Alles, was Mallorca mitten in der Tourismuskrise noch gefehlt hatte, war der Schatten einer Abrissbirne über einem der touristischen Vorzeigebetriebe der Insel, dem 2003 neu eröffneten Robinson Club Cala Serena. Hier trainierte Rafa Nadal, hier hielt Mercedes vor kurzem ein Welt-Verkäufer-Treffen zur Vorstellung eines neuen Modells ab, und was Umweltschutz angeht, gibt es in ganz Südwesteuropa nur wenige Ferienanlagen, die es mit diesem Komplex der bekannten Tui-

Marke aufnehmen können.

Doch nun liegt das Urteil eines Verwaltungsgerichts vor, dem zufolge die 2001 von der Gemeinde Felanitx erteilte Genehmigung für die Erweiterung des Clubhotels um 312 Betten rechtswidrig war. Grundlage ist die im selben Jahr eingereichte Klage von Anrainern, die argumentieren, die Baurichtlinien der Gemeinde stünden im Widerspruch zur geplanten (und genehmigten) Erweiterung, womit lediglich 326 statt der tatsächlich genehmigten 535 Betten hätten genehmigt werden dürfen.

Der rechtliche Hintergrund ist komplex, da regionale und örtliche Richtlinien einander überschneiden und teilweise widersprechen. Das Gericht jedenfalls gibt den Anrainern recht und kommt in seinem Spruch vom 8. April zum Schluss, dass die restriktivere der das Projekt betreffenden Vorschriften anzuwenden gewesen sei, und somit im Übrigen auch die ebenfalls vorliegende Genehmigung des Tourismusministeriums der Balearen keinen Vorrang vor der besagten Baunorm der Gemeinde habe.

Für die Betroffenen – in erster Linie die Gemeinde Felanitx und der Robinson Club Cala Serena – heißt die Devise momentan Schadensbegrenzung. Monti Galmés, Direktor von Robinson Spanien und Portugal, gibt sich selbstbewusst: Alle erforderlichen Papiere für Bau und Betrieb der Anlage seien vorhanden, Robinson habe in keinem Fall ungesetzlich gehandelt. Über die möglichen Konsequenzen des Urteils wollte er auf Anfrage der Mallorca Zeitung ebenso wenig spekulieren wie Robinson-Pressesprecherin Sabine Ernst. Die Zentrale in Hannover, so Ernst, sei von Beginn an über das Verfahren informiert gewesen, habe dieses aber „mit Gelassenheit“ verfolgt, und nehme das Urteil mit derselben Gelassenheit zur Kenntnis: „Rechtlich befinden wir uns auf der sicheren Seite.“

Weit weniger gelassen ist die Stimmung im Rathaus von Felanitx. Sollte das Urteil auch nur teilweise umgesetzt werden, drohen Schadensersatzforderungen, die für Felanitx den finanziellen Abgrund bedeuten könnten (erste Schätzungen sprechen von 40 Millionen Euro). Der amtierende Bürgermeister Gabriel Tauler (PP) und sein Vorgänger Miquel Julià (UM), der seinerzeit die Genehmigung verantwortete, werden nicht müde, auf die positiven Gutachten der damals auf Behördenseite befassten Fachleute hinzuweisen, und demonstrieren über die Parteigräben hinweg Einigkeit im Bemühen, jeden Schaden für die Gemeinde zu vermeiden.

Natürlich will Tauler das Urteil anfechten, er demonstriert jedoch keinen überbordenden Optimismus. Den Robinson-Verantwortlichen hat er bereits ein Gespräch vorgeschlagen, um allseitig akzeptable Lösungen zu sondieren. Viel hängt wohl von den Absichten beziehungsweise der Hartnäckigkeit der Kläger ab, doch die hielten sich bis Redaktionsschluss auffallend zurück – möglicherweise, um Verhandlungsspielraum zu bewahren.

Fundierte Aussagen über die Wahrscheinlichkeit einer Bettenreduktion oder gar „baulicher Maßnahmen“ im Robinson Club Cala Serena liegen bislang nicht vor, die Causa hängt buchstäblich in der Luft. Die weitere Entwicklung wird jedoch auch darüber entscheiden, ob sich ein Image-GAU für Mallorca als Standort renommierter Tourismusunternehmen vermeiden lässt.