Mallorcas deutschsprachige Gastronomen stellen schon einmal Stehtische für draußen bereit. Sie wollen gerüstet sein für Januar, wenn ihre Gäste in allen Restaurants und Kneipen auf die Zigarette verzichten müssen. Ganz auf die Straße will man die Raucher dann aber doch nicht schicken.

„Wenn sich unsere Raucher-Lounge ab Januar erledigt hat, stellen wir zwei oder drei Stehtische auf die Terrasse", sagt Jörg Klausmann vom „Mirador de Cabrera" in Cala Pi. „Das Gelbe vom Ei ist das aber nicht." Auch bei Manuela Aichinger im „El Patio" in Port d´Andratx werden für die Raucher auf der Terrasse Hochtische bereitstehen, sie würden an keine „zugige Ecke" verbannt. Und auch Herta Himbert vom „Moli des Torrent" verweist auf einen überdachten Durchgang zur Terrasse – man werde die Raucher nicht im Regen stehen lassen.

Einen Monat vor dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes in Spanien zerbrechen sich die deutschsprachigen Wirte auf Mallorca den Kopf, wie sie das Rauchverbot umsetzen können, ohne ihre rauchenden Gäste vor den Kopf zu stoßen. Wirklich wütend klingen die wenigsten – bei der Umfrage der MZ ist bei den Gastronomen auch Erleichterung herauszuhören, dass es nach dem Durcheinander der vergangenen Jahre mit balearischen und spanischen Gesetzen, Quadratmeterzählen und Interpretationsspielräumen eine eindeutige Regelung geben wird (s. Kasten). „Man ist richtig verrückt gemacht worden", sagt Aichinger.

Die meisten hätten sich allerdings Ausnahmen gewünscht, um etwa die Zigarren-Liebhaber nicht zu verprellen. Christophorus Heufken aus Artà („Gaudí", „ZeZo") begrüßt es etwa, dass dort, wo die Gäste essen, nicht mehr geraucht wird. Bislang hätten sich aber viele anschließend an die Bar begeben, um dort zur Zigarette oder Zigarre zu greifen, mit dem Tabak das Menü abzurunden und mit anderen ins Gespräch zu kommen. „Es sollte schon einen Ort im Restaurant geben, wo noch geraucht werden kann."

„Wir haben bislang eine separate Raucher-Lounge", sagt auch Chris­tian Schulz vom „Sol y Vida" in Cala Murada. Eine rauchfreie Zone im Restaurant sei sinnvoll, ansonsten sollte man die Regelung aber den jeweiligen Restaurants überlassen. „Man sollte die Gastronomen auch mal in Ruhe lassen", findet Guido Kreps vom „Bistro Santa Catalina". Viele hätten wegen der Wirtschaftskrise ohnehin mit Umsatzeinbußen zu kämpfen, und das Genießen einer Zigarette gehöre eben für viele Raucher einfach zum Restaurant-Besuch dazu. Die Gäste sollten selbst wählen können, „als Vegetarier gehen Sie ja auch nicht ins Steak-Lokal". Bei allem Verständnis für den Nichtraucherschutz betrachten viele Gastronomen die neuen Regeln als „Bevormundung". So hätte zum Beispiel Florian Billig vom Lokal „Florian" in Portocolom seinen Gästen am liebsten einen Raucherpavillon eingerichtet, wenn das erlaubt wäre. „Das Gesetz ist mir einfach zu radikal."

Dass Raucher wegen des neuen Verbots stattdessen zu Hause essen, glauben jedoch die wenigsten, auch wenn einige Befragte Umsatzeinbußen nicht ausschließen. Sorgen müssten sich eher die Kneipenwirte machen, meint Billig. „Die Zigarette gehört für viele zum Bier oder Kaffee dazu. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Leute deswegen nicht mehr essen gehen." Das Verbot gelte schließlich für alle Restaurants.

Gastronom Michael Strieder stellt sich allerdings darauf ein, dass im Restaurant „Casa Carolina" in Peguera mehr Unruhe entstehen wird, wenn seine Gäste immer wieder zum Rauchen vor die Tür gehen. „Dann geht das große Rennen los." Wenn Grüppchen rauchend vor der Tür stünden, dürfte zudem auch der nächtliche Lärmpegel steigen, fürchten mehrere Wirte. Und manche Raucher kommen dann womöglich gar nicht mehr zurück an den Tisch, glaubt Kreps: „Ich kann mir vorstellen, dass viele Gäste früher als sonst gehen werden."

Auf ein geteiltes Echo stößt die Forderung vom mallorquinischen Gastronomieverband, Ausnahmen in Form von Raucherzimmern zuzulassen, in denen Selbstbedienung gilt und Kinder keinen Zutritt haben. Viele Wirte halten eine solche Lösung in der Praxis für schwer umsetzbar. Und nur wenig Verständnis gibt es für die Forderung der oppositionellen Volkspartei (PP), das absolute Rauchverbot noch ein paar Monate hinauszuschieben. „Wir sollten nicht alle halbe Jahr etwas ändern", sagt Gastronom Klausmann. Letztendlich führe ohnehin kein Weg daran vorbei, die Raucher nach draußen zu schicken.

Neues Gesetz ab 2. Januar

Das im Oktober vom spanischen Parlament verabschiedete Anti-Tabak-Gesetz untersagt das Rauchen in allen geschlossenen und öffentlich zugänglichen Räumen. Von dieser Regelung sollen nur die Haftanstalten und psychiatrischen Kliniken ausgenommen werden. Gaststätten dagegen dürfen keine getrennten Raucherzimmer mehr einrichten. Die neue Regelung soll am 2. Januar 2011 in Kraft treten. Sie bedeutet eine erhebliche Verschärfung des bisherigen Anti-Tabak-Gesetzes. In Lokalen mit weniger als 100 Quadratmetern konnten die Wirte bislang selbst entscheiden, ob das Rauchen untersagt oder erlaubt ist. In größeren Gaststätten waren räumlich getrennte Raucherzonen erlaubt.

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