Während Mallorcas Mandelblüte ein Exportschlager ist, droht den Mandeln der Insel eine endgültige Niederlage gegen ihre Kon­kurrenten aus Kalifornien. „Selbst Insider finden sie nur mit Schwierigkeiten auf den Märkten“, sagt Mateu Morro, Koordinator der Bauernvereinigung Unió de Pagesos. Die Preise seien weiter gesunken, und die hiesigen Bauern ernteten die Mandeln zum Teil nur noch, weil es Subventionen gebe.

Die Mandel steht stellvertretend für die Abhängigkeit Mallorcas von Agrarimporten aus der ganzen Welt. Nur noch 10 bis 20 Prozent der Lebensmittel stamme noch von der Insel, sagt Morro. Während es beim Gemüse noch um die 40 Prozent seien, schafften es Äpfel oder Birnen von der Insel gerade noch auf einen Marktanteil von fünf Prozent. Lammfleisch behauptet sich bei 30 Prozent, der Anteil des lokalen Schweinefleisches ist auf unter 20 Prozent gesunken, Rindfleisch unter zehn Prozent, Milch ebenso. Das importierte Lammfleisch kommt aus Neuseeland oder Australien, Rindfleisch aus Brasilien und Früchte neben dem spanischen Festland auch aus Südafrika oder Chile. Immerhin: Die meisten Kartoffeln kommen noch von der Insel.

All das hat erhebliche Folgen für die Nachhaltigkeit der Balearen-Wirtschaft: Beim Transport fallen Kohlendioxid-Emissionen an, die in die Öko-Bilanz - auch ökologischer Fußabdruck genannt - eingehen. Umweltschützer wie die neu gegründete Bürgerinitiative „Mallorca goes green“ fordern deswegen die Hinwendung zu lokalen Produkten. Auch die Landesregierung startet Kampagnen: So will das Handelsministerium mit dem NBA-Basketballspieler Rudy Fernández dafür werben, Gemüse und Obst auf den heimischen Märkten zu kaufen.

„Das ist gut, aber noch lange nicht ausreichend“, sagt Morro über die Initiativen zur Förderung heimischer Produkte. Denn deren Anteil nehme weiterhin ab - eine größtenteils irreversible Entwicklung: „Die Schließung eines Bauernhofs ist leicht, einen wieder neu zu gründen hingegen schwierig.“ Heute arbeiteten gerade noch 4.000 bis 5.000 Bauern auf Mallorca im Vollerwerb - im Gegensatz zu mehr als 120.000 vor 50 Jahren. Die landwirtschaftliche Fläche ist in den vergangenen zehn Jahren von 200.000 Hektar auf die Hälfte geschrumpft. Die aufgegebenen Felder liegen brach, wurden bebaut oder werden vom Wald zurückerobert. Die Entwicklung setzte vor allem in den 80er Jahren ein, habe sich aber in den vergangenen zehn Jahren deutlich akzentuiert.

Dass es so weit kam, erklärt Morro vor allem mit den globalisierten Märkten und großen Konzernen, aber auch mit dem unkritischen Konsumentenverhalten vieler Insulaner sowie fehlendem Unternehmergeist. „Es war sehr viel leichter, in der Bau- und Immobilienbranche schnell zu Geld zu kommen als in der Landwirtschaft.“

Zudem müssen sich die Produzenten auf einem Lebensmittel-Markt behaupten, der von drei großen Supermarktketten beherrscht wird. Auch wenn diese Kartoffeln, Kopfsalat oder Melonen mit mallorquinischem Etikett im Regal liegen haben, ist beispielsweise hiesiges Fleisch weitgehend chancenlos. „Die Supermärkte haben kaum noch eigene Metzgereien“, sagt Morro, „das Fleisch kommt stattdessen fertig verpackt vom spanischen Festland.“

Und selbst wenn Bauern versuchen, ihre Produkte auf ihrem eigenen Hof zu verkaufen, stoßen sie auf Schwierigkeiten: So sei es sehr schwierig, eine Genehmigung für einen Laden auf dem Land zu bekommen, in dem nicht nur die Produkte vom eigenen Hof im Angebot seien, erklärt Morro: „Was spricht denn dagegen, dass ein Kartoffelbauer auch Äpfel und Melonen vom Nachbarhof verkauft?“

Eine Auflistung der offiziellen Verkaufspunkte auf Mallorca mit Lebensmitteln aus ökologischem Anbau finden Sie hier.

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