Gut 31 Jahre nach der Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" durch palästinensische Verbündete der Roten Armee Fraktion (RAF) rückt das Geiseldrama mit dem Fernsehfilm ?Mogadischu" wieder in den Vordergrund. Die vielseits gelobte und in Marokko gedrehte ARD-Produktion wird am Sonntag, den 30. November um 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Die Flugzeugentführung nahm am 13. Oktober 1977 auf dem Flughafen Son Sant Joan in Palma ihren Anfang. Sie gilt als Höhepunkt des sogenannten Deutschen Herbstes. Erst 107 Stunden später wurden die Kidnapper nach einer Odyssee des Schreckens auf dem Rollfeld des Flughafens der somalischen Hauptstadt Mogadischu durch ein Sondereinsatzkommando des Bundesgrenzschutzes überwältigt. Drei der vier Geiselnehmer wurden beim Sturm der GSG 9 getötet.

Unter den Fluggästen, zumeist Urlauber auf dem Heimweg nach Frankfurt, befanden sich auch die Gewinnerinnen eines Schönheitswettbewerbes einer Diskothek in Arenal. Die Mädchen waren im Sommer gekürt worden. Die Reise nach Mallorca war der Hauptpreis. Eine von ihnen war die damals 19-jährige Diana Müll aus Gießen, die das Erlebte in einem Buch 30 Jahre später niederschrieb. Darin beschreibt sie die schwankende Gemütslage der Entführer - von menschlich bis aggressiv -, den Moment, als die Passagiere mit Spirituosen überschüttet wurden und die unerträgliche Hitze von bis zu 50 Grad im Flugzeug. Als die Entführer ihr eine Waffe an die Schläfe hielten, um das Auftanken der Maschine zu erzwingen, hätte sie mit dem Leben bereits abgeschlossen, sagte sie im vergangenen Jahr in einem Interview mit der Mallorca Zeitung. "Ich hatte das Pech, dass ich in der ersten Reihe saß." Der Entführer zählte von zehn rückwärts. Als er bei eins angekommen war, wurde seiner Forderung entsprochen. Diana Müll musste noch Jahre danach psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, um das Erlebte zu verarbeiten. Mit einigen Schönheitsköniginnen von damals traf sie sich weiterhin zum Urlaub auf Mallorca.

In der "Landshut" saßen auch Mallorquiner wie der damals 29-jährige Anwalt Antonio Albertí aus Inca, der einen deutschen Klienten in Frankfurt besuchen wollte. Im Gespräch mit der Mallorca Zeitung erinnert er sich an den Sturm der GSG 9. Obwohl er die Aufforderung der Polizisten, in Deckung zu gehen, nicht verstand, zog er durch die Explosion an der Eingangstür automatisch den Kopf runter. "Ich habe die Erstürmung sehr bewusst miterlebt, obwohl wir vorher geschlafen hatten und noch ein wenig benommen waren. Ich sah, wie der Anführer der Geiselnehmer von einer Kugel getroffen vorne in der Maschine zusammensackte."

Noch während sich die "Landshut" in der Gewalt der Entführer befand, begann in Spanien eine Diskussion über die Sicherheit auf den Flughäfen des Landes. Kritisiert wurden vor allem die Verantwortlichen des Flughafens in Palma, der damals unter Militärverwaltung stand und bereits in den zwei Jahren zuvor Schauplatz von Flugzeugentführungen geworden war. Man geht davon aus, dass sich die Terroristen den Flughafen in Palma als Ausgangspunkt gewählt hatten, weil die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Airport als lasch galten.

Die vier Terroristen hatten sich einige Tage vor der Entführung im Hotel Costa Azul am Paseo Marítimo eingemietet. Weil zwei der Entführer erst kurz vor dem Abflug der Maschine erschienen, hatten die Sicherheitsbeamten offenbar ein Auge zugedrückt und darauf verzichtet, die Taschen der Passagiere zu untersuchen. Somit gelang es den Kidnappern, die Pistole an Bord zu schmuggeln, mit der sie die Passagiere in Schach hielten und mit der später Flugkapitän Jürgen Schumann im Jemen kaltblütig hingerichtet wurde. Die spanischen Behörden bestritten damals diese Version. Die Passagiere seien mit Metalldetektoren abgetastet worden, auch sei das Handgepäck durchsucht worden hieß es.

Dennoch dauerte es nicht lange, bis auf Geheiß der spanischen Regierung neue Sicherheitsmaßnahmen auf den spanischen Flughäfen ergriffen wurden. Wenige Tage nach der Landshut-Entführung wurden in Son Sant Joan erstmals Sicherheitsschleusen installiert.

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