Zumindest hinter den Kulissen auf Mallorca ist jede Menge passiert: Das Konsortium für die Modernisierung der Playa de Palma residiert inzwischen in einem weitläufigen Büro im Gewerbegebiet Son Oms, beschäftigt ein knappes Dutzend Angestellte und verfügt über ein Verwaltungsbudget von 1,4 Millionen Euro im Jahr. Nach anderthalb Jahren im Amt will die Leiterin des Konsortiums, Margarita Nájera (PSOE), demnächst einen überarbeiteten Masterplan zur Modernisierung der Playa de Palma vorstellen.

Die Zentralregierung hat ein hartes Sparprogramm angekündigt. Auch Sie sind auf die ­Millionen aus Madrid angewiesen. Sind Sie bei Zapateros Ankündigung zusammengezuckt?

Nein. Wir haben schon eine ganze Reihe von Vereinbarungen getroffen. Die Playa de Palma ist ein Pilotprojekt. Im Juli 2009 hat der spanische Ministerrat den Investitionen höchste Priorität eingeräumt. Das Sparprogramm macht mir sicherlich Sorgen, aber nicht wegen der Playa de Palma.

Das Projekt ist unantastbar?

Zapatero hat sein Wort gegeben. Der Tourismus ist mit der wichtigste Wirtschaftszweig Spaniens und schafft zwölf Prozent aller Arbeitsplätze. In der Tourismus­industrie kann heute nicht mehr aus dem Bauch heraus entschieden werden. Sie muss fit für die Zukunft gemacht werden.

Gibt es finanzielle Zusagen?

Es existiert kein Vertrag, aber die Zielsetzung ist sehr wohl festgelegt. Das Wichtigste bei diesem Projekt ist nicht das Geld, sondern der politische und gesellschaftliche Konsens. Wenn wir diesen nicht hinbekommen, bringt das alles nichts. Kommendes Jahr sind schließlich Wahlen auf den Balearen, und dann sieht die Sache schon wieder anders aus. Wir brauchen einen breiten Konsens.

Angesichts der politischen Turbulenzen und Kontroversen wäre ich da nicht so optimistisch.

Ich schon. Wir haben uns diesem Problem gestellt, und wir sind uns mit den politischen Parteien im Prinzip einig, das Projekt voranzubringen. Wir sprechen mit allen – mit Hoteliers, Gewerkschaften, Anwohnern, Einzelhändlern.

Das Projekt soll angeblich sehr viel teurer werden als geplant, knapp vier Milliarden Euro.

Wir reden von einem Budget über drei Milliarden Euro in den kommenden 15 bis 20 Jahren. Davon entfällt eine Milliarde auf die öffentliche Hand, der Rest auf die Privatwirtschaft. Diese Zahlen erschrecken einige, andere glauben nicht daran. Aber ich gebe Ihnen ein Beispiel. Im vergangenen Jahr hatten wir 4 Millionen Euro zur Verfügung. Dieses Jahr sind es schon 127 Millionen Euro. Und für eine größere Summe hätte uns die Kapazität in der Verwaltung gefehlt. Hier geht es aber nicht darum, dass Madrid Geld auf den Tisch legt, sondern was jede der beteiligten Gruppen in das Projekt einbringt.

Was kann man denn von den ­Investitionen in die Playa de Palma inzwischen sehen?

Wir haben zusammen mit den Gemeindeverwaltungen Straßen und Gehsteige erneuert, Grünanlagen hergerichtet, neue Laternen aufgestellt, für insgesamt rund sechs Millionen Euro. Als Vorbild für Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Komfort wurde das Hotel ­Royal Cupido aus den 70ern grundsaniert. Es ist bereits eröffnet, die offizielle Einweihung müssen wir jetzt nur noch mit Madrid abstimmen. Einen Großteil der Investitionen kann man aber noch nicht sehen. Wir sind mitten in den Planungen zusammen mit der Architekten- und Ingenieurskammer, die Projekte werden dann europaweit ausgeschrieben, so dass sich zum Beispiel auch ein deutscher Architekt bewerben kann. Das hat lange Bewerbungsfristen zur Folge.

Beim Thema der emissionsneutralen Playa de Palma denken Sie besonders an deutsche Urlauber?

Warum benötigt ein Gebäude in Can Pastilla dreimal so viel Energie wie in Hamburg? Wenn wir nicht nachhaltig sind, werden viele nicht mehr kommen. Ich denke da zum Beispiel an all die Grünen-Wähler in Deutschland. Das sind zudem die Kunden mit der größten Kaufkraft, wie uns auch der Reiseveranstalter Tui bestätigt hat. Diese Zielgruppe hat Werte, die sich in der Playa de Palma spiegeln müssen.

Gibt es schon ein Datum für den ersten Abriss, den des Hotels Playa Náutico in Arenal?

Die Gemeinde Llucmajor hat uns das Grundstück bereits abgetreten. Aber jetzt beginnt die Hauptsaison, deswegen werden wir mit dem Abriss bis Oktober warten müssen.

Auch der Ballermann ist wieder in die Saison gestartet. Die Partytouristen fragen sich, welchen Platz sie an der neuen Playa de Palma eingeräumt bekommen.

Sie werden sich in die neue Playa verlieben und sich zu 100 Prozent in ihr wiederfinden, sowohl die jüngeren Touristen, die gerne tanzen, als auch ältere, die gerne singen. Denn das tun die Deutschen meines Wissens unheimlich gern.

Hintergrund: Geduldsprobe für die Playa de Palma

Von der Sanierung der Playa de Palma wird schon seit Jahren geredet. Die vielen Ankündigungen und öffentlichen Appelle mündeten in eine Liste mit „101+1" Ideen der Hoteliers und schließlich 2004 in die Absichtserklärung, ein Konsortium aus Zentralregierung, Landesregierung, Inselrat sowie den Gemeinden Palma und Llucmajor zu gründen. Am Ende eines ­Ideenwettbewerbs stellte der niederländische Architekt Adriaan Geuze schließlich im Frühjahr 2008 ein Projekt vor, das einen grünen Anstrich für die Playa de Palma vorsieht: ein eleganter Palmenboulevard, aufgewertete Naturräume sowie mehr öffentlicher Nahverkehr in Form von Fahrrädern und Straßenbahn. Bewegung in das Projekt kam mit dem Amtsantritt Nájeras Ende 2008. Die frühere balearische Arbeitsministerin stellte im Juni 2009 einen Masterplan vor und kündigte an, dass die Hälfte der rund 40.000 Hotelbetten an der Playa de Palma verschwinden soll. Nun soll ein überarbeiteter Masterplan vorgestellt werden.

In der Printausgabe vom 20. Mai (Nummer 524) lesen Sie außerdem:

- Betten machen im Akkord: Hotelangestellte beklagen Arbeitslast

- Der einsame Tod einer Deutschen: Leiche erst nach Wochen gefunden

- Zug entgleist bei Sineu

- Mehr als Tourismus-Studien: Forschung an der Balearen-Uni

- Neues Zuhause für Centro Católico

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