Während sich die Menschen in Deutschland über eine vermeintlich bessere Impfung gegen die Schweinegrippe für Bundeswehr, Bundespolizei und Krisenstäbe empören, will Spanien nur bei der Immunisierung von Schwangeren einen von den strittigen Verstärkerstoffen freien Impfstoff anwenden. Über den geplanten Zukauf des Mittels Celvapan vom Hersteller Baxter werde am Donnerstag (22.10.) auf einer Konferenz von Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez und den Gesundheitsbehörden der Regionen entschieden, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Madrid. Bei dem Treffen solle auch der Ablauf der Impfaktion in Spanien und die genaue Charakterisierung der Risikogruppen bestimmt werden. Fest steht bereits, dass zu Beginn der zweiten Novemberhälfte – nach dem Ende der Impfungen gegen die gewöhnliche Grippe – mit den Impfungen gegen die Schweinegrippe begonnen wird. Ähnlich wie in Deutschland sind die Impfungen gegen die Neue Grippe für chronisch Kranke, Kinder, Senioren, Schwangere, Gesundheitspersonal, Soldaten, Feuerwehrleute und Polizisten vorgesehen.

Bislang stehen 37 Millionen Impf-Dosen zur Verfügung. Damit sollen 40 Prozent der Bevölkerung in Spanien immunisiert werden können. Bei den eingekauften Stoffen handelt es sich nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums im Einzelnen um 22 Millionen Dosen des Mittels Focetria vom Pharma-Konzern Novartis und knapp 15 Millionen des Mittels Pandemrix vom Hersteller GlaxoSmithKline. Der spanische Staat gab dafür 266 Millionen Euro aus. Die Risikogruppen erhalten die Impfung innerhalb des staatlichen Gesundheitssystems für sie kostenlos. Nach der voraussichtlich drei bis vier Wochen dauernden Massenimpfung sollen verbleibende Impfstoffe auch in Apotheken verkauft werden.

In Deutschland beginnt die Impfung gegen die Schweinegrippe am Montag (26.10.). Die vom Staat organisierte Aktion wird dort seit Tagen heftig diskutiert. Sozialverbände und Mediziner kritisierten eine „Zwei-Klassen-Medizin". Die Bundesregierung weist die Vorwürfe zurück. Hintergrund ist die Verwendung zweier verschiedener Impfstoffe, nämlich Celvapan (von Baxter) und Pandemrix (von GlaxoSmithKline). Celvapan erhalten zunächst nur Soldaten, Bundespolizisten und Krisenstabs-Mitarbeiter. Die Rede war auch von einer Vergabe an Regierungsmitglieder. Die restliche Bevölkerung soll aber mit den 50 Millionen eingekauften Dosen des Mittels Pandemrix versorgt werden, das angeblich schlimmere Nebenwirkungen mit sich bringt.

Von den drei bislang in der EU zugelassenen Impfstoffen – Pandemrix, Celvapan und Focetria – kommt nur Celvapan ohne sogenannte Verstärkerstoffe (Adjuvantien) aus. Bei den Wirkverstärkern können jedoch laut Paul-Ehrlich-Institut leicht gesteigerte Impfreaktionen auftreten. Im schlimmsten Fall komme es kurz zu Fieber. Heftigere Folgen könnten allerdings eventuell bei Schwangeren auftreten. Deswegen soll in Deutschland nun auch für Schwangere Celvapan besorgt werden.

Die unterschiedliche Verwendung von Impfstoffen in Deutschland erklärte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm damit, dass bereits im Oktober 2008 mit dem US-Hersteller Baxter International für den Fall, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Pandemie feststelle, ein Rahmenvertrag geschlossen worden war. Pandemrix sei hingegen von den Bundesländern geordert worden, die für den Infektionsschutz der Bevölkerung zuständig sind. In Spanien dagegen sind sämtliche Impfstoffe vom Zentralstaat bestellt worden.

In Deutschland liegt die Zahl der Erkrankungen derzeit bei rund 23.000 Fällen. Zwei Menschen starben dort bislang an der Neuen Grippe. In Spanien gibt es laut der letzten Veröffentlichung 98,65 Schweinegrippen-Fälle pro 100.000 Einwohner (das entspricht rund 44.000 Fällen) und 89,56 Fälle pro 100.000 Einwohner auf den Balearen (rund 900 Fälle). Absolute Zahlen zu den Erkrankungen werden in Spanien nicht mehr angegeben. 45 Menschen starben in Spanien bislang an der neuen Krankheit. Ab Donnerstag sollen in den Apotheken auch wieder die rezeptpflichtigen Medikamente gegen die Schweinegrippe – zum Beispiel Tamiflu – zu kaufen sein. Derzeit werden die entsprechenden Medikamente in Spanien nur in Krankenhäusern ausgegeben. Insgesamt sind in Spanien rund 15 Millionen Medikamente gegen die Neue Grippe vorrätig.