„Hausmeister in Vier-Sterne- Anlage gesucht“, hieß es in der Online-Stellenanzeige, die im Namen einer Anwaltskanzlei in Madrid aufgegeben war. Die Stelle im Südwesten Mallorcas weckte auch das Interesse von Lothar Peters, der nach erfolgloser Jobsuche in Deutschland wieder Hoffnung schöpfte. „Ihr Mandant würde einem hervorragenden Allrounder vertrauen, der für diese Anstellung nach Mallorca auswandern würde“, schrieb der gelernte Heizungs- und Lüftungsbauer in seiner Bewerbung - und bekam prompt eine Antwort des vermeintlichen Vertreters der Anwaltskanzlei zur Terminabsprache.

Doch in die Vorfreude mischte sich Misstrauen. So wurden in der Stellenanzeige keinerlei Spanischkenntnisse verlangt und Bewerber von der Insel rigoros ausgeschlossen. Diese seien nicht motiviert genug, hieß es zur Begründung. „Bei mir gingen eigentlich gleich die Alarmglocken los“, sagt der 50-jährige Arbeitslose, „aber ich war nicht in der Position zu wählen.“

So sei auch zu erklären, dass er sich auf die Sache mit der Kaution einließ, als es um die Buchung von Flug und Hotel ging. „Außerdem bitte ich Sie um die Einzahlung einer Kaution in Höhe von 400 Euro heute“, heißt es in einer E-Mail. „Sie erhalten diese Kaution sofort auf Mallorca bei Ihrer Ankunft zurück. Es geht einfach darum, dass wir nicht auf den Kosten des Hotels und der Flüge sitzen bleiben und dass Sie tatsächlich kommen.“

Es war Freitagnachmittag, der Flug sollte gebucht werden, und Informationen seien nur mehr schwer einzuholen gewesen, beschreibt Peters seine Situation. So wies er den verlangten Betrag in einer Postfiliale per Western Union an den vermeintlichen Buchhalter seines „hoffentlich zukünftigen Arbeitgebers“ an und schickte die Kontrollnummer nach Mallorca. „Vielen Dank für das Vertrauen, das Sie in meine Person investiert haben“, hieß es in der Antwort-E-Mail. „Ich freue mich wirklich, Sie auf Mallorca kennenzulernen.“ Das war das Letzte, was Peters von dem Kontaktmann hörte - dieser sei daraufhin nicht mehr zu erreichen gewesen, weder per E-Mail noch per Telefon.

„Hier missbraucht jemand die Wirtschaftslage, und es gibt genügend, die auf diesen Trick hereinfallen“, sagt Privatermittler Werner Links aus Palma (www.vsspanien.de). Ebenso wie ein weiterer Betroffener hatte Peters sich an ihn gewandt. Links geht davon aus, dass es eine ganze Reihe von geschädigten Arbeitslosen gibt, die die Sache aus Scham oder Bequemlichkeit auf sich beruhen lassen. Inzwischen hat Links Anzeige bei der Guardia Civil gestellt.

Die Spur der oder des Betrügers verliert sich bislang in Palma. Das von Peters überwiesene Geld wurde in einer Zahlstelle in Arenal an der Playa de Palma abgeholt. Auch die E-Mails wurden von einem Domizil innerhalb des Stadtbezirks versandt. Die angegebene Adresse gibt es wirklich - ein Wohnblock in der Nähe von Palmas Ringautobahn - allerdings öffnet dort niemand.

Dieselbe Adresse wurde in dem zweiten dem Ermittler bekannten Fall angegeben. Die Anzeige versprach ein Monatsgehalt von 2.000 Euro für eine Stelle als Maler in einer Apartmentanlage in Santa Ponça. Eine Kaution in Höhe von 350 Euro sei nötig, so der vermeintliche Arbeitgeber, „weil mein Vater einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat mit einem Bewerber als Maurer, der den von uns bezahlten Flug nie angetreten hat, und mein Vater so auf den Kosten sitzen geblieben ist.“ Diesmal schnappte die Falle jedoch nicht zu.

Peters will die Sache indessen nicht auf sich beruhen lassen. Er hat einen Teil der Telefonate mitgeschnitten und inzwischen als Datei ins Internet gestellt - mit der Bitte um Hinweise zur Identität des Anrufers sowie als Warnung an andere Jobsuchende, die von einer Stelle auf Mallorca träumen.

Die Stimme des mutmaßlichen Betrügers können Sie unter www.mallorcazeitung.es anhören.

TEURE VORWAHLEN - DER TRICK MIT DER 807

Neben dem Trick mit der Kaution häuft sich eine zweite Masche, mit der Jobsuchende abkassiert werden. In diesem Fall geht es um sogenannte Mehrwert-Rufnummern, in Spanien zu erkennen an einer Vorwahl, die mit den Ziffern 807 beginnt. So warnt die balearische Vertretung der Verbraucherschutzorganisation Facua vor Stellenanzeigen in den spanischen Zeitungen. Wenn Jobsucher die dort angegebenen Handy-Nummern anrufen, werden sie an eine 807-Nummer verwiesen - um eine minutenlange, nutzlose Ansage zu hören. Kosten: 1,09 Euro bei Festnetzgesprächen, 1,50 Euro bei Anrufen vom Handy. Die Fälle hat Facua inzwischen an die Verbraucherschutzabteilung der balearischen Landesregierung weitergeleitet.

Ob ein Telefonat teuer zu werden droht - das heißt, ob sogenannte Mehrwert-Angebote abgerechnet werden - ist an der Vorwahl zu erkennen. So ist etwa die Ziffernfolge 803 für Erotik-Hotlines reserviert. Die Vorwahl 806 wird für Unterhaltungs- und Gewinnspielangebote verwendet. Service-Angebote sind in der Regel an der Vorwahl 807 zu erkennen - doch wird sie bei Jobangeboten genannt, ist Vorsicht geboten. Offiziell ist die Angabe einer solchen Nummer in Stellenanzeigen nicht erlaubt. Stattdessen wird eine Handynummer genannt und an die teure Nummer verwiesen.

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