Seit sich Dieter Voss zwei Lose zu je 99 Euro für eine Hausverlosung auf Mallorca gekauft hat, schaut er regelmäßig auf die Website ­www.hausverlosungmallorca.com. Dort zeigt ein Zähler, wie viele der insgesamt 29.999 Lose bereits einen Käufer gefunden haben. Der Zähler stieg täglich, berichtet der Deutsche – bis zum 18. Mai. „Morgens um 8 Uhr waren es 23.421 verkaufte Lose. Rund anderthalb Stunden später dann wurde der Zähler auf 16.936 zurückgesetzt!"

Nach dem Ärger um eine ganze Reihe von Hausverlosungen auf Mallorca in den vergangenen Monaten schrillten bei dem Loskäufer die Alarmglocken – zu oft erwiesen sich die Versuche von Finca-Besitzern, der Immobilienkrise ein Schnäppchen zu schlagen und per Verlosung einen Käufer zu finden, als schlecht vorbereitet oder schlicht illegal. Mehrere Verloser blieben auf der Strecke. Ein weiterer Reinfall?

Das Eigentümer-Ehepaar Stübe bestätigt die Zähler-Rückstellung. Es handle sich um Lose, die nicht bezahlt worden und deswegen wieder in das System zurückgeführt worden seien, so Detlef Stübe: „Da sind gewisse Spaßvögel dabei." Vor dem Problem unseriöser Loskäufer stünden auch die anderen Finca-Besitzer auf Mallorca, nur dass diese nicht die Zahl der verkauften Lose auf ihrer Website öffentlich machten.

Stübe wie auch die anderen wenigen noch verbliebenen Hausverloser haben mit ungeahnten Problemen zu kämpfen. Dabei umschiffen die meisten ohnehin die Klippen der spanischen Gesetzgebung mit ihren hohen Steuervorauszahlungen und komplizierten Bedingungen für Verlosungen – der deutsche Mallorca-Resident Peter Boddenberg beispielsweise musste vorab knapp 164.000 Euro ans Finanzamt überweisen, um seine 700.000-Euro-Villa verlosen zu dürfen. Er will nun insgesamt 11.000 Lose an den Mann bringen.

Die meisten Aktionen werden nach ausländischem Recht durchgeführt. So wickelt das Ehepaar Stübe die Verlosung über Zypern ab – völlig legal, wie die beiden betonen. „Das hat zu Skepsis geführt, aber in Spanien wäre die rechtliche Unsicherheit noch größer."

Doch dann machte dem Ehepaar auch das Internet-Unternehmen Google einen Strich durch die Rechnung – und lässt seit Jahresbeginn keine Werbung mehr über sogenannte adwords zu. Bei dieser Werbeform werden bei jeder Abfrage in der Suchmaschine thematisch passende Anzeigen gezeigt. Eine Begründung habe es nicht gegeben – die rechtlich schwierige Situa­tion für Verlosungen in Spanien war dem Konzern wohl zu heikel.

Täglich mit neuen Problemen kämpft auch Heiner Fabry. Für seine Finca in der Gemeinde Manacor habe er über seine Website (www.finca-verlosung-mallorca.com) bislang rund 11.500 von 26.499 Losen verkauft, so Fabry, der die Aktion über seinen Wohnsitz im österreichischen Kitzbühel abwickelt. Auch bei ihm seien falsche Loskäufe eingegangen, 7.000 in einer Nacht: „Das ist der absolute Wahnsinn."

Die Loskäufer warnt Fabry inzwischen auf der Website vor einem Internet-Blog – missgünstige Konkurrenten, die ihn verleumdeten, so Fabry. „Da ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft." Und da seien da noch Loskäufer, die auch unangemeldet Haus­besichtigungen vornehmen. „Jedes widerrechtliche Betreten unseres Grundstücks wird ohne Wenn und Aber zur Anzeige gebracht", heißt es nun auf der Internetseite. „Bitte seien Sie vernünftig!"

Angesichts dieser Probleme sei es mitunter schwierig, die anberaumten Termine einzuhalten, sagen die Verloser. Eine Ausnahme ist bislang die Aktion des österreichischen Ehepaars Gibler, das sein Haus in Palmas Stadtviertel El Terreno im Juni 2009 verloste, nachdem 15.999 Lose verkauft waren. Eine einheimische Verlosung einer Wohnung in Campanet kam Anfang des Jahres zwar zustande – das Gewinnerlos war allerdings gar nicht verkauft worden. Wie sich herausstellte, waren weniger als die Hälfte der Lose abgesetzt worden.

Die verbliebenen Finca-Besitzer versichern, dass so etwas bei ihnen nicht passieren kann: Die Ziehungen sollen erst stattfinden, wenn alle Lose verkauft sind. Und im Fall einer früheren Ziehung sollen nur Nummern zugelassen werden, die auch tatsächlich verkauft sind. Fabry zum Beispiel überlegt bereits, nicht darauf zu warten, dass auch das letzte der 26.499 Lose abgesetzt ist und dafür Gewinneinbußen in Kauf zu nehmen. Die Idee mit der Verlosung sei ja an sich gut, aber „ehrlich gesagt, würde ich das nie wieder machen".

In der Printausgabe vom 27. Mai (Nummer 525) lesen Sie außerdem:

- Tourismusförderung: Alles neu macht der Mai

- Dauereinsatz gegen die Mücken: Bekämpfer schieben Überstunden

- Tourismus – das ist vorbei: Die Kassandrarufe der Öko-Gurus

- Viel Hafen für wenig Passagiere: Der neue Port d´Alcúdia

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