Nach monatelangen Ermittlungen im Fall der massiv überteuerten und mit zahlreichen Baumängeln behafteten Radsportbahn Palma Arena haben Beamte vergangene Woche im Rahmen der sogenannten Operación Espada (Operation Schwert) insgesamt sieben Personen festgenommen. Darunter befinden sich mehrere Amtsinhaber der Vorgängerregierung unter Jaume Matas (2003-2007) und Mitglieder der konservativen Volkspartei (PP). Mittlerweile sind diese wieder gegen Kautionen von bis zu 50.000 Euro auf freiem Fuß.

Kurzzeitig hinter Gitter saßen: Der frühere Geschäftsführer der Radsportarena, Jorge Moisés, der Sport-Staatssekretär der Matas-Regierung, Olympiasieger im Segeln 1996 und Freund der Königsfamilie, José Luis Ballester, genannt Pepote, der Leiter der PR-Agentur Nimbus, Miguel Romero, der Sprecher der PP-Fraktion in Palma, Rafael Durán, der Chef des Bau-Konsortiums, Miguel Ángel Rodríguez, und der ehemalige Sportdezernent im Inselrat, Antoni Palerm. Ihnen wird Veruntreuung und Unterschlagung von öffentlichen Geldern, Amtsmissbrauch und Urkundenfälschung

vorgeworfen.

Die Vernehmungen drehten sich um die Kernfrage: Wie ist zu erklären, dass die Palma Arena, neben der ebenfalls verpfuschten U-Bahn ein Vorzeige-Projekt der Matas-Regierung, statt der veranschlagten knappen 48 Millionen am Ende mehr als 100 Millionen Euro kostete?

Die Kostenexplosion sei durch die Eile beim Bau und durch Fehler in den Plänen und im Kostenvoranschlag des ersten Architekten entstanden, verteidigen sich die Beschuldigten. Gemeint ist der Deutsche Ralph Schürmann, ein Experte für den Bau von Velodromen. Ihm war die Projektverantwortung 2006 entzogen worden.

Schürmann hat eine andere Version der Geschichte. Bereits im Vorfeld seiner Zeugenaussage vor dem Gericht in Palma im vergangenen Dezember hatte er mitgeteilt, dass er unter Druck gesetzt worden sei, Kosten für den Bau höher anzusetzen, als diese in Wirklichkeit ausfallen sollten. Zu den aktuellen Vorwürfen wollte Schürmann gegenüber der MZ nicht Stellung nehmen.

Auch die Untersuchungsrichter scheinen nicht an die Schuld Schürmanns zu glauben. Bei den Verantwortlichen des Bau-Konsortiums der Palma Arena seien schwere Anzeichen von Kriminalität festzustellen, hieß es. Dem früheren Leiter des Konsortiums und heutigen PP-Sprecher in Palma, Rafael Durán, wird vorgeworfen, seine Aufgaben vollkommen vernachlässigt zu haben. In Wirklichkeit seien alle wichtigen Entscheidungen von Moisés und Ballester gefällt worden. Sie seien es auch gewesen, die Schürmann ohne klare Begründung aus dem Projekt entließen. Die beiden hätten zuvor einen Wink von höherer Stelle erhalten, den Fachmann durch das Büro der mallorquinischen Architekten Luis und Jaime García-Ruiz zu ersetzen. Als Honorar für diese hätten sie ohne öffentliche Ausschreibung 8,9 Millionen Euro öffentliche Mittel lockergemacht. Laut den Aussagen der Verdächtigen bekamen sie anscheinend außerdem freie Hand für weitere Ausgaben von öffentlichen Geldern für die Palma Arena.

Die Brüder García-Ruiz wiederum gestalteten auch den neuen Hauptsitz der PP in Palma und sollen laut Untersuchungsrichtern die Werbung für das Velodrom verschiedenen Unternehmen des PR-Beraters Miguel Romero zugeschustert haben. Romero übernahm danach die Kampagne für die PP bei den Wahlen 2007. Ihm wird auch vorgeworfen, eine schwarze Kasse geführt zu haben, in die mindestens 70.000 Euro geflossen sind. Er streitet das ab. Die Bareinzahlungen sollen vom Schwager Matas´ und früheren Geschäftsführer der PP, Areal Montesinos, getätigt worden sein.

Palerm, früherer Sportdezernent des Inselrats, gab unterdessen zu, sein Amt dazu missbraucht zu haben, dem Palma-Arena-Konsortium Material seines Bauunternehmens im Wert von 630.000 Euro verkauft zu haben.

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