Bei der Suche nach Hunderten von Bildern, die Künstler aus Deutschland einer Galerie auf Mallorca zur Vermarktung überlassen haben, hat inzwischen die Polizei in Sachsen Ermittlungen aufgenommen (MZ berichtete). Es könnten zwar keine Auskünfte zum laufenden Verfahren gegeben werden, heißt es bei der Polizeidirektion Leipzig. Man könne jedoch bestätigen, dass die Strafanzeige einer Künstlerin vorliege und die Akte zurzeit noch bei der Staatsanwaltschaft Leipzig in Bearbeitung sei.

Auf dem Verhandlungsweg ihre Bilder zurückzuerhalten, daran mag die Künstlerin Heike Steinke kaum mehr glauben. "Ich bekomme keine Antwort oder nur Ausflüchte zu hören", so die 47-Jährige aus der Nähe Berlins, die vor einem Jahr sieben Bilder zur Vermarktung an eine Galerie auf Mallorca (www.galerielietz.de) geschickt hatte. Betroffen sind nach Angaben eines privaten Ermittlers in Palma insgesamt 50 Künstler, die zusammen 350 Bilder ausgehändigt hatten.

Als die MZ im Dezember über den Fall berichtete, verschwanden von einem Tag auf den anderen zahlreiche Angebote von Gemälden, die auf der Auktionsseite Ebay offeriert worden waren. Ursprünglich in Felanitx angemietete Räume der Galerie stehen seit längerem leer. Zehn der betroffenen Künstler bitten mittlerweile auf der Seite www.vsspanien.com um Hinweise zum Verbleib der Bilder.

In E-Mails wird Steinke von der Galerie aufgefordert, ihre Identität eindeutig nachzuweisen. Vorher könne man ihr keines ihrer Werke aushändigen. Und da sie inzwischen nach Mallorca umgezogen sei, müsse sie zur Identifizierung eine Ummeldebestätigung vorlegen. Steinke kann diese Argumentation nicht nachvollziehen und hält sie für eine Hinhaltetaktik: "Es gibt keinen Zweifel für Sie, dass ich Frau Steinke bin", schreibt sie in ihrer Antwort. "Für eine Übergabe, bei der ich mich ausweise, ist es unerheblich, ob ich in Deutschland oder Spanien oder sonstwo wohne."

Der Fall zieht immer weitere Kreise. Nach Angaben des Privatermittlers ist es bislang in keinem Fall zu einer Rückgabe der Bilder an die Künstler gekommen, Kündigungsschreiben an Adressen in Leipzig und ein Postfach in Campos würden verweigert oder nicht abgeholt. Bei der Staatsanwaltschaft in Leipzig sei nach dem Ermittlungsgesuch mittlerweile ein Aktenzeichen vergeben worden (708 Js 61564/08). Zudem hat auch eine betroffene Künstlerin in Österreich Anzeige erstattet.

Eine Bitte um Stellungnahme gegenüber der MZ blieb von der Galerie unbeantwortet. In E-Mails an die Künstler ist von einer Kampagne die Rede, die inszeniert sei. "Darüber gibt es bereits eine umfangreiche Sammlung an anderer Stelle. Doch das tut nichts zur Sache." In einer Stellungnahme von Anfang Dezember hatte es gegenüber der MZ geheißen, dass sich die Exponate in Zwischenlagern, Ausstellungen von Partnern und an anderen Standorten befänden, die aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich benannt werden könnten. Nach Absprache könne jedes Werk besichtigt werden.

Ein Versprechen, an dem Steinke zweifelt. Ihre bislang letzte E-Mail endet mit den Worten: "Ich erwarte nun unverzüglich die Bekanntgabe eines Übergabeortes."