Der in Deutschland viel diskutierte Internet-Dienst Google Street View ist auf Mallorca schon seit bald einem Jahr Wirklichkeit. Jeder Nutzer von Google Maps (www.google.es/maps) kann somit einen virtuellen Streifzug durch Port d‘Andratx oder Sant Joan unternehmen. Er braucht dazu nur das orangefarbene Männchen aus der linken Leiste auf das Karten-Fenster bei Google Maps zu ziehen.

Allerdings ist bislang nur der Südwesten und der Süden der Insel erfasst - besorgte Residenten in Sóller, Pollença oder Capdepera können also (noch) ruhig schlafen. Südlich der Ma-15 zwischen Palma und Manacor reicht die Bilderflut nur bis kurz vor Algaida und Porreres.

Die Google-Autos waren zwar auch in Felanitx - aber offensichtlich nur, um direkt nach Santanyí weiterzufahren. Auskünfte darüber, wann und wie es weitergeht, werden nicht erteilt. „Die Erfassung und Veröffentlichung der Straßenzüge erfolgt nach und nach. Begonnen wurde mit den touristischen Gegenden“, so ein Google-Sprecher in Madrid.

Dabei ist die virtuelle Erkundung einer Ferieninsel wie Mallorca eines der Argumente, die von dem Internet-Riesen gegen Kritiker ins Feld geführt werden. So wird in den ganzseitigen Anzeigen, die Google derzeit in der deutschen Presse schaltet, auch damit argumentiert, dass der Suchdienst dank gesponserter Links die Hotelsuche auf Mallorca erheblich vereinfacht. Die Google-Fahrzeuge mit ihren stethoskopartigen Kamera-Aufbauten wurden erstmals Ende 2008 auf Mallorca gesichtet.

Wie auch in Deutschland bestreitet „Google España“, dass es sich bei Street View um einen Eingriff in die Privatsphäre handelt. „Wer nicht möchte, dass sein Haus erscheint, kann uns das mitteilen, die entsprechende Fassade wird dann unkenntlich gemacht“, sagt der Sprecher.

Bei einigen Villen rund um Palma ist das schon geschehen. Probleme könnte es allenfalls bei Mietshäusern geben, so Google: Dort müsse die Hausgemeinschaft die digitale Verwischung beantragen. Grundsätzlich unkenntlich gemacht werden bei Street View Gesichter, Namensschilder an Haustüren und Autokennzeichen.

Spanien war nach Frankreich das zweite europäische Land, in dem Street View eingeführt wurde. Die Proteste gegen die Verletzung der Privatsphäre durch die Veröffentlichung der 360-Grad-Panoramen haben sich hier in Grenzen gehalten.

Nicht so allerdings die Kritik daran, dass die Google-Fahrzeuge bei ihrem Streifzug durch die Städte und Dörfer auch WLAN-Netzwerke und die über sie ermittelten Daten erfasst haben. Ein Untersuchungsrichter in Madrid hat den Internet-Konzern nun wegen Verletzung des spanischen Fernmeldegeheimnisses vorgeladen. Google hatte Ende April - als diese Vorwürfe erstmals in Deutschland laut wurden - einen „Fehler“ zugegeben und bestreitet, relevante Informationen gesammelt zu haben.

Datenschutz - ohne mich

Wer nicht möchte, dass Google sein Haus ins Netz stellt, kann das dem Internetdienstleister sehr unkompliziert mitteilen. Man muss dazu nur auf dem entsprechenden Street-View-Bild links unten auf „Ein Problem melden“ bzw. „Informar de una incidencia“ klicken.

In der Printausgabe vom 19. August (Nummer 537) lesen Sie außerdem:

- Kreuzfahrer-Boom: Was der Tourist auf der Insel lässt

- Massenschlägerei mit den Hells Angels: Die Rocker schweigen sich aus

- Palmbohrer bedroht Fincagärten

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