichtige Zielgruppe Mallorcas - allmählich zurück. „Das war die Spitze", so Wachowiak, „das kann nicht mehr weiterwachsen." Auf ältere Touristen dagegen habe sich die Insel bislang zu wenig eingestellt. Diese brauchten altersgerechte Informationen und müssten stärker an die Hand genommen werden, um die Insel erkunden zu können. „Wo bleiben spezielle Angebote für Senioren?", fragt Wachowiak. So ließe sich beispielsweise eine Website einrichten, die speziell die Wahrnehmung älterer Menschen berücksichtige.

Ein Problem für Mallorca droht laut Wachowiak auch durch soziale Schieflagen in Deutschland. Menschen in prekären Einkommens-

situationen oder mit Hartz-IV-Bezügen fehlt das Geld für den Urlaub. Das dürfte besonders für Mallorca zum Problem werden, argumentiert der Professor. Denn die Insel sei für viele Deutsche ein beliebtes Ziel für den Zweiturlaub - und an dem werde zuerst gespart, wenn weniger Geld für die „schönste Zeit des Jahres" zur Verfügung stehe. Noch gebe es keine handfesten Belege für diese Entwicklung, doch „die Zahl der Deutschen, die mehrmals pro Jahr in Urlaub fahren, ist in diesem Jahr erstmals rückläufig".

Wachowiak warnt zudem vor einer falschen Ausrichtung der Tourismusbranche auf Mallorca. „Der Denkfehler ist, Qualität mit Luxus zu verwechseln." Wenn Touristen auf höhere Standards pochten, seien damit nicht exklusive Luxus-Resorts gemeint, auch dürfe nicht einseitig auf den Nautik- und Golftourismus gesetzt werden. Die Zielgruppe im Luxus-Segment sei überschaubar, nur wenige Beschäftigte im Tourismus-Sektor profitierten von ihnen. Der qualitative Massentourismus biete dagegen mehr Jobmöglichkeiten. Zudem drohe die Gefahr der Inkompatibilität, da die Preise in Gastronomie und touristischer Infrastruktur weiter stiegen. „Damit kann man Touristen abschrecken."

Wachowiak nennt das Beispiel Port de Sóller. Über dem beschaulichen Hafen an der Nordküste soll das luxuriöseste Hotel der Insel eröffnet werden, das Jumeirah-Port-Hotel. Das Projekt der Investoren-Gruppe aus Dubai werde nicht ohne Folgen auf den Ort bleiben, glaubt Wachowiak. „Wir brauchen mehr Qualität, aber nicht mehr Luxus." In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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