Wenn seine Tochter alleine von Mallorca nach Deutschland flog, lieferte sie Christian Dörner bislang direkt am Gate an Palmas Flughafen ab. Doch am 22. Oktober ging so ziemlich alles schief – an der Sicherheitskontrolle wurde ihm der Durchgang verwehrt, die 13-Jährige musste sich alleine auf den Weg machen – und der Air-Berlin-Flieger hob ohne sie ab.

Die Probleme begannen an der Sicherheitsschleuse. „Nachdem meine Tochter ordnungsgemäß rund eine Stunde vor Abflug eingecheckt hatte, ließ mich das Sicherheitspersonal in Palma sie nicht ans Gate bringen, mit dem Hinweis, dies sei seit zwei, drei Monaten nicht mehr möglich", berichtet der Mallorca-Deutsche aus Andratx. „Darum müsse sich Air Berlin kümmern." Am Schalter habe es dann geheißen, dass der Extra-­Service zur Begleitung 40 Euro koste und im Voraus gebucht werden müsse. „So zog sie denn los, alleine das Gate C52 zu finden."

Doch das Kind kennt sich auf dem großen Flughafen nicht so gut aus. Als sie eingetroffen sei, hätte sich das Flugzeug bereits vom Gate gelöst. „Zum Glück war ich noch im Flughafen, so dass ich das völlig aufgelöste Mädchen wieder aufnehmen konnte." Das Gepäck sei wieder ausgeladen und Vater und Tochter übergeben worden.

Dörner hat sich bei Air Berlin beschwert. Dort verweist – allerdings erst auf Nachfrage der MZ – Sprecherin Silke Manitz auf die Anwendung neuer Vorschriften auf dem Flughafen von Palma, wonach keine Personen ohne gültiges Ticket die Sicherheitskontrollen passieren dürften. Bei Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren liege es im Ermessen der Erziehungsberechtigten, ob sie ihre Kinder alleine reisen ließen oder einen Begleitservice beantragten. Dieser müsse jedoch angemeldet werden, zudem mache es der vorgeschriebene Verwaltungsaufwand nötig, zwei Stunden vor Abflug am Check-in-Schalter zu sein.

Auch bei der Flughafenverwaltung Aena wird auf ein Gesetz zur nationalen Sicherheit verwiesen, wonach für den Zutritt zum Sicherheitsbereich ein gültiges Ticket oder eine Autorisierung notwendig seien. Wie eine Sprecherin sagt, sei das immer schon so gewesen, in der Vergangenheit aber nicht am Flughafen nicht immer beachtet worden.

Bei der Flugbuchung über einen Reiseveranstalter sei nichts darüber vermerkt gewesen, sagt Vater Dörner. Er kritisiert insbesondere, dass seine Tochter schließlich nicht mitgenommen worden sei, obwohl er die Angestellte gebeten habe, am Gate Bescheid zu geben.

Mit etwas mehr Zeit hätte man sicherlich eine Lösung finden können, sagt Air-Berlin-Sprecherin Manitz. Aber als sich der Vater mit seiner Tochter mit dem Problem am Schalter gemeldet habe, sei es zu spät gewesen. „Ab einem gewissen Punkt sind uns die Hände gebunden."

Man habe vor Abflug alle noch fehlenden Passagiere namentlich ausgerufen. In solchen Fällen sei es im Übrigen üblich, schon einmal an Bord das betroffene Gepäck zu lokalisieren, um es schnell wieder ausladen zu können, falls Passagiere nicht einträfen. Denn wenn ein Flugzeug einen sogenannten Slot am Drehkreuz Palma nicht einhalte, zöge das massive Probleme in der Flugabwicklung des gesamten Tages nach sich.

Infolge des verpassten Flugs habe seine Tochter nun die ersten drei Schultage verpasst, sagt Dörner. Auf eine Erklärung von Air Berlin warte er noch immer. Manitz bittet um Geduld und verweist auf die Bearbeitungszeit aufgrund der Absprache mit Palma.

Hintergrund:

Für sogenannte Unaccompanied Minors (UMNR, alleinreisende Kinder) haben die Airlines ähnliche Angebote und Vorschriften. Während Kleinkinder in der Regel nur in Begleitung der Eltern oder eines Erwachsenen fliegen dürfen, gibt es speziell für Kinder zwischen fünf und elf einen anmeldepflichtigen Begleitservice. Die UMNR werden abgeholt und abgeliefert, auf Palmas Airport steht dafür laut Aena ein kürzerer Weg durch die Sicherheitsschleuse für Inselflüge zur Verfügung. Die Begleitperson muss bis zum Start des Fliegers auf dem Airport bleiben. Abholer am Zielflughafen müssen sich ausweisen. Der Service kostet bei deutschen Airlines rund 30 bis 40 Euro pro Flug.